„Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.“ Lukasevangelium 2, 30-31 (Monatsspruch Dezember 2023)
Dieser Simeon, der nur einmal im Neuen Testament hier im Lukasevangelium vorkommt, ist zu beneiden. Er ist ein frommer und gottesfürchtiger Mann. Durch den Heiligen Geist lässt Gott ihm mitteilen, dass er nicht sterben werde, bevor er den Heiland, den Sohn Gottes, gesehen habe. Glauben heißt für ihn also warten; warten auf den Moment, bis Gottes Wort in Erfüllung geht.
Adventszeit ist auch für uns heute Wartezeit! Doch wird dieses Warten in den Adventswochen unterschiedlich wahrgenommen: Kinder können es kaum erwarten, bis es Weihnachten ist und sie im Familienkreis in festlicher Atmosphäre ihre Geschenke bekommen. Erwachsene warten sehnlichst auf das Familienfest zu Weihnachten und freuen sich darauf, ihre Lieben wieder um sich zu haben. Anderen wird vielleicht die Zeit bisWeihnachten zu knapp – v.a. in diesem Jahr, wenn der 4. Advent Heiligabend ist -, weil sie vorher noch so viel zu erledigen haben und nicht wissen, wie sie das alles schaffen sollen. Und wieder andere haben vielleicht Angst vor den Weihnachtstagen, weil sie wissen, dass sie allein sein werden.
Simeon ist ein alter Mann und trägt die Verheißung Gottes in seinem Herzen. Eines Tages nun wird er vom Heiligen Geist in den Tempel von Jerusalem geführt. Dort sind auch Maria und Josef zugegen, um ihr Baby Jesus nach dem mosaischen Gesetz beschneiden zu lassen. So geht die Verheißung für Simeon in Erfüllung. Er darf Jesus in die Arme schließen. Er sieht ihn und spürt ihn. Und erkennt in ihm den Heiland. Daraufhin dankt und lobt er Gott mit den Worten unseres Monatsspruchs: „Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.“
Dabei ist darauf hinzuweisen, dass es im griechischen Urtext heißt, Simeon empfange das Jesuskind. Er nimmt sich nicht aktiv das Baby (wie es in den deutschen Bibeln übersetzt ist), sondern es wird ihm gereicht. Er ist also passiv und empfängt. Simeon ist Empfangender. Simeon ist Be-schenkter. So wie wir alle Beschenkte sind, wenn uns an Weihnachten im Kind in der Krippe Gottes Liebe begegnet.
Adventszeit ist Wartezeit. Eine Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Ich wünsche uns, dass wir neben aller Hektik und dem vielen, was uns in diesen Wochen beansprucht, die Zeit finden, uns auf das Wesentliche von Weihnachten zu besinnen: Dass wir wie Simeon Beschenkte sind, wenn uns an Weihnachten im Kind in der Krippe Gottes Liebe begegnet.
Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest! Pfarrer Joachim Schuler