„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Röm 15,7 (Jahreslosung 2015)

Wenn das alte Jahr sich langsam verabschiedet und das neue naht, machen wir uns spätestens am Silvesterabend darüber Gedanken, was wir im neuen Jahr besser machen können. Wir fassen gute Vorsätze. Das kann vieles betreffen. Die einen wollen aufhören zu rauchen, andere wollen abspecken und mehr Sport treiben, wieder andere nehmen sich vor, sich mehr um die Familie zu kümmern.

Die Jahreslosung für 2015 aus dem Römerbrief des Paulus klingt auch wie eine Aufforderung des Apostels, die als guter Vorsatz für das neue Jahr dienen kann. Wir sollen einander mehr annehmen, mehr füreinander da sein und Sorge füreinander tragen. Wir sollen uns mehr umeinander kümmern.

Wenn Paulus eine solche Ermahnung ausspricht, tut er dies aber nicht aus sich selbst heraus. Der christliche Glaube ist immer die Grundlage seines Denkens und Handelns. So hat jede Ermahnung an uns Christinnen und Christen ihre Voraussetzung in der Barmherzigkeit Gottes: Weil wir Gottes geliebte Kinder sind und er uns durch Jesus Christus gezeigt hat, dass er uns so annimmt wie wir sind, sollen auch wir uns untereinander annehmen und füreinander da sein. Paulus sagt es in seinen Briefen immer wieder: Zuerst kommt der Zuspruch der Liebe Gottes und dann erst sein Anspruch, nach Gottes Willen zu leben.

Wenn wir es kirchenjahreszeitlich einordnen wollen, können wir auch sagen, dass vor der Ermahnung zum Jahreswechsel die frohe Botschaft von Weihnachten steht, in der Gott uns durch die Geburt seines Sohnes gezeigt hat, wie sehr er für uns da sein will. Im Kind in der Krippe offenbart er uns seine Liebe. Aber wie kann diese gegenseitige Annahme im Alltag konkret aussehen?

Es gibt viele Bewährungsfelder, auf denen man dieses gegenseitige Annehmen aus dem Glauben heraus umsetzen kann. Einige Beispiele seien genannt: In Familien treffen immer auch unterschiedliche Charaktere und Lebenserfahrungen aufeinander. Hier können nicht nur Junge und Alte füreinander da sein, sondern auch Erfolgreiche und weniger Erfolgreiche. In unserer Kirchengemeinde pflegen wir eine gute Gemeinschaft in Gruppen und Kreisen. Und doch könnten wir noch mehr aufeinander achten und uns gegenseitig helfen. Wo geht es jemandem schlechter, als er nach außen hin zugeben will? Wo sind Menschen einsam? Wo brauchen welche Stärkung im Glauben? Und aus konkretem Anlass: Im alten Katharinenhospital werden Flüchtlinge aus aller Herren Länder untergebracht. Zeigen wir ihnen, dass uns ihr schweres Schicksal nicht egal ist, heißen wir sie willkommen und stehen ihnen  in schweren Zeiten bei.

Pfarrer Joachim Schuler