Ich gebe zu: Geduld ist wirklich nicht meine Stärke!

Zappelig sitze ich vor dem PC. Eigentlich wollte ich nur eben schnell eine Telefonnummer von jemandem herausfinden, den ich unbedingt heute noch anrufen soll.
Und gleich habe ich eine Verabredung. Aber es geht nun mal nicht so, wie ich mir das vorstelle. Ich finde die Nummer einfach nicht, und der PC ist heute auch extra langsam, nur um mich zu ärgern.
Das Warten nervt. Am Schreibtisch genauso wie im Wartezimmer vom Zahnarzt.

 

Letzte Woche sollte der neue Kühlschrank geliefert werden. Die nette Dame am Telefon sagte, er käme am Dienstag, aber sie könne nun wirklich nicht sagen, wann. Da könnte ich vor Wut ins Kissen beißen. Vom Morgen an habe ich gewartet und mich kaum unter die Dusche getraut, nur um ihn nicht zu verpassen. Und wann kam das gute Stück? Um vier Uhr am Nachmittag! Na toll, was hätte ich alles bis dahin erledigen können!
Oder kennen Sie das auch, wenn Sie in eine endlose Telefon-Warteschleife geschickt werden? Auf die Minuten mit der netten Melodie, die dann aus dem Telefon kommt, kann ich gut verzichten.

Wäre es nicht viel schöner, wenn man überhaupt nicht mehr warten müsste?

 

Aber Moment mal! Manchmal ist das Warten doch auch schön. Wie aufregend war es doch am Heiligabend, wenn wir auf das Christkind gewartet haben? Da kamen abenteuerliche Geräusche aus dem Wohnzimmer: ein Rascheln, ein Knistern, ein Flüstern. Aber zu sehen war... nichts: Die Glastür wurde stets mit einem Laken zugehängt. Im Fotoalbum meiner Kindheit gibt es ein Bild, auf dem ich, etwa vierjährig, durch das Schlüsselloch der Küchentür blinzele, während drüben im Wohnzimmer allerlei geheimnisvolle Dinge passieren.

 

Wartezeit kann also auch eine gute Zeit sein. Dann hilft sie mir, die Vorfreude auf etwas, das ich ERwarte, so richtig auszukosten.
So geht es mir immer, wenn ich unseren Sommer-Urlaub plane. Meistens legen wir uns schon um Weihnachten herum fest. Dann hält die Vorfreude ein halbes Jahr an. Auch in diesem Jahr machen wir das so, denn wir haben Hoffnung, trotz allem! Reiseführer werden besorgt, Wanderkarten türmen sich auf dem Wohnzimmertisch; wenn ich sie erblicke, steigt die Laune gleich viel höher. So macht Warten Freude!

Besonders viel Vorfreude macht mir stets das Warten auf ein Treffen mit unseren Enk(g)elchen, von denen uns knappe hundert Kilometer trennen. Wenn sie sich zum Besuch ansagen, bin ich fast so aufgeregt wie damals vor einer Verabredung mit der großen Liebe.

 

Warten und ERwarten gehören zusammen. Die Wartezeit sorgt zusammen mit der Vorfreude dafür, dass das, was kommt, für mich ganz besonders wertvoll wird. Es wird dann viel wertvoller als etwas, das ich jederzeit sofort haben könnte. Denn das, was ständig möglich ist, verliert auch schnell seinen Reiz, stimmt’s?
Im Jakobusbrief werden wir auch zur Geduld ermahnt. Wer dieser Jakobus war, wissen wir nicht genau. Aber er schreibt diesen Brief unter dem Namen von Jesu Bruder. Das weist auf eine große Autorität hin.

 

Jakobus schreibt folgendes (Jak. 5,7-8):

Übt euch in Geduld, Brüder und Schwestern, bis der Herr wiederkommt! Seht, wie der Bauer auf die köstliche Frucht seines Ackers wartet: Er übt sich in Geduld: So lange bis Frühregen und Spätregen gefallen sind. So sollt auch ihr euch in Geduld üben und eure Herzen stärken. Das Kommen des Herrn steht nahe bevor.

Mit dem Advent ist das genauso. Er soll eine Zeit des Wartens und der Vorfreude sein. Die Adventszeit kann eine reiche Zeit für mich werden, wenn ich sie nutze um mich vorzubereiten. Um mich auf die Ankunft Jesu vorzubereiten. Und damit meine ich nicht nur das geschäftige Wuseln, um die Geschenke zu besorgen, das Festessen zu kochen und die Wohnung zu schmücken. Klar, das gehört auch zum Fest dazu! Ich meine aber eher die innere Vorbereitung, die wir alle uns so oft wie möglich gönnen sollten. Vielleicht mal am Abend den Fernseher auslassen und stattdessen:

Zur Ruhe kommen, eine Kerze anzünden, eine CD mit guter Musik auflegen und offen werden für Gottes Nähe.
Ein Gebet sprechen, ein gutes christliches Buch lesen, den Tag noch einmal Revue passieren lassen und ihn in Gottes Hände legen.
Advent: Wir hoffen und warten darauf, dass Jesus Christus zu uns kommt.

  • Nicht nur auf die Erde.
  • Nicht nur in die Krippe.
  • Nicht nur zu den Hirten.
  • Sondern zu jedem von uns:

Um die Welt zu verändern und um Gottes Liebe überall hin zu bringen, damit die Liebe regieren kann!

 

Einen gesegneten Advent wünsche ich Ihnen und euch
Regina Löwenstein-Hausmann

 

 

Regina Löwenstein-Hausmann ist Diakonin in unserer Gemeinde.
Die Fotos stammen aus Ihrem Familienalbum.

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