Liebe Leserinnen und Leser!
Am 01. Januar 2023 hatte unsere Gemeinde Geburtstag und ist 25 Jahre alt geworden. Zu diesem Datum hatten sich 1998 die damaligen Kirchengemeinden Willich und Schiefbahn-Neersen zur Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Willich zusammengeschlossen. Wie das bei wichtigen Geburtstagen und Jubiläen oft ist, wollen wir diesen Geburtstag mit einem großen Gemeindefest im Sommer am Sonntag, 27. August 2023 feiern. Dazu sind alle schon jetzt herzlich eingeladen!
Die biblische Geschichte, die „die“ Geschichte unserer Gemeinde ist, ist natürlich die Geschichte der Emmausjünger (Lukasevangelium, Kapitel 24,13ff). Sie wandern von Jerusalem nach Emmaus und sind voller Trauer, da Jesus am Kreuz gestorben ist. Voller Trauer gehen sie ihres Weges, werden dann von einem Unbekannten begleitet, der scheinbar gar nichts von diesen Geschehnissen mitbekommen hat. So gehen diese drei ihren Weg gemeinsam nach Emmaus. Unterwegs erklärt ihnen der Fremde, warum das alles mit Jesus geschehen musste. Am Ziel angekommen laden sie den Fremden ein in ihr Haus. Als er das Brot bricht, erkennen sie: es ist der Auferstandene. Es ist Jesus Christus! Er ist auferstanden und diese frohe Botschaft müssen alle erfahren!
Die Emmausgeschichte ist eine meiner Lieblingsgeschichten. Sie erzählt uns von Trauer und Leid, von Freude und Gemeinschaft. Und von der Gewissheit: Jesus Christus ist da und bei uns und mit uns auf dem Weg. 25 Jahre Weg hat unsere Gemeinde zurückgelegt. Wir blicken zurück auf viele Höhepunkte im Gemeindeleben und die vielen kleinen, alltäglichen und kostbaren Begegnungen in Gruppen, Kreisen und im Gottesdienst. Wie aber blicken wir nach vorne, auf den Weg, der vor uns liegt? Voller Angst und Sorge, voll Hoffnung und Sehnsucht?
Ich denke, dass wir mutig und hoffnungsvoll nach vorne sehen können, wenn wir eins nicht vergessen: Jesus Christus ist mit uns unterwegs! Ihm können wir alles anvertrauen und vor allem darauf vertrauen, dass er da ist und uns begleitet. Mit dieser frohen Botschaft wollen wir in unser Geburtstagsjahr gehen.
Herzliche Grüße,
Ihr/ dein Björn Kalmus
ANgeDACHT – Archiv
„Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.“ Jesaja 11,6 (Monatsspruch Dezember 2022
weiterlesen„Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.“ Jesaja 11,6 (Monatsspruch Dezember 2022
Was für eine fantastische Aussicht ist der Monatsspruch für den Dezember? „Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.“ So heißt es in Jesaja 11,6. Kurz um: die Gesetze der Natur werden aufgehoben, erbitterte Feinde finden Schutz beieinander.
Wäre das nicht wunderbar? Alte Muster einfach ablegen. Alte Feindschaften begraben, vielleicht sogar neu beginnen und aus Feinden Freunde machen. Klingt utopisch? Vielleicht ist es das in dieser Radikalität auch. Zumindest nicht sofort. Sondern in kleinen Schritten… und zwar in ganz kleinen….
Wir bewegen uns ja wieder auf die Weihnachtszeit zu. Unser Erlöser wird geboren als kleines Kind. Und genau auf diese Geburt, auf diese Ankunft bereitet Jesaja mit seinem Text vor. Wenn Jesus zur Welt kommt, dann ist nichts mehr unmöglich. Es können sogar aus Fressfeinden Freunde werden und selbst die größten Raubtiere lassen sich von einem kleinen Jungen lenken. Bekanntlich sind ja „die größten Raubtiere“ wir selbst, der Mensch. Ich zumindest wüsste von keinem anderen Tier, dass seine Welt und seine Ressourcen so sehr ausbeutet wie wir es tun. Oder das so erbarmungslos seiner und anderer Spezies gegenüber ist.
Wenn also Jesus in unsere Welt geboren wird, dann will er aus uns die Wölfe, Panther und Löwen machen, bei denen sich alle anderen Geschöpfe nicht mehr fürchten müssen. Mit Jesu Geburt wird uns gezeigt: es beginnt im ganz Kleinen, mit einem winzigen Kind. Aber daraus erwächst unglaubliches, nie da gewesenes. Jesus beginnt mit kleinen Schritten und aus ihnen erwächst Veränderung und zwar radikal. Lassen Sie uns doch dieses Weihnachten mal auf unsere „kleinen Schritte“ achten. Wo können wir sie gehen? Wo werden sie schnell größer und überwinden Grenzen? Wo werden aus Fremden Freunde?
Ich wünsche uns allen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit. Kommen Sie gut ins neue Jahr!
Ihre Rebecca Lackmann
„Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“ Offenbarung 15,3 (Monatsspruch Oktober 2022)
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Die christlichen Zeitgenossen des Johannes, die diese Zeilen in seiner Offenbarung lasen, die er auf der Mittelmeerinsel Patmos geschrieben hatte, werden vielleicht mit dem Kopf geschüttelt haben. Wie konnte der Verfasser des letzten Buches im Neuen Testament nur eine solche Lobeshymne auf Gott zu Papier bringen? War angesichts der Situation der Christinnen und Christen in Kleinasien um das Jahr 90 n. Chr. nicht eher ein Gebet um Hilfe für die Verfolgten angebracht? Schließlich wurden sie wie nie zuvor von der heidnischen Bevölkerung und dem römischen Staat drangsaliert. Der regierende Kaiser Domitian wollte öffentlich als Gott verehrt werden. Dies war mit ihrem Glauben nicht vereinbar, so dass die Todesstrafe drohte. Dazu kamen lokale Pogrome durch die heidnische Bevölkerung, die immer wieder aufflammten. Nicht wenige Christen fielen vom Glauben ab.
Der Seher Johannes wollte in dieser Situation mit seiner Apokalypse Trost und Mut für die Christinnen und Christen in der Bedrängnis spenden. Gott hatte ihm die Ereignisse am Ende der Zeit offenbart, wenn Christus wiederkomme und Gott sein Reich aufrichte. Johannes‘ Botschaft war trotz der für uns heute fremden Sprachbilder klar und deutlich: Gott wird in Jesus Christus siegen und sein ewiges Reich aufrichten. Und darin werden weder Leid noch Schmerzen noch Tod Bestand haben. Es wird ein ewiges Friedensreich sein. Wenn der römische Kaiser jetzt auch wütet und die Christen leiden, wird Gott sich als der Sieger erweisen. Diese Botschaft sollte den Christen Mut und Hoffnung geben, um ihren Glauben zu bewahren.
Ich kann mir vorstellen, dass auch heute manche fragen, die diesen Monatsspruch lesen, wie kann man diesen Vers nachsprechen angesichts von Klimawandel, Krieg in der Ukraine und Corona-Pandemie? Wäre nicht eine Klage angebrachter? Die Antwort kann ähnlich wie damals lauten: Das Wissen um das gute Ende von Gott her und unser Vertrauen, dass er uns in Christus immer nahe ist, schenken uns Hoffnung für die Zukunft. Und unser Glaube gibt uns Mut und Kraft, für eine bessere Zukunft zu beten und dafür aktiv einzustehen. Machen wir uns die Zeilen von Hans-Joachim Eckstein zu eigen: „Es mag wie ein Widerspruch klingen, aber wer mit seinem Herzen ganz bei Gott ist und sich schon auf den Himmel freut, der hebt nicht etwa ab, er bleibt auf dem Boden. Er lässt sich von der Größe und Schönheit des Himmels beflügeln und steht mit beiden Beinen auf der Erde.“
Pfarrer Joachim Schuler
„Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit“ Sirach 1,14 (Monatsspruch September 2022)
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Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich zur Schule gegangen bin. Mathe hat mir leider so gar nicht gelegen. Egal wie sehr ich mich bemüht habe - und das habe ich - die Formeln und Zahlen wollten nicht in meinen Kopf. Dem entsprechend waren meine Noten in diesem Fach. Fünf, mit Glück mal eine vier.
Angst damit nach Hause zu gehen hatte ich aber nie. Meine Eltern wussten, dass ich alles tat, aber es einfach nicht verstand. Sie schimpften nicht, sondern trösteten, waren da und gaben mir das Gefühl: „Auch, wenn du kein Mathegenie bist, du bist genauso toll wie du bist. Und wir lieben dich!“ Dieses Gefühl von bedingungsloser Liebe war das größte Geschenk, das sie mir geben konnten und bis heute geben. Und auch, dass sie immer an mich geglaubt haben, denn Fun Fact: durch den richtigen Nachhilfelehrer bin ich später richtig gut in Mathe geworden.
Bedingungslose Liebe, das fordert auch der Monatsspruch für den September. Er geht sogar noch weiter: Gott lieben ist für ihn Weisheit. Nicht Mathe, oder Englisch oder sonst ein Schulfach. Nicht Allgemeinbildung, nicht Philosophie. Nein, Gott lieben.
Ich kann ihm da nur zustimmen. Denn wie ich schon als Kind gelernt habe, war es die Liebe, die mich angetrieben hat weiterzumachen und mich als wertvoll anzusehen. Nicht die guten Noten, die es später dann geworden sind.
Gott zu lieben ist die höchste Form ihn zu ehren. Ihn als unseren Schöpfer zu schätzen und alles was er für uns tut. Bei ihm ist es nämlich ähnlich wie bei mir mit den miesen Mathenoten: egal was wir nicht gut können oder sogar falsch machen, wir können immer zu ihm kommen. Werden empfangen als wertvoll und wichtig. Genauso wie wir sind. Und das immer wieder.
Ihm diese Liebe bedingungslos zurück zugeben das ist unser Geschenk für alle die Geschenke, die er uns macht. Auf ihn zu vertrauen und vielleicht auch Gott immer wieder mit offenen Armen zu empfangen, wenn wir manchmal den Eindruck haben, dass er etwas gerade nicht richtigmacht. Denn seien wir ehrlich: manchmal denken wir das schon, oder? Warum greift Gott nicht ein? Hört er mich überhaupt? Klar, das ist unser mangelndes Vertrauen, weil wir nicht verstehen. Aber nichts desto trotz ist es ein immer wieder neues Einlassen auf Gott und kein Wegstoßen.
Liebe ist nie eine Einbahnstraße, sondern ein Fluss. Zwischen Menschen, aber eben auch zu Gott. Gott liebt uns und wir lieben Gott und andersrum. Das ist die allerschönste Weisheit.
Ihre Rebecca Lackmann
"Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod." Hohelied 8,6 (Monatsspruch Juni 2022)
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Wenn ich mit Brautpaaren den Traugottesdienst vorbereite, gilt es auch, eine biblische Lesung für den Gottesdienst auszusuchen. Oft fällt dann die Entscheidung zwischen dem 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes (Glaube, Liebe, Hoffnung) und einem Textabschnitt mit unserem Monatsspruch. Denn dieser klingt sehr romantisch und spricht unverblümt von der Liebe zwischen Mann und Frau.
Aber genau hier scheiden sich seit Jahrhunderten die Geister in der biblischen Wissenschaft: Ist das Hohelied im Alten Testament eine Sammlung von Liebesliedern oder spricht hier der Verfasser gleichnishaft von der Liebe zwischen Gott und seinem Volk Israel? Gute Argumente gibt es auf beiden Seiten.
Jedenfalls wird in der Bibel des Alten wie des Neuen Testaments von der Liebe Gottes gesprochen, ja geradezu von ihr geschwärmt. So sehr, dass der 1. Johannesbrief formuliert: „Gott ist die Liebe.“ (1 Joh 4,16). So hat also die Liebe ihren Ursprung in Gott und er ist der große Liebende, der Liebhaber allen Lebens. Gottes Botschaft an uns ist, dass seine Liebe unverbrüchlich ist.
Das ist an Jesus abzulesen. In Jesus nimmt Gottes Liebe Gestalt an: Wie er auf Menschen zugegangen ist und sie geheilt hat. Wie er ihre innere Zerrissenheit gespürt und ihnen ihre Sünden vergeben hat, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Wie er von Gott, unserem Vater im Himmel, erzählt und so den Menschen die Liebe Gottes verdeutlicht und so verkündigt hat. Und wie er – seine größte Tat – aus Liebe zu uns und somit für uns in den Tod gegangen ist zur Vergebung der Sünden. An Jesus ist abzulesen, wie konkret und gleichsam handgreiflich Gottes Liebe zu uns ist. So gewaltig, dass sie selbst den Tod für uns besiegt hat.
In einer Auslegung zu unserem Monatsspruch war zu lesen, dass Gottes Liebe in Jesus Christus „weltförmig“ sei. Ein Begriff, der die Wirkung dieser Liebe gut beschreibt. Denn sie formt wirklich die Welt nach Gottes Willen. Und zwar immer dann, wenn wir Menschen diese Liebe, die wir selbst erfahren, an andere weitergeben: in unserer Hilfe für andere, in einem tröstenden Wort an andere, in einer Spende für Notleidende, in einem Gebet für andere oder für den Frieden. Angesichts von Umweltkatastrophen wie der Pandemie oder dem Krieg in der Ukraine muss uns klar sein, dass wir die Welt nicht vollends nach Gottes Willen formen können. Aber wir können sie durch Gottes Liebe, die wir leben, Stück für Stück zu einem besseren Ort machen. Gott helfe uns dazu.
Ihr Pfarrer Joachim Schuler
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
wieder ist Krieg. Doch diesmal ist er nicht weit weg, nicht am Hindukusch und nicht irgendwo in Asien, sondern sehr nah, in Europa. In der Ukraine sprechen Waffen eine mörderische und menschenverachtende Sprache. Menschen sterben, werden verletzt, Frauen und Kinder fliehen, Männer greifen zu den Waffen, um ihre Heimat zu verteidigen.
In den Älteren werden bei den Bildern aus Kiew und der Ukraine Erinnerungen an den letzten Krieg wach, die etwas Jüngeren denken an die Stimmung der Kubakrise und ihre Befürchtungen bei der Stationierung der Mittelstreckenwaffen in Europa. Wenn dann noch von „Alarmbereitschaft atomarer Abschreckungswaffen“ die Rede ist, fürchten sich viele nicht zu Unrecht. Angst und Ohnmacht sind die beherrschenden Gefühle.
Man müsste doch etwas tun, etwas unternehmen. Hunderttausende haben es in den vergangenen Tagen getan, sind friedlich auf die Straßen gegangen, haben sich mit ihren Demonstrationen für den Frieden und für die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine eingesetzt.
Menschen – auch in unserer Gemeinde – haben sich zu Friedensgebeten versammelt, Kraft, Trost und Zurüstung im Gebet gesucht und gefunden, sich in Fürbitte an die Seite der Leidenden gestellt.
Was hat Gott mit diesem Leiden zu tun? Hat er überhaupt etwas damit zu tun, oder lassen ihn Not, Angst, Leid und Tod unberührt?
Die Zeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt, verweist auf die eine, gültige Antwort, die die Bibel, die unser Glaube auf diese Fragen wagen darf.
Wir erinnern uns in diesen Wochen, und dann besonders konzentriert an den Kar-und Ostertagen, an das Leiden und Sterben Jesu. Sein unschuldiges Leiden, sein Sterben und sein Tod sagen uns: Gott hat am Kreuz das Leiden zu seiner eigenen Sache gemacht. Mit dem am Kreuz leidenden und sterbenden Jesus leidet Gott selbst, bleibt all dem nicht unbeteiligt fern, macht es zu seiner Sache, zu seinem Leiden.
Und überwindet es am dritten Tag. Denn Leiden und Tod sind nicht das Ende der Passionsberichte. An deren Ende steht die Botschaft: Gottes Liebe überwindet sogar den Tod. Seit dem Ostersonntag dürfen wir und alle hoffen und vertrauen, dass Gott alles und alle zu einem guten Ende führen wird.
Dieser Glaube gibt Vertrauen und Kraft. Er gibt auch die Energie und Fantasie zum Handeln, zum Helfen und zum Gebet. Und er gibt die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt, auf Frieden und darauf, dass Menschen, die zusammenstehen, die Welt verändern können.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pfarrer Rolf Klein
Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Johannes 6,37 (Jahreslosung 2022
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Vor ein paar Tagen hat sich bei mir eine ehemalige Freundin gemeldet. Lange Jahre waren wir sehr gut befreundet gewesen, aber dann hatten sich unsere Leben auseinanderentwickelt. Wir beide haben Dinge getan, die die Andere verletzt haben und wir beide fühlten uns im Recht. Die Folge war, dass wir nicht mehr miteinander gesprochen haben, jetzt seit mindestens 1 ½ Jahren. Aber vor ein paar Tagen dann tauchte auf meinem Handy eine Nachricht auf von einer Nummer, die ich nicht eingespeichert hatte. „Wie geht’s dir?“ Einfach so, aus dem Nichts. Das Profilbild verriet mir, dass sie es war. „Was will sie?“ dachte ich sofort. Ich spürte Misstrauen über die so harmlose Frage. „Was mach ich jetzt?“. Antworten oder ignorieren? Die Tür für immer zuschlagen oder sie wieder ein Stück öffnen und ein Gespräch beginnen?
Ein „Türmoment“ - so wird das in der Auslegung der Jahreslosung beschrieben. Ich finde diesen Begriff sehr schön und passend. Solche „Türmomente“ kennen wir schließlich alle. Der banale „Türmoment“ wenn wir einen Raum betreten wollen und nicht wissen, was uns hinter der Tür erwartet. Aber eben auch die zwischenmenschlichen „Türmomente“.
Unsere Jahreslosung gibt uns ein Versprechen. Jesus sagt uns: Wenn ihr an meine Tür klopft –und es ist ganz egal wie lange ihr nicht mehr davor standet - dann wird sie offen sein. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Diese Aussage nimmt Angst vor einem Neuanfang, oder nicht? Und auch Jesus bittet uns, dass wir ihn nicht abweisen, wenn er bei uns „anklopft“.
Ich antwortete meiner ehemaligen Freundin: „Mir geht’s gut, ich hoffe, dir und deinem Mann und deiner Tochter auch.“ Und sie antwortete mir, dass es ihr nicht gut ginge, dass sie Probleme in der Familie hätte. Und so schrieben wir hin und her, als ob es niemals eine Tür gegeben hätte.
Diese „Türmomente“ wünsche ich uns allen in diesem neuen Jahr!
Ihre Pfarrerin Rebecca Lackmann
Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR. Sacharja 2,14 (Monatsspruch Dezember 2021)
Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR. Sacharja 2,14 (Monatsspruch Dezember 2021)
Liebe Gemeinde,
wenn Sie diese Ausgabe des Rundblick in Händen halten, sind es nur noch ganz wenige Wochen bis Weihnachten.
Wenn sich nicht erneut dramatische Entwicklungen ergeben, werden Sie, werden wir es wieder so feiern, wie wir es gewohnt sind und im letzten Jahr so schmerzlich vermisst haben.
Wir werden wieder Gottesdienst feiern können, Familie, Freunde und Bekannte am Weihnachtsbaum versammeln, singen, lachen, gut essen, das Fest genießen.
Darauf freuen wir uns schon heute.
Dabei werden wir wohl nicht vergessen, was die letzten Monate, eigentlich die letzten 1 ¾ Jahre vielen Menschen bei uns, in unserem Land und in der Welt zugemutet und abverlangt haben: Corona, Hochwasser, Abschiede und Einschränkungen.
Vielleicht ist gerade wegen all dieser Ereignisse unsere Freude wenn auch stiller, so doch größer.
Mit der Freude verbunden ist für manchen auch die Dankbarkeit dafür, wie er oder sie in der letzten Zeit behütet und bewahrt wurde, von Unfall oder Katastrophe verschont geblieben oder genesen ist.
Zu Freude und Fröhlichkeit lädt auch der Monatsspruch aus dem Propheten Sacharja ein.
Den Grund dafür sieht er in dem Geschehen, das Kern und Mitte des Weihnachtsfestes ist:
Gott wohnt bei uns Menschen. Er kommt in diese Welt und er tut das nicht als ein unnahbares göttliches Wesen, er tut es, indem er einer von uns wird, Mensch wird.
In der Krippe von Bethlehem beginnt Gottes Weg zu uns, seine Menschwerdung, seine nun nicht mehr zu übersehende Nähe zu seinen Geschöpfen.
Gott wird Mensch. Gott wohnt in dieser Welt.
Das ist die Botschaft des Weihnachtsfestes. Nicht in einem fernen Himmel, nicht jenseits der Galaxien ist er, lässt er sich finden. Mitten unter uns, in dieser Welt wohnt er, ist er zuhause.
Wenn das so ist, dann ist ihm keine und keiner fremd, dann weiß er um unsre Ängste und Nöte, unsere Sehnsüchte und unsere Freude. Er kennt all das und er teilt es mit uns.
Wir glauben nicht an einen fernen, unnahbaren Gott. Wir glauben an den menschgewordenen, den nahen, den liebenden Gott, der sich in Jesus, im Kind in der Krippe zeigt, um bei uns zu sein, unter uns zu wohnen.
Darüber dürfen wir uns von Herzen freuen und fröhlich Weihnachten feiern.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen behüteten Übergang ins Jahr 2022.
Ihr Pfarrer Rolf Klein
Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken Hebräer 10,24 (Monatsspruch Oktober 2021)
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Ich schreibe diese Zeilen Anfang September 2021 und Corona ist immer noch. Als die Pandemie vor rund 18 Monaten begann, hätte ich nie gedacht, dass sie so lange anhalten würde. Das damals beste Mittel, das man neben diverser Hygienemaßnahmen gegen eine Infektion hatte, war es, Abstand zu halten, sich voneinander zu distanzieren. Denn jede enge Begegnung – epidemiologisch Kontakt genannt – brachte Gefahren mit sich. Also schlossen wir Gruppen und Kreise, räumten die Kirchen um, spannten Flatterband zwischen den Bankreihen und verzichteten wochenlang sogar auf Präsenzgottesdienste. Vieles lief stattdessen über Internetkonferenzen und Telefonanrufe. Kreative Ideen kamen hinzu. Denn wir wollten gerade unsere älteren Gemeindeglieder nicht gefährden.
Doch trotz allem Einfallsreichtum bleibt Abstand Abstand und Distanz Distanz. Die Folge ist Vereinzelung und manchmal resultiert daraus Vereinsamung.
Der Hebräerbrief aus dem Neuen Testament stellt die Gemeinschaft in den Mittelpunkt und ist damit hochaktuell. Die Gemeinschaft mit Gott, die uns Jesus Christus schenkt, und als Folge davon, die Gemeinschaft von uns Christinnen und Christen untereinander, die wir in unseren Gemeinden mit Leben füllen. Dieses Gemeindeleben war in den vergangenen anderthalb Jahren sehr eingeschränkt. Jetzt, nach den Sommerferien, läuft langsam alles wieder an. Den Impfungen sei Dank.
Unser Monatsspruch Oktober gilt natürlich zu allen Zeiten, gerade in einer Pandemie. Aber jetzt, da wir uns wieder näher kommen, können wir uns von seinen Empfehlungen inspirieren lassen: Wir sollen aufeinander achtgeben, was nicht heißt, einander kontrollieren („Wo warst du heute?“), sondern emphatisch und sensibel sein und merken, wenn wir einander im Alltag brauchen und vielleicht Unterstützung und Hilfe notwendig ist.
Ebenso mahnt der Hebräerbrief dazu, über den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinauszusehen und Bedürftigkeiten in den Blick zu nehmen. Er nennt das gute Werke tuen. Einige Beispiele dazu: Wo ist meine Hilfe in meiner direkten Umgebung, z.B. in der Nachbarschaft, nötig? Wie kann ich den Flutopfern der letzten Monate helfen? Gibt es Möglichkeiten, Flüchtlingen aus Afghanistan unter die Arme zu greifen? Möglichkeiten gibt es viele, Liebe zu üben und uns gegenseitig dazu anzuspornen, indem wir als gutes Beispiel vorangehen. ‚Denn es gibt nichts Gutes, außer man tut es‘ (Erich Kästner).
Ihr Pfarrer Joachim Schuler
"Sommer"
"Sommer"
Liebe Gemeinde,
sind Sie auch urlaubsreif? Wie sehr sehnen sich alle nach der Wärme, den langen, schönen Tagen und Abenden der schönsten Jahreszeit. "Ja, ich bin urlaubsreif", so sagen Sie. Aber - bin ich auch reif für den Urlaub? Beides hört sich sehr ähnlich an - und doch ... Es ist spannend, dass dieses kleine Wörtchen "reif" in der deutschen Sprache einen doppelten Sinn hat.
"Ich bin urlaubsreif" - damit will man sagen, dass man von allem die Nase gestrichen voll hat, dass es einem bis oben hin steht, dass man einfach nur weg will und vor allem hier raus. Ich glaube, das geht vielen im Moment so.
"Ich bin reif" dagegen meint, eine gewisse Vollendung erreicht zu haben, zum Beispiel wie bei einer Frucht, die gepflückt werden kann. Eine gewisse Reife zu haben, bedeutet dann, einen Wachstums- oder Lebensabschnitt erfolgreich abgeschlossen zu haben. Das meinte das früher übliche Wort "Reifeprüfung" für den Abschluss des Gymnasiums. „Ja, ich bin urlaubsreif", aber - bin auch "reif" für den Urlaub? Oder, mit anderen Worten: "Habe ich die Kunst des Urlaubmachens" überhaupt gelernt? Das soll nämlich keine Flucht aus dem Alltag sein. Das ist auch keine Reduzierung des "Lebens" auf diese Tage und Wochen des Jahres.
Die "Kunst des Urlaubmachens" bedeutet vielmehr, im Urlaub sehr bewusst ein Gegengewicht zum Alltag zu setzen, ohne diesen aber dadurch entwerten zu wollen. Alltag und Urlaub - zwei Bereiche, die sich ergänzen und deswegen zusammengehören. Alltag und Urlaub - zwei Bereiche, die gemeinsam beitragen zu einem gelungenen Leben. Alltag und Urlaub - zwei Bereiche, die uns vom Schöpfer vorgegeben sind. Denn in sechs Tagen erschuf Gott die Welt, und am siebten ruhte er. Und sein Sohn Jesus Christus suchte zwischen seinen Predigten auch immer wieder die Ruhe und das Alleinsein. Warum sollten wir es anders machen?
Und ein zweiter Gedanke. Vielleicht verschafft uns diese bewusste Auszeit eine Antwort auf die Frage: "Gott, wo bist Du?" Denn besonders im Sommer sind überall die Spuren Gottes zu entdecken: Im Singen der Vögel, in den prächtigen Farben der Blumen, im satten Grün der Bäume.
Die Welt, sie ist Gottes Schöpfung, sie trägt Gottes Handschrift und zeigt: Gott thront eben nicht fern im Himmel, sondern er ist uns Menschen so nah wie die Luft, die wir atmen, wie die Sonne, die uns wärmt. Gott hat uns reich und überreich mit der Schönheit dieser Welt beschenkt. Vielleicht ist der Sommer eine besondere Gelegenheit, noch einmal ganz neu die Schönheit und Einzigartigkeit von Gottes Welt wahrzunehmen und sich der Verantwortung wirklich zu stellen.
Lassen Sie uns also diese wunderbare sommerliche Zeit ganz bewusst wahrnehmen und leben, um uns diese Reife auch im alltäglichen zu bewahren.
Gottes Segen sei mit Ihnen. Bleiben Sie gesund!
Ihre Pfarrerin Rebecca Lackmann
„Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Monatsspruch Juli: Apostelgeschichte 17,27
„Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Monatsspruch Juli: Apostelgeschichte 17,27
Liebe Gemeinde,
„Wo ist denn Dein Gott?“ Diese Frage haben mir Menschen immer wieder gestellt. Meist war es in Situationen voller Not, Leid und Abschiedsschmerz.
Niemals bricht die Frage so drängend, so bedrängend auf wie in Zeiten von Katastrophen, Krankheit, Trennung und Tod.
Und selbst wenn nicht die Grenze dessen erreicht ist, was Menschen tragen und ertragen können, die Frage „Wo ist denn Dein Gott?“ steht immer wieder im Raum.
Es ist keine neue Frage und so haben Glaubende aller Zeiten ihre Antworten gewagt, gesagt und gesungen. In einem meiner liebsten Lieder aus dem Gesangbuch heißt es:
Luft, die alles füllet, drin wir immer schweben, aller Dinge Grund und Leben, Meer ohn Grund und Ende, Wunder aller Wunder: ich senk mich in dich hinunter. Ich in dir, du in mir, lass mich ganz verschwinden, dich nur sehn und finden.
Du durchdringest alles; lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte. Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen. (EG 165, 5+6)
Das Bild der Luft, die um mich herum ist, aber auch in mir, die wirkt, aber unsichtbar ist, spricht ich unmittelbar an, gibt mir Antwort auf die Frage „Wo ist denn Dein Gott? Unsichtbar und doch da, lebensnotwendig, erfrischend und belebend, so kann ich Gott erfahren, an mir, in mir.
Das drückt auch der Monatsspruch aus. Gott scheint nur manchmal fern. Er ist es aber nie wirklich. Er ist da und uns nah, wie die Luft, wie das Licht.
Um ihn zu finden, müssen wir uns nur öffnen, öffnen für die Luft, für das Licht, für das Leben, öffnen für die Erfahrung, dass Gott gegenwärtig ist. Diese haben Menschen aller Zeiten, die man gemeinhin Mystikerinnen und Mystiker nennt, gemacht und geteilt. Nicht in der Ferne, nicht im Himmel und nicht bei den Sternen haben sie Gott gesucht.
Sie haben ihn gesucht in der Stille, in seinem Wort, im Herzschlag, im Atem, im Licht. Und sie haben ihn gefunden. Wir können es auch, wenn wir uns öffnen für ihn, seine Gegenwart und sein Wort.
Bleiben Sie behütet, gesund und gesegnet.
Ihr Pfarrer Rolf Klein
Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung Kolosser 1,15 (Monatsspruch April 2021)
weiterlesenChristus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung Kolosser 1,15 (Monatsspruch April 2021)
Dieser Bibelvers klingt nach hoher Theologie. Er hört sich für unsere Ohren verkopft und theoretisch an. „Es ist mir sehr weit entfernt. Und gerade jetzt in der Coronakrise will mir das noch sehr viel weiter weg erscheinen“, schreibt Pastor Michael Freitag in seiner Auslegung zum Monatsspruch.
Ich schreibe diese Zeilen Anfang März. Seit einem Jahr bestimmt nun das Virus unseren Alltag. Restaurants, Geschäfte, Museen, Theater und Kinos sind momentan geschlossen. Kontakte zwischen Menschen werden nach wie vor reglementiert. So sehr das alles in einer Pandemie notwendig ist, um Infektionen zu reduzieren, stöhnen viele unter diesen Maßnahmen, weil ihre psychischen und körperlichen Kräfte zur Neige gehen. Für den ein oder anderen steht sogar die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel.
Und dann ein solcher Monatsspruch? Als der Apostel Paulus seinen Brief in die kleinasiatische Stadt Kolossä schreibt, sind die Christen auch dort im Krisenmodus. Vermeintlich christliche Prediger haben sich in der Gemeinde breit gemacht, die bewusst gegen Paulus agitieren. Sie machen den Menschen Angst. Die antike Welt sei jederzeit vom Untergang bedroht. Die Grundelemente der Welt seien im Kampf miteinander. Naturkatastrophen seien die unausweichliche Folge. Damit treffen sie auch den Nerv zeitgenössischer Philosophie. All dies sorgt für ein Klima der Unsicherheit und Angst.
Die Situation der Christen in Kolossä und unsere heute scheinen sich zu ähneln. Was schreibt Paulus dazu, der hunderte Kilometer entfernt in Ephesus missioniert? Er antwortet mit einem Loblied auf Christus auf die Sorgen und Ängste der Christinnen und Christen in Kolossä. Aber nicht um in theologische Sphären zu entfliehen, sondern um mit diesem Hymnus eine Botschaft nach Kolossä zu senden: Habt keine Angst und fürchtet euch nicht vor den Mächten und Gewalten dieser Welt! Denn Christus ist da! Er ist der Herr über alle Mächte und Elemente in der Natur!
Paulus konnte damals seine Mitchristen beruhigen. Weil er ihnen mit diesem Bekenntnis zu Jesus Christus Halt gegeben hat, sie in ihrem Glauben vergewissert hat.
So kann der Monatsspruch auch unsere Sichtweise verändern: Ähnlich wie die österliche Auferstehung den karfreitaglichen Tod überwindet, kann mit dem paulinischen Loblied auf Christus unser Vertrauen in Gottes Fürsorge wachsen. Wir sind durch ihn und in ihm geborgen und behütet, egal was noch kommen mag. Er ist der Herr über allem und immer für uns da. Er lässt uns nicht im Stich! Darauf können wir vertrauen.
Pfarrer Joachim Schuler
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36 Jahreslosung 2021)
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36 Jahreslosung 2021)
Liebe Gemeinde,
ich schreibe diese Zeilen an der Wende der Jahre. Ein Jahr liegt hinter uns, wie wir es noch nie erlebt haben. Seit dem Frühjahr hatte und hat Corona uns und unseren Alltag fest im Griff. Einschränkungen wechselten mit Lockerungen und mit Lock-down. Gebannt haben wir auf die Inzidenzwerte geschaut, erschüttert die Zahl der Toten steigen sehen.
Das letzte Osterfest konnten wir nicht wie gewohnt feiern, es gab keine Präsenzgottesdienste. Und wer erwartet oder gehofft hatte, dass es zu Weihnachten anders werden würde, sah sich spätestens eine Woche vor dem Fest enttäuscht. Jetzt hoffen wir auf ein besseres Jahr 2021. Wir hoffen und beten, dass wir, unsere Angehörigen und Freunde gesund bleiben oder gesund werden. Wir machen uns Sorgen und Gedanken, die um Arbeitsplatz und wirtschaftliche Lage kreisen.
Und hoffentlich vergessen wir nicht, was im vergangenen Jahr so wichtig war, das was mit dem Begriff Solidarität ausgedrückt wird. Jeder, der eine Maske getragen, jede, die auf Kontakte verzichtet, jeder, der für einen Nachbarn in Quarantäne eingekauft, jede, die regelmäßig telefonische Kontakte gepflegt hat, jeder, der an den Mitmenschen gedacht und für ihn etwas getan hat, jeder, der das Wort „Einer trage des anderen Last“ (Galater 6, 2) gelebt hat, jeder, der so gehandelt hat, hat sich als solidarisch erwiesen.
Die Bibel kennt das Wort nicht. Doch sie kennt das Verhalten, sie kennt die Haltung, die Verhalten bestimmt und prägt.
In der Bibel heißt eines der Worte, das Solidarität umschreibt: Barmherzigkeit.
Ein Blick auf das Wort in der Ursprache der Heiligen Schrift erhellt und verdeutlich seine Bedeutung.
In der Hebräischen Sprache bestehen alle Worte, Substantive wie Verben aus drei Buchstaben, die durch Vor- oder Nachsilben ihre jeweils besondere Bedeutung erlangen.
Das Grundwort für Barmherzigkeit bedeutet „Gebärmutter“.
Dieser Raum, in der Mitte der Mutter schafft neuem Leben Raum, behütet und schützt es, gibt Geborgenheit und Lebenskraft.
Von diesem Raum, aus dem wir alle kommen, abgeleitet ist die Haltung der Barmherzigkeit. Sie schafft neuem Leben Raum, behütet und schützt, gibt Geborgenheit und Lebenskraft. Wie eine Mutter ihr Kind umsorgt, alles für sein Wohl zu tun, ja zu opfern bereit ist, so wendet sich Barmherzigkeit dem Nächsten zu.
Die Motivation dazu kommt aus der selbst empfangenen Zuwendung und Fürsorge.
Die Jahreslosung erinnert uns daran, dass zuerst und zunächst Gott uns mit der Haltung einer Mutter begegnet, uns Lebensraum schafft und ihn erhält, uns mit einem aus der Mitte seines Sein kommenden Liebe begegnet. Weil wir das erfahren dürfen, weil das Grund unseres Lebens ist, darum können, darum sollen wir dem Menschen mit eben dieser Haltung und den entsprechenden Handlungen begegnen.
Und wie Gott nie damit fertig wird, uns mit Liebe zu begegnen, so bleibt es auch unsere lebenslange Aufgabe, die Barmherzigkeit, die wir empfangen haben weiterzugeben.
Mit dem Wunsch
„Bleiben Sie gesund“
grüßt Sie
Pfarrer Rolf Klein
Liebe Gemeinde,
weiterlesenLiebe Gemeinde,
ich schreibe diese Zeilen wegen des Redaktionsschlusses unseres Gemeindebriefs Anfang November 2020. Es ist gerade der zweite Tag des neuerlichen Lockdowns in Deutschland. An den Diskussionen im Fernsehen und den Berichterstattungen in den Zeitungen ist vor allem eines wahrzunehmen: Die Gefühlswellen schlagen hoch! Angst und Unsicherheit erfassen immer mehr Menschen wegen der rasant steigenden Infektionszahlen. Befürchtungen kommen hoch, wie eine nochmalige soziale Kontaktreduzierung von vielen verarbeitet werden kann. Enttäuschung ist auszumachen, ja bei manchen auch Wut, weil sie ihre wirtschaftliche Existenz bedroht sehen. Und viele fragen sich, ob wir Ende Dezember wirklich etwas unbeschwerter Weihnachten werden feiern können?
Auch ich beginne in diesen Tagen mit der Vorbereitung für Weihnachten. Da fällt mir ein Lied in die Hand, das zu meinen weihnachtlichen Lieblingsliedern gehört: Paul Gerhards „Ich steh an deiner Krippen hier“ (Ev. Gesangbauch, Nr. 37).
Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
und lass dir’s wohlgefallen.
Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer,
dass ich nicht möchte fassen.
Wann oft mein Herz im Leibe weint und keinen Trost kann finden,
rufst du mir zu: „Ich bin dein Freund, ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, o Bruder mein? Du sollst ja guter Dinge sein,
ich zahle deine Schulden.“
Paul Gerhard 1653
Paul Gerhard verfasst geradezu eine Liebeserklärung an das Jesuskind in der Krippe, die in der Anbetung Gottes in Jesus Christus gipfelt. „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen.“ Für Paul Gerhard, der während des Dreißigjährigen Krieges lebte und viel Leid gesehen hat und selbst ertragen musste, ist es aber keine einseitige oder gar grundlose Liebe, weil er sich gewiss ist, dass Gott ihn liebt und für ihn immer da sein wird: „Wann oft mein Herz im Leben weint und keinen Trost kann finden, rufst du mir zu: „Ich bin dein Freund, ein Tilger deiner Sünden.“
Noch mehr als in den Jahren zuvor rühren mich diese Zeilen von Paul Gerhard an, weil sie uns an das Eigentliche der Weihnachtsbotschaft erinnern: Gott ist im Kind in der Krippe zu uns gekommen, weil er uns liebt und wir bei ihm gut aufgehoben sind. Gerade in diesen nicht einfachen Zeiten will uns dieses Lied Trost und Zuversicht im Glauben schenken.
Ich wünsche uns allen eine besinnliche Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Joachim Schuler
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
wir tragen alle eine Maske.
Dieser simple Satz beschreibt zuerst unsere Corona-bestimmte Zeit.
Im Supermarkt, beim Bäcker, in der Schule, wir tragen alle (hoffentlich) eine Maske.
Der simple Satz kann aber auch anders verstanden werden, verstanden werden in dem Sinn, dass wir bestimmte Rollen spielen, uns verstecken hinter Masken, die etwas vorgeben oder vormachen.
Im Alltag, besonders im Beruf, gibt es viele Situationen, in denen es nicht nur hilfreich, sondern notwendig ist, dass der Mensch mir gegenüber nicht sieht, was ich wirklich denke und fühle.
Zuhause, in der Freizeit, unter guten Freunden kann dann so manche Maske fallen. Ich wage es, mein wahres Gesicht zu zeigen, mich zu geben wie ich bin.
Nur wenn ich eine Maske niemals abnehmen, immer eine bestimmte Rolle spielen muss, oder meine spielen zu müssen, wird es anstrengend, nervend. Bin ich überhaupt noch der, der ich eigentlich bin oder bin ich nur noch meine Maske, meine Darstellung, meine Performance?
Gedanken und Fragen, die ein ganz simpler Satz auslöst.
Mich bewegt bei dem Satz aber noch etwas anderes:
warum tragen wir in Corona-Zeiten die Maske?
Sie dient dem Schutz der anderen Menschen.
Ich reduziere durch die Maske die Gefahr, dass ich andere anstecke, denn ich weiß ja nicht, ob ich das Virus in mir trage.
In den Ländern Asiens, besonders in Japan, tragen Menschen schon sehr lange in der Öffentlichkeit Masken. Spüren sie auch nur die Ahnung eines Symptoms einer Erkältung, setzen sie zum Schutz der anderen Menschen eine Maske auf.
Nicht sich selbst schützen sie also, die anderen Menschen stehen im Mittelpunkt.
Die Maske lenkt den Blick von mir selbst weg auf die anderen hin.
Damit erfüllt sie eine sehr gute Funktion. Mit der Maske vollzieht sich ein Perspektivwechsel: nicht mehr meine Person steht im Focus, sondern der andere Mensch.
Wie bei einer Handykamera schalte ich um vom Selfie auf den anderen und die Welt, die jetzt nicht mehr nur Hintergrund für meine Person sind.
Von mir absehen, das ist eine Haltung, die uns allen gut tut, denn sie führt zu Rücksichtnahme und Mitgefühl, zu Verständnis und Toleranz.
Diese Haltung lehrt und lebt Jesus.
In seiner Aufforderung zur Nächstenliebe sind für ihn alle Gebote enthalten.
Mit dem Blick auf den anderen Menschen zu leben und nicht um sich selbst zu kreisen, nach dem Nächsten zu fragen, ihm zu helfen und für ihn zu sorgen, damit verändert sich nicht nur meine Sicht auf die Welt. Die Welt selbst verändert sich: sie wird menschlicher.
Und wenn Sie sich das nächste Mal über Ihren Mund-Nasen-Schutz ärgern, erinnern Sie sich vielleicht:
er schützt die anderen und zeigt ihnen, dass Sie nicht nur an sich denken.
Bleiben Sie gesund wünscht
Pfarrer Rolf Klein
„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“ Psalm 139,14 (Monatsspruch August)
weiterlesen„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“ Psalm 139,14 (Monatsspruch August)
Unser Monatsspruch im August ist Psalm 139 entnommen, der zu den bekanntesten und schönsten Psalmen der Bibel gehört. „Herr, du erforschest mich und kennest mich… Du verstehst meine Gedanken von ferne… Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ In wunderschönen Worten beschreibt der Psalmbeter, dass er sich bei Gott geborgen fühlt, der ihn ganz umgibt. Gleichzeitig ist ihm aber auch die gewaltige und unendliche Größe Gottes bewusst: „Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.“ Die Allgegenwart und Allmacht Gottes ist ihm auch Geheimnis und unbegreiflich: „Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß!“
Diese beiden Gefühle – Gottvertrauen einerseits und Ungewissheit darüber, was noch alles kommt, andererseits – spiegeln unseren Gemütszustand mitten in der Corona-Krise gut wider. Ich schreibe diese Zeilen wegen des Redaktionsschlusses unseres Gemeindebriefs Anfang Juli. Die Infektionszahlen in Deutschland sind beruhigend niedrig und doch haben wir als Familie unseren Italienurlaub letzte Woche abgesagt, weil wir nicht wissen, wie sich die Situation entwickeln wird. Seit gestern wird über die Maskenpflicht in einigen Bundesländern diskutiert. Viele Menschen verhalten sich in ihrer Freizeit so, als gäbe es kein Virus. Wo wird die Entwicklung hingehen? Wird es eine zweite Welle im Spätsommer und Herbst geben, wenn die Menschen aus dem Urlaub zurückgekehrt sind oder haben wir Deutsche alles im Griff? Fragen, die nicht nur mir im Kopf herumspuken.
In einer solchen Situation tut es mir gut, dass der Monatsspruch meinen Blick auf die Schönheit in Gottes Schöpfung lenkt. Für all das Wunderbare, das mich umgibt, kann ich dankbar sein: Das saftige Grün niederrheinischer Wiesen und Felder. Blühende Blumen im Garten. Strahlender Sonnenschein und tiefblauer Himmel. Und die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen, die mich umgeben. Ja, auch ich selbst bin wie jeder Mensch ein Wunder in Gottes Schöpfung.
Mit dieser Dankbarkeit wächst auch mein Vertrauen in Gottes Fürsorge und ich kann mit dem Psalmbeter mitsprechen: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir… Ich danke dir dafür.“ Das Gebet stärkt mein Gottvertrauen und gibt mir Kraft für all das, was die Zukunft noch bringen mag.
Pfarrer Joachim Schuler
"Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Johannes 8,12)
"Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Johannes 8,12)
Liebe Gemeinde,
Das Corona-Virus hat unser Land und die Welt fest im Griff. Einschränkungen, Verbote, Beschneidung von Grundrechten bestimmen das Alltagsleben. Man kann nicht wie gewohnt seinen Alltag gestalten, vertraute Routinen sind weggebrochen.
Soziale Kontakte sind auf ein Mindestmaß beschränkt, Enkel können Opa und Oma nur per Telefon oder Skype erreichen, Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen können nicht besucht werden.
Familien drängen sich in engen Wohnungen, Kinder können nicht wie gewohnt in Ganztagsschulen oder Kitas betreut werden, Homeoffice und häusliche Schularbeiten wollen nicht so recht harmonisch nebeneinander her funktionieren.
Gewohnte und liebe Freizeitaktivitäten müssen unterbleiben.
Der Weg vor die Haustür führt nur zum Einkauf, vielleicht zum Arbeitsplatz.
Große Veranstaltungen, auf die viele ein ganzes Jahr hin fiebern, fallen aus: Jahrmärkte, Schützenfeste, Konzerte, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten…
Viele haben Sorgen. Viele haben Angst.
Die eigene Gesundheit, die des Partners und der Kinder, der Arbeitsplatz, die Finanzen, all das kann durch das Virus bedroht und gefährdet werden.
Und wann sich die Verhältnisse normalisieren ist mit Gewissheit nicht zu sagen.
In den Tagen, da ich diese Zeilen schreibe, wurden gerade Beschränkungen gelockert, es zeichnet sich ab, dass Schulen und Kitas wieder öffnen, Prüfungen stattfinden.
Doch bleibt die bange Frage, ob ein erneuter Anstieg der Infektionen all diese Lockerungen schon sehr schnell wieder rückgängig macht.
Was wird werden?
Sorgen, Ungewissheit und Angst treiben die Menschen um.
Und die Kirchen?
Die Kirchen sind nun schon seit Wochen für Gottesdienste geschlossen, Gemeindehäuser verwaist, Gruppen und Kreise dürfen sich nicht treffen.
Zwar gibt es zahllose Angebote über elektronische Medien, Video-Gottesdienste und Andachten, Briefwurfsendungen, Hilfsangebote, Plattformen.
Doch etwas ganz Wesentliches fehlt: der gemeinsame Gottesdienst, Gesang, Gebet, Predigt werden von Menschen - gerade in dieser Zeit - schmerzlich vermisst.
Sogar der Abschied von einem lieben Menschen, die Beerdigung leidet unter den nötigen Schutzmaßnahmen. Kein Gottesdienst in Kirche oder Kapelle, nur zehn Trauergäste am Grab, das ist nicht der Rahmen, den man sich für eine schwere Stunde wünschen kann.
Dennoch sind alle Maßnahmen nötig und sinnvoll, denn sie schützen Leben, besonders das von älteren und kranken Menschen, von Menschen, die uns lieb sind.
Bei aller Einsicht in das Notwendige bleiben Fragen, Sorgen und Ängste.
Wie geht es weiter?
Was wird mit mir?
Was wird aus meiner Arbeit, meiner Familie, meinem Haus, dem Kredit?
Seit einiger Zeit höre ich die neue CD von Heinz-Rudolf Kunze „Der Wahrheit die Ehre“. Dort findet sich, als letztes Stück, der Titel: „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“ und der Refrain lautet:
„Das Licht, das in der Seele wohnt, das ist am rechten Ort. Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.“
Bei allem, was uns zur Zeit oder grundsätzlich belastet gilt unverbrüchlich die Aussage unseres Glaubens, dass nicht die Dunkelheit sondern das Licht siegt, das letzte Wort hat.
Immer wieder - bis auf dieses Jahr - haben wir in der Osternacht den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, des Lebens über den Tod, der Liebe über die Trennung begangen und gefeiert.
In die bis dahin dunklen Kirchen wurde die neue, am Osterfeuer entzündete Osterkerze getragen, an ihr die Altarkerzen und die der Gläubigen in der Kirche entzündet.
So wurde es zunächst in den Kirchen, dann draußen in der Welt hell.
„Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“, das konnten wir immer wieder zu Ostern sehen, hören, erfahren.
Auch wenn das in diesem Jahr anders war, die Botschaft, die Mitte unseres Glaubens bleibt:
mit und durch die Auferstehung Jesu von den Toten hat Gott die Macht der Dunkelheit und des Todes gebrochen. Sie haben nur noch vorletzte, nicht letzte Worte.
Das Licht, das von dieser Botschaft ausgeht, erwärmt und erleuchtet uns im Innersten, in der Seele, ja der Glaube daran ist Licht in der Welt, Licht in der Seele.
Unsere Seele ist unser Kern, unsere Mitte, unser Persönlichstes. Ob sie von Licht oder Dunkelheit beherrscht wird, bestimmt unser Leben und das der Menschen neben uns.
Eigentlich und ursprünglich ist sie ein Ort voll Wärme und Licht.
Wenn auch die Umstände dagegen zu sprechen scheinen, in uns scheint das Licht der Seele, das Licht der Hoffnung und des Glaubens.
Dieses Licht kommt nicht von uns selbst oder aus uns selbst, es ist das Geschenk, das mit dem ersten Atemzug in uns einkehrt.
Wenn dieses Licht schwächer wird, verdunkelt oder gar zu verlöschen droht, lässt sich dagegen etwas tun. Wir können vertrauen. Wir können beten. Wir dürfen wissen: da sind viele Menschen, die wie wir und mit uns glauben:
„Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.“
Bleiben Sie gesund
wünscht Ihnen
Pfarrer Rolf Klein
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
„Was wäre wohl geschehen, wenn….“
Haben Sie sich diese Frage schon einmal im Blick auf Ihr Leben und Ihr persönliches Schicksal gestellt?
Historiker haben in einem Buch verschiedene geschichtliche Situationen mit genau dieser Fragegestellung durchgespielt und die Szenarien entworfen, die entstanden wären, wenn Napoleon nicht bei Waterloo besiegt worden wäre oder wenn Hitler nicht an die Macht gekommen wäre. Man mag solche Gedankenspiele für müßig halten. Manchmal zeigen sie aber auf erstaunlich einleuchtende Art und Weise Zusammenhänge auf.
Stellen wir uns also einmal vor: was wäre wohl geschehen, wenn Jesus nicht auferstanden wäre?“
Man hätte ihn begraben, die Jünger hätten sich noch eine ganze Zeit ängstlich versteckt gehalten und wären einer nach dem anderen zu ihren Berufen und Familien in den Alltag vor der Begegnung mit Jesus zurückgekehrt.
Sicher hätten sie oft wehmütig an die Zeit mit Jesus, an seine Worte und Taten gedacht, sicher auch davon erzählt. Doch nach und nach wäre er in Vergessenheit geraten und die Enkel von Petrus und Johannes und den anderen Jüngern hätten nur noch vage Bruchstücke einer Erinnerung an den Wanderprediger aus Nazareth gehabt.
Es gäbe keine Kirche und keine Kirchengebäude. Es gäbe keine Gemeinden, keinen sonntäglichen Gottesdienst, keine Diakonie und keine Kirchengeschichte. Und es gäbe natürlich keine Emmaus-Kirchengemeinde und auch nicht diesen Rundblick und diese Andacht.
Das wäre geschehen, wenn…
„Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten.“ So schreibt Paulus im 1. Korintherbrief (1. Korinther 15, 20).
Diese Botschaft macht alles „was wäre wohl“ zunichte.
Jesus ist nach dem Zeugnis der Jünger und der Bibel auferstanden.
Nur darum konnten die Jünger von ihm berichten, sich nicht verstecken, hinausgehen in die Welt und Gemeinden gründen.
Zwei Dinge sind mir wichtig: zum einen, dass die Botschaft von der Auferstehung selbst ein deutliches Zeugnis ihres Geschehens ist. Es musste ein unbeschreibliches Wunder geschehen, damit die verängstigten und verzweifelten Jünger hinausgingen und zu Zeugen wurden. Ohne das Ereignis der Auferstehung wäre das nicht denkbar und nicht möglich.
Zweitens: das Fest, das wir in diesen Tagen feiern, Ostern, das Fest des Todes und der Auferstehung Jesu ist das Grunddatum unseres Glaubens und unserer Kirche. Es ist mit Weihnachten das wichtigste Fest, weil es uns an die Grundlage des Glaubens erinnert, an das Geschehen, das Paulus schlicht ausdrückt: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten.“
Es grüßt Sie ganz herzlich
Pfarrer Rolf Klein
"Ich glaube; hilf meinem Unglauben!" Markus 9,24 (Jahreslosung 2020)
"Ich glaube; hilf meinem Unglauben!" Markus 9,24 (Jahreslosung 2020)
Die Jahreslosung entstammt einem Dialog zwischen dem Vater eines schwerkranken Sohnes und Jesus. Der Vater bittet Jesus um Heilung seines Sohnes mit den Worten: „Wenn du kannst, so erbarme dich unser und hilf uns.“ Daraufhin Jesus: „Alles ist möglich, dem der da glaubt.“ Und der Vater antwortet: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Für mich spiegelt die Jahreslosung 2020 die Glaubenssituation des modernen Menschen wider. Immer dann, wenn wir vertrauen, können wir enttäuscht werden. Das gilt auch für unser Gottvertrauen. Auch unser Glaube kann wanken und Risse bekommen: Wenn wir das Elend in der Welt sehen, wenn wir an Totenbetten weinen, wenn unsere Bitte nach Heilung verwehrt bleibt oder wenn wir die Uneinsichtigkeit von Menschen erleben, die Raubbau an der Natur betreiben, dann zweifeln wir oder verzweifeln gar an Gott.
An einem solchen Punkt muss auch der Vater in unserer Geschichte gewesen sein. Wie oft wird er bei anderen schon um Hilfe gebeten haben für seinen Sohn. Aber ohne Ergebnis! Obwohl also der Zweifel so mächtig in ihm ist, besitzt er noch eine Resthoffnung, als er zu Jesus kommt. In seiner Bitte um Heilung schwingt beides mit: „Wenn du kannst“ – hier kommt sein Zweifel durch! – „so erbarme dich unser und hilf uns“ – hier drückt sich sein Gottvertrauen aus. Ein Kommentar zur Bibelstelle schreibt, der Vater komme mit leeren, aber geöffneten Händen zu Jesus, trotz aller Zweifel bereit zu empfangen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Da wird deutlich, dass Glaube ein Geschenk von Gott ist, um das wir ihn immer wieder neu bitten können. So wie in diesem Gebet:
„Herr, ich glaube.
Die Sehnsucht nach dir, das Vertrauen auf deine Gnade hast du mir ins Herz gepflanzt.
Herr, hilf meinem Unglauben.
Wo mein Glaube an die Kraft deiner Liebe durch die Wirklichkeit Widerstand bekommt und meine Hoffnung noch nichts erkennen kann,
da hilf mir neu zu glauben.
Schenke mir in Zweifeln neue Hoffnung durch deine Gegenwart. Komme mir entgegen und lass mich deine Liebe spüren. Stärke meinen Glauben.
Das glaube ich. Hilf meinem Unglauben. Amen.“
Pfarrer Joachim Schuler
Perspektivwechsel
Perspektivwechsel
Advent heißt Warten
Nein, die Wahrheit ist
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Ich glaube nicht
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Es ist doch so
Dass die Zeit rast
Ich weigere mich zu glauben
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
Dass Gott fehlt
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Gott kommt auf die Erde!
Und nun lesen Sie den Text von unten nach oben!
Iris Macke
Liebe Gemeinde!
Pfiffig finde ich die Idee, einen Text zum Advent so zu schreiben, dass er vorwärts und rückwärts gelesen werden kann. Die Perspektive zu wechseln bietet die Chance, Bekanntes neu zu sehen, Gewohntes anders zu machen und Neues zu entdecken. So wünsche ich Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit, die nicht nur „alle Jahre wieder“ auf gewohnten Bahnen verläuft, sondern auch mit neuen Perspektiven und Aufbrüchen verbunden ist, denn:
Gott kommt auf die Erde!
Es wäre gelogen, würde ich sagen: …
Ihr Pfr. Dr. Michael Haarmann
Die Blätter fallen
Die Blätter fallen
Die Blätter fallen
Die Blätter fallen. Fallen wie von weit,
Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
Aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
Unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
Liebe Gemeinde,
mit diesen Worten beschreibt der Dichter die Jahreszeit, in der wir gerade leben, überaus treffend.
Die Blätter färben sich bunt, welken, verdorren und fallen, vergehen.
Das Wetter passt zur Stimmung der Menschen oder die Stimmung der Menschen passt sich dem Wetter an: trüb, neblig, kalt.
Wer allein lebt empfindet die Einsamkeit umso drängender.
Wer um einen lieben Menschen trauert, leidet noch mehr.
Wer Abschied nehmen muss oder musste, versinkt im Meer der Tränen.
Die Grunderfahrung, die Grundstimmung dieser Zeit ist die des Abschied und der Vergänglichkeit.
Alles, was ist, vergeht. Alles, was blüht, verwelkt. Alles, was lebt, stirbt.
Das Blatt, das fällt ist ein gutes, ein treffendes Bild für diese Grunderfahrung.
Wie das Blatt vom Baum fällt und vergeht, so fällt der Mensch im Tod aus der Gemeinschaft der Lebenden heraus, stürzt in den dunklen Abgrund des Nichts, des Todes.
“Und doch ist einer welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“
Diesen Trost fasst Psalm Ps 31,6 in die Worte: “In deine Hände befehle ich meinen Geist“.
Gott hält, trägt, umfängt uns und fängt uns auf, wenn wir fallen und sei es aus dem Leben.
Wir müssen das Leben verlassen und mit ihm Orte und Menschen. Gott verlässt uns niemals.
In seinen Händen sind und bleiben wir geborgen, was uns auch widerfährt.
Der Glaube, dass das wirklich so ist, das Vertrauen, dass wir nie tiefer fallen können als in Gottes Hände, diese Überzeugung tröstet in Abschied und in der Erfahrung der Vergänglichkeit.
Es grüßt Sie herzlich
Pfarrer Rolf Klein
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Matthäus 16,26 (Monatsspruch September)
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Matthäus 16,26 (Monatsspruch September)
Unser Monatsspruch für September macht einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, Bibelverse in ihrem Textzusammenhang zu betrachten.
In unserem Fall führte Jesus ein Gespräch mit seinen Jüngern. Er fragte sie, für wen die Menschen in hielten? Die Jünger erzählten, was sie wohl so aufgeschnappt hatten: Manche hielten Jesus für Elia. Andere für Jeremia oder einen anderen Propheten. Daraufhin fragte Jesus seine Jünger: „Und für wen haltet ihr mich?“ Daraufhin Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendiges Gottes!“ Jesus bescheinigte Petrus, dass diese Erkenntnis eine göttliche Offenbarung sei und erläuterte seinen weiteren Weg: Gefangennahme, Leid und Tod am Kreuz. „Da nahm Petrus ihn beiseite und versuchte mit aller Macht, ihn davon abzubringen“, heißt es in Mt 16,22. Jesu Antwort klang drastisch: „Geh weg von mir Satan! Du willst mich zu Fall bringen. Was du denkst, kommt nicht von Gott, sondern ist menschlich.“ Und dann erklärte Jesus, was Jüngernachfolge bedeutet. Man müsse das Kreuz auf sich nehmen und ihm nachfolgen. „Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden.“ Darauf nun folgt unser Monatsspruch: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganz Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“
Zwischen den Zeilen schwingt für mich mit, worum es in diesem Gespräch eigentlich geht: Man muss sich hinsichtlich Jesu entscheiden. Ist er der Messias, der Sohn Gottes oder nicht? Folgt man ihm oder nicht?
Der alternative Lebensweg ohne Jesus ist dabei nicht der Weg des Teufels, wie Petrus im Disput mit Jesus lernen muss, sondern der menschliche, der die Welt gewinnen möchte: Macht, Reichtum und weltliche Anerkennung. Auf diesem Weg bin ich mir selbst am wichtigsten. In aller Konsequenz beschritten, ist es der Weg des Egoismus.
Der Weg Jesu, der göttliche Weg ist aber der der Liebe. Gott in Jesus Christus ist für andere da, so sehr, dass sein Weg ans Kreuz führt, um aus Liebe für uns Menschen zu sterben. Auf diesem Weg des „Für-andere-da-seins“ sollen wir Jesus folgen.
Jesus im Herzen zu haben, verändert unser Leben und unseren Alltag. Wir achten auf Menschen um uns herum, ob sie unsere Hilfe brauchen. Wir schonen die Umwelt, Gottes Schöpfung. Wir engagieren uns in Kirche und Gemeinde und schaffen mit Gottes Hilfe uns und anderen eine geistliche Heimat. Auf diesem Weg, der auch bei anderen anecken kann, leben wir als geliebte Kinder unseres Vaters im Himmel. Seine Liebe schadet nicht, sondern tut uns gut.
Pfarrer Joachim Schuler
"Was für ein Vertrauen" (2. Könige 18,19)
"Was für ein Vertrauen" (2. Könige 18,19)
Unter diesem Motto steht der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund vom 19. bis 23. Juni 2019. Über 2000 Veranstaltungen befassen sich mit grundlegenden Fragen des Glaubens und des Lebens in unserer Zeit. Themen wie Migration, Digitalisierung, soziale Teilhabe und Europa werden bedacht und diskutiert.
Der Kirchentag will Gemeinschaft fördern, den christlichen Glauben aktuell ins Gespräch bringen und mitten ins Leben holen und auch Orientierung bieten, gerade in einer Zeit, in der Verunsicherung immer mehr um sich greift. Dazu stellt der Kirchentag die Frage nach dem Vertrauen, nach der Zuversicht, die uns als Christinnen und Christen tragen und bewegen kann.
In dem Bibeltext, dem das Kirchentagsmotto entnommen ist, stellt ein Fremder die Frage: „Was ist das für ein Vertrauen, das du da hast?“ (2. Könige 18,19). Damit steht König Hiskia vor der Aufgabe, über die Grundlage seines Vertrauens Rechenschaft zu geben: Worauf verlässt du dich bei deinen wichtigen Entscheidungen? Was trägt dich und dein Leben – gerade auch dann, wenn du in Problemen steckst und vor großen Herausforderungen stehst?
Hans Leyendecker, Journalist und Präsident des Kirchentags in Dortmund, schreibt dazu: „Europaverächter, Feinde von Menschenrechten verriegeln die Grenzen. Auf die Schwachen, die Armen wird oft keine Rücksicht genommen. Wer arm ist, ist angeblich selbst daran schuld. Lobbyisten versuchen, die Märkte zu beherrschen. Ihr Einfluss steht oft genug im Gegensatz zu unserer Ordnung, in der Privilegien abgeschafft sein sollen, aber immer noch da sind. Der Turbokapitalismus ist zerstörerisch. Desinformation, Fake News, Halbwahrheiten – es gibt vieles, das wie eine Säure wirkt, die das Vertrauen in den Zusammenhalt der Gesellschaft zerstört. [...] Über Armut, Reichtum, Nachhaltigkeit, Langfristigkeit, das richtige Wirtschaften soll intensiv gesprochen werden. Und es soll ein Kirchentag sein, in dem viel über Gottvertrauen geredet wird. Denn Christen haben in einer unsicheren Welt die Sicherheit, dass sie einen Ansprechpartner haben, dem sie vertrauen können – egal, was geschieht.“
Kommen Sie mit zum Kirchentag nach Dortmund, und sei es auch nur für einen Tag. So nah war der Kirchentag schon lange nicht mehr. Holen Sie sich Inspirationen und Impulse, erleben Sie die Gemeinschaft und versuchen auch Sie, Vertrauen zu wagen und das Leben zu gestalten – aus Glaube, Hoffnung und Liebe.
Ihr Pfr. Dr. Michael Haarmann
„Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.“ (1. Korinther 1,18)
„Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.“ (1. Korinther 1,18)
Das Titelbild zeigt die Hälfte einer Kugel. Darüber schwebt, schräg wie kippend, ein Kreuz.
Schwarz ist die Kugel, schwarz und rotbraun das Kreuz.
Ein Riss zieht sich durch die Kugel. Oder ist es ein Weg, der sich in scharfen Wendungen am Horizont verliert?
Durch die Welt geht ein Riss, das ist wohl wahr.
Zwischen Arm und Reich tut sich eine Kluft auf. Zwischen denen, deren Leben von Erfolg und Wohlstand gekrönt ist und denen, die immer nur verlieren, klafft eine tiefe Kluft.
Doch auch in einem Leben, das augenscheinlich erfüllt ist, das gelingt, gibt es Brüche und Risse, Abschiede und Enttäuschungen.
Zerrissen fühlen wir selbst uns auch, wenn das Leben uns Wunden schlägt, wenn wir trauern, leiden, verzweifeln.
Leben und Leid gehören zusammen. Zur Welt gehören ihre Verwerfungen und Risse, Ungerechtigkeit, Krankheit und Tod.
Und Gott?
Was hat er mit all dem zu tun? Hat er damit zu tun? Ist es sein Werk, dass durch die Welt ein Riss geht, dass ein Kreuz über der Schöpfung schwebt, sie unvollkommen, nicht erlöst ist?
Fragen über Fragen, die Menschen seit jeher beschäftigen und umtreiben.
Für die Gelehrten und Gebildeten der Zeit Jesu, für Griechen und Römer war die Botschaft vom Kreuz, die Botschaft von einem leidenden und sterbenden Gott in der Tat eine intellektuelle Zumutung, pure Dummheit.
Für den gläubigen Juden war es ebenfalls schwer vorstellbar, dass ER, der Schöpfer, der Unaussprechliche, der Unnennbare da am Kreuz hing.
„Torheit“ für die einen, Kraft und Weisheit für die, die glauben.
In der Tat ist die Botschaft von Kreuz und Auferstehung keine leichte Kost.
Mit dem Verstand durchdringen, erklären, begreifen lässt sie sich nicht wirklich.
Aber sie kann geglaubt werden.
Ich kann und darf darauf vertrauen, dass Gott dem Leid nicht unbeteiligt gegenüber steht.
Ich kann und darf darauf vertrauen, dass ihn die Risse, die durch die Welt und durch mein Leben gehen, nicht kalt lassen.
Gott hat am Kreuz Leid und Verzweiflung, Einsamkeit und Tod zu seiner Sache gemacht und ein endgültiges Wort dazu gesprochen: das Wort vom Kreuz.
Gott stellt sich dort an die Seite der Leidenden, Verzweifelten und Sterbenden. Er stellt sich an die Seite der ganzen noch nicht erlösten Schöpfung.
Das Kreuz im Bild scheint zu kippen, scheint zu fallen.
Am Ostersonntag kippt Gott die Macht der Nacht und des Todes, er durchkreuzt die Finsternis, weist Tod und Vergehen in ihre Schranken.
Das Wort vom Kreuz wird zum Wort des Lebens, der Gekreuzigte wird zum Auferstandenen.
Pfarrer Rolf Klein
„Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“
„Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“
Römer 8,18 (Monatsspruch Februar)
Karl Marx bezeichnete 1844 zum ersten Mal die Religion als Opium des Volkes. Und Lenin formulierte später: „Denjenigen, der sein Leben lang arbeitet und Not leidet, lehrt die Religion Demut… und vertröstet ihn mit der Hoffnung auf himmlischen Lohn.“
Neben gesellschaftlichen Beobachtungen und Analysen könnte unser Monatsspruch aus dem Römerbrief ein Beleg für diese These der Religionskritik sein. Auf den ersten Blick scheint Paulus all das, woran wir Menschen leiden, klein zu reden gegenüber dem ewigen Leben, das uns Christinnen und Christen erwartet. Aber ist das wirklich so? Hat der christliche Glaube die Funktion, die Leidenden zu betäuben und somit gefügig zu machen, damit die Herrschenden ihre Macht ausüben und ihren Wohlstand genießen können? Für manche Epochen der Kirchengeschichte mag das in der Tat gegolten haben. Aber für den Apostel Paulus? Eher wohl nicht! Denn dann läge ja eine „Selbstbetäubung“ vor. Doch wie ist seine Aussage zu verstehen?
Der Apostel will das Leben seiner Glaubensgeschwister ins Verhältnis setzen zu dem, was sie von Gott her erwarten dürfen und worauf sie hoffen können. Ein Ausleger unserer Bibelstelle spricht vom Gleichgewicht einer Balkenwaage und übersetzt frei: „Ich glaube daran, dass die Leiden der Gegenwart nicht gleichgewichtig sind der Herrlichkeit.“ Paulus möchte also unsere Leiden nicht klein, sondern die Herrlichkeit, die uns erwartet, groß machen! Denn sie wiegt schwerer als die Widerfahrnisse in unserem Leben.
Was wissen wir vom ewigen Leben? Für mich persönlich dienen die Verse aus Offenbarung 21 als „Anhaltspunkt“. Dort heißt es: „Seht, die Wohnung Gottes bei den Menschen. Er wird immer bei ihnen sein. Er wird alle Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen.“
Für mich ist klar: Paulus will nicht vertrösten, sondern trösten. Angesichts von Krankheiten, Schmerzen und Tod, von Verlusterfahrungen, Einsamkeit und psychischer Not.
Fordert er dadurch zum Stillehalten und Abwarten auf? Wer Paulus und seine Schriften kennt, weiß, dass dies nicht sein Ansinnen ist. Im Gegenteil, für ihn gilt „der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“ (Gal 5,6). So sind wir Christinnen und Christen aufgerufen, der Herrlichkeit Gottes entgegenzugehen und durch unsere Liebestaten die Welt nach seinem Willen zu verändern.
Pfarrer Joachim Schuler
„Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15; Jahreslosung 2019)
„Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15; Jahreslosung 2019)
Kann man Frieden (nach-)jagen? Ist das nicht schon ein Widerspruch in sich? Vielleicht - so denke ich - ist das genau der Wider-Sinn in diesen Worten: Mindestens die gleiche Energie und Kraft, mit der ich anderen Dingen und Zielen nachjage, ist nötig, damit Frieden werden kann. Frieden ist keine Kleinigkeit und auch kein Kuschelkissen. Frieden ist auch viel mehr als die Abwesenheit von Krieg. Die Bibel zeigt: Frieden ist ein erfülltes Leben in Freiheit und Gemeinschaft – vor Gott und unter uns Menschen: „Schalom“! Deshalb braucht Frieden in diesem umfassenden Sinn unsere ungeteilte Zuwendung und unseren ganzen Einsatz. Hier sind wir ganz gefordert, mit unserem Denken, Reden und Tun, damit unsere Gesellschaft nicht immer weiter auseinanderbricht und damit nicht zwischen Menschen, Gruppen und Völkern immer wieder Hass aufkeimt. Hass ist eines der „Unkräuter“, die dem Frieden keine Chance lassen, zu wachsen.
Hanns Dieter Hüsch hat einmal sowohl einladend als auch deutlich gesagt, was der einzig mögliche Weg zum Frieden ist: Liebe!
Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnetes Weihnachten
und ein friedvolles Jahr 2019,
Schalom!
Ihr Pfr. Dr. Michael Haarmann
Ich hab mir’s überlegt:
Ich setze auf die Liebe
Das ist das Thema
Den Hass aus der Welt zu entfernen
Bis wir bereit sind zu lernen
Dass Macht Gewalt Rache und Sieg
Nichts anderes bedeuten
als ewiger Krieg
Auf Erden und dann auf den Sternen
Ich setze auf die Liebe
Wenn Sturm mich in die Knie zwingt
Und Angst in meinen Schläfen
buchstabiert
Ein dunkler Abend
mir die Sinne trübt
Ein Freund im anderen Lager singt
Ein junger Mensch den Kopf verliert
Ein alter Mensch den Abschied übt
Ich setze auf die Liebe
Das ist das Thema
Den Hass aus der Welt zu vertreiben
Ihn immer neu zu beschreiben
Die einen sagen es läge am Geld
Die anderen sagen es wäre die Welt
Sie läg in den falschen Händen
Jeder weiß besser woran es liegt
Doch es hat noch niemand
den Hass besiegt
Ohne ihn selbst zu beenden
Es kann mir sagen was er will
Es kann mir singen wie er’s meint
Und mir erklären was er muss
Und mir begründen wie er’s braucht
Ich setze auf die Liebe! Schluss!
(Hanns Dieter Hüsch)
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
Die Ferien sind zu Ende. Der Urlaub ist vorbei. Schluss mit dem langen Liegenbleiben, dem Trödeln aber auch mit neuen Eindrücken, Ausflügen, außergewöhnlichen Momenten. Schnell, allzu schnell hat uns der Alltag wieder.
Alltag, der Tag, der ist wie eben alle Tage, geprägt von wiederkehrenden Abläufen, routiniert absolvierten Pflichten.
Oft gleicht ein Tag dem anderen. Herausragen da die Ferien, der Urlaub, besonders Fest- und Feiertage.
Gerade das, was wir eben nicht haben, erscheint uns verlockend und reizvoll.
Dabei ist es gerade der Wechsel zwischen den Zeiten, Orten und Aufgaben, der Spannung ins Leben bringt.
Wenn wir immer nur Ferien hätten, würde sich bald, sehr bald schon Langeweile einstellen und wir würden uns irgendeine Beschäftigung suchen.
Andererseits: Immer nur Arbeit ohne Pause kann kein Mensch leisten ohne Schäden an Leib und Seele zu nehmen.
Der Wechsel macht den Unterschied. Doch gerade den muss ich auch wahrnehmen.
Das bedeutet, dass ich bewusst, wach und möglichst mit allen Sinnen das tue, erfahre und auch genieße, was gerade meine Aufgabe ist oder meine Aufmerksamkeit erfordert.
Die weisen Menschen aller Kulturen und Religionen haben das immer schon gewusst und den Menschen zu vermitteln versucht: lebe hier und jetzt, in diesem einen Augenblick.
Lebe nicht in der Vergangenheit, denn die ist abgeschlossen, lebe auch nicht in der Zukunft, denn die ist ungewiss. Lebe hier und jetzt!
Das lebt und lehrt auch Jesus. So sagt er, dass wer pflügen will und dabei zurückschaut, nicht für das Reich Gottes geeignet sei (Lukas 9, 62).
Hier und jetzt leben, in diesem Moment, das Wahrnehmen und Tag für Tag einüben, das kann im Alltag genauso gelingen wie an Fest- und Ferientagen.
Ganz herzlich grüßt Sie
Pfarrer Rolf Klein
„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.“ (1. Samuel 16,7)
„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.“ (1. Samuel 16,7)
Der Prophet Samuel soll einen der Söhne des Isai zum neuen König über Israel salben. Der Reihe nach werden ihm sieben stattliche junge Männer vorgeführt. Doch Gott will keinen von ihnen, obwohl für Samuel mit menschlichen Maßstäben gemessen jeder davon in der Lage wäre, König in Israel zu sein. Gott hat den jüngsten, den achten Sohn, auserwählt: David, ein Kind noch, das vom Schafehüten herbeigeholt werden muss. Gegen den äußeren Anschein belehrt Gott seinen Propheten Samuel: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.“
Dazu passt auch die folgende Geschichte, die auf humorvolle Weise aufzeigt, wie schnell Vorurteile uns beherrschen können: „Es kaufte sich eine ältere Frau im Schnellrestaurant einen Teller Suppe. Behutsam trug sie die dampfende Köstlichkeit an einen Stehtisch und hängte ihre Handtasche darunter. Dann ging sie noch einmal zur Theke: den Löffel hatte sie vergessen. Als sie zum Tisch zurückkehrte, stand dort doch tatsächlich ein Afrikaner und löffelte die Suppe. Zuerst schaute die Frau ganz verdutzt; dann aber besann sie sich, lächelte ihn an und begann, ihren Löffel zu dem seinen in den Teller zu tauchen. Sie aßen gemeinsam. Nach der Mahlzeit – unterhalten konnten sie sich kaum – spendierte der junge Mann ihr noch einen Kaffee. Er verabschiedete sich höflich. Als die Frau gehen wollte und unter den Tisch zur Handtasche greifen will, findet sie nichts – alles weg. Also doch ein hinterhältiger Spitzbube. Ich hätte es mir doch gleich denken können! Enttäuscht schaut sie sich um. Er ist spurlos verschwunden. Aber am Nachbartisch erblickt sie einen Teller Suppe, inzwischen kalt geworden. Darunter hängt ihre Handtasche.“
‚Peinlich, peinlich’, mag man denken. Nicht nur, dass sie den Afrikaner aufgrund ihres Vorurteils als Taschendieb verdächtigt, nein, auch seine Freundlichkeit und Gastfreundschaft stellt die Frau in ihrer Engherzigkeit bloß.
Unser menschlicher Blick und unser Urteilsvermögen werden oft von Äußerlichkeiten gesteuert. Es ist schwer, dem Nächsten damit gerecht zu werden. Gott hingegen sieht das Eigentliche, das Wesen eines Menschen. Er weiß, was uns bewegt, welche Erfahrungen wir gemacht haben, was uns im Positiven und Negativen geprägt hat und prägen wird. Einerseits können wir deshalb vor ihm nichts verbergen, andererseits dürfen wir aber auf ihn als einen verständnisvollen, uns gerecht werdenden Gesprächspartner hoffen. Und drittens bewahrt uns diese Einsicht aus dem Alten Testament davor, vorschnelle Urteile über andere zu fällen. Unser menschlicher Blick ist eben nur vordergründig und deshalb vorläufig. Denn nur Gott vermag, in das Herz eines Menschen zu sehen.
Ihr Pfarrer Joachim Schuler
Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt. (Hebräer 13,2)
Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt. (Hebräer 13,2)
Einen Engel hätte ich auch gerne einmal bei mir zu Gast … Aber ohne es zu ahnen? Das heißt ja, ich werde es gar nicht wissen, wenn ich meine Tür öffne oder sie geschlossen halte. Ich werde die Engel nicht schon vor meiner Tür erkennen, sie kommen ohne Flügel, inkognito. Das macht mich nachdenklich.
Kehre ich den Satz um, erinnere ich mich an Situationen, in denen ich selbst sehr gastfreundlich aufgenommen worden bin, da wurden die Gastgebenden für mich zu Engeln. Sie würden es selber wahrscheinlich gar nicht so sehen und abwinken: „Das war doch selbstverständlich, und wir haben es doch gerne getan! Es war für uns eine Freude!“ Auch sie erkennen die Engel nicht – in sich.
Viele von uns planen wahrscheinlich gerade ihren Sommerurlaub oder auch Ausflüge in den kommenden Wochen. Wir sind unterwegs und wollen etwas von der Welt um uns herum sehen. Dabei tut es uns gut, wenn wir gastfreundlich empfangen und beherbergt werden. An solche Begegnungen und Orte denke ich lange und gerne zurück. Und von einigen Begegnungen kann ich im Rückblick auch sagen: Ja, da sind mir Menschen nicht nur freundlich begegnet, sondern sind für mich zu Engeln geworden.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Sommerzeit – und auf ihren Wegen viele Engels-Begegnungen. Und vielleicht können auch Sie für andere gelegentlich zum Engel werden? Planen lässt sich das nicht, aber richtig ist:
„Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrei'n, oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.“
(R.O. Wiemer)
Ihr Pfr. Dr. Michael Haarmann
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. (Psalm 36, 6)
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. (Psalm 36, 6)
Liebe Gemeinde,
das Titelbild der aktuellen Ausgabe des RUNDBLICK zeigt einen See, eine Plattform oder einen Anleger, das Ufer und den weiten Himmel darüber. Dem Licht nach zu urteilen ist es früher Abend, es ziehen Wolken recht niedrig über den sonst blauen Himmel. Das Bild vermittelt Ruhe, fast meditative Stille.
Man möchte sich dort hinsetzen, vielleicht die Füsse vom Wasser umspielen lassen, die Zeit vergessen, entspannen, die Seele baumeln lassen.
Ein schönes Bild, das einlädt zu verweilen und zu träumen.
Als ich das Bild sah, kam mir sofort das Wort aus Psalm 36, 6 in den Sinn.
So müsste es wohl aussehen, wenn man dieses Wort ins Bild setzen wollte, habe ich gedacht.
Gottes Güte so weit wie der Himmel… das ist ein schönes Bild. Unter Güte „…versteht man eine freundliche, wohlwollende und nachsichtige Einstellung gegenüber Anderen.“
So definiert es Wikipedia.
Diese Einstellung bekennt der Psalm hat Gott. Und sie erschöpft sich nicht in engen Grenzen, sie ist weit, grenzenlos weit wie der Himmel über uns, wie der Himmel auf der Titelseite.
Wie seine Güte, so weit und grenzenlos, o ist auch seine Wahrheit. Und die ist keine menschliche Rechthaberei, keine absolute, losgelöste Theorie.
Gottes Wahrheit ist die treffende und gültige Bestimmung von Schöpfung und Mensch.
Sie ist nicht unabhängig von Zeit und Raum sondern ganz und gar auf diese bezogen.
In ihrer Mitte steht der Mensch, wir selbst.
Gottes Wahrheit sagt, was und wer wir ursprünglich und eigentlich sind und sein sollen: Partner, Gegenüber, Du und Ich, Ich und Du.
Diese Wahrheit ist nicht eng, dogmatisch oder stur, sie ist so weit wie der Raum den die Wolken durchmessen.
Sie gibt Raum für Freiheit und Interpretation, für uns Menschen und unsere konkrete Situation.
Weite und Freiheit zeigt das Bild.
Weite und Freiheit gewährt uns Gott, damit wir in Beziehung zu ihm und den anderen Menschen unser Leben gestalten.
Diesen weiten, freien Raum zu erleben, mit Leben zu füllen, sind wir immer wieder neu eingeladen und dazu uns immer wieder an der Natur und Bildern von ihr zu erfreuen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Pfarrer Rolf Klein
„Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“ 5 Mose 30,14 (Monatsspruch Februar 2018)
„Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“ 5 Mose 30,14 (Monatsspruch Februar 2018)
Das 5. Buch Mose erzählt von den letzten Lebenstagen des Mose und schließt die Reihe der Mosebücher im Alten Testament ab. Vor seinem Tod verkündet Mose noch einmal das Gesetz vom Sinai. Darin enthalten sind die 10 Gebote und weitere Gesetzesvorschriften.
Wobei der Begriff „Gesetz“ in unserem Sprachgebrauch etwas in die Irre führt. Denn es geht weniger um einen Katalog von Vorschriften Gottes, die einengen sollen, sondern vielmehr um Weisungen Gottes für ein gelingendes Leben in seinem Sinne. Auch diese Weisungen Gottes sind von seiner Liebe zu uns Menschen geprägt. Als Beispiel kann man die 10 Gebote nehmen: Niemand wird ihren tieferen Sinn für ein gottgefälliges Leben absprechen. So versteht das Judentum die mosaischen Gesetze bis heute.
In unserem Monatsspruch für Februar weist Mose aber noch auf etwas anderes hin: Gott mahnt nicht nur die Umsetzung seines Willens an, sondern hilft auch bei dessen Umsetzung. Sein Wort sei uns ganz nahe, ja gar in unserem Herzen wie in unserem Mund. Wobei das Herz nicht nur für unsere Emotion, sondern nach hebräischem Sprachverständnis auch für unser Wollen und Tun steht. Gott schenkt uns also die Fähigkeit, das zu sagen, zu wollen und schließlich zu tun, was in seinem Sinne ist. Dies tut er, indem er uns seine Liebe spüren lässt, die wir an unsere Mitmenschen weitergeben sollen und indem er uns seinen Heiligen Geist schenkt, der uns zur Umsetzung seines Willens antreibt.
Natürlich betreffen uns Christinnen und Christen die vielen Vorschriften des mosaischen Gesetzes wie Speise – und Reinheitsvorschriften nicht. Aber die 10 Gebote wohl, weil sie Ausdruck dessen sind, dass wir Gott und unsere Mitmenschen lieben sollen.
Doch für viele in unserer Gesellschaft ist Gottes Wort mit seinen Geboten Schnee von gestern. In meinen Augen ist es aber hochaktuell. Denken wir nur daran, dass heute bewusst sogenannte Fake News in die Welt gesetzt werden, die man schlichtweg auch als Lügereien bezeichnen sollte. Oder dass Geld und Macht fast gottgleich verehrt werden. Und dass Neid und Missgunst in unserer Gesellschaft genauso präsent sind wie mangelnde Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft. Als wäre allen geholfen, wenn jeder nur noch an sich selbst denkt.
Hier tut uns also eine Rückbesinnung auf das, was Gott von uns will, gut. Im Vertrauen darauf, dass er uns auch instand setzt, seinen Willen in unserem Alltag zu leben, sollten wir darin nicht nachlassen. Denn – um mit Erich Kästner zu sprechen – es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Pfarrer Joachim Schuler
"Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst." (Jahreslosung 2018; Offenbarung 21,6)
"Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst." (Jahreslosung 2018; Offenbarung 21,6)
Umsonst – gratis – aber nicht wirkungslos, so verheißt Gott seine Zukunft für alle, die sich danach sehnen. Mit Jesu Worten: „Selig sind die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden“ (Mt 5,6).
Ja, es gibt ihn, den Hunger und den Durst nach Gerechtigkeit, nach einer Welt, in der Frieden und Freiheit das Leben bestimmen, in der Gottes Wort mehr Gewicht hat als die Stimmen von Gewalt und Terror.
Man könnte uns fragen: Hofft ihr wirklich immer noch, dass sich Gottes Schalom, Gottes Frieden durchsetzen wird? Ja, so würden wir hoffentlich sagen, das tun wir. Diese Sehnsucht ist brandaktuell, weil Gott es so verheißen und Jesus es bekräftigt hat: Dieser Hunger und dieser Durst wird gestillt werden – von Gott. Umsonst. Ein Geschenk des Friedens, lebendiges Wasser aus Gottes Quelle.
Umsonst – aber nicht wirkungslos, und auch nicht ohne uns: Gerade in der Adventszeit gehen wir Gottes Kommen entgegen. Mit Worten von Inken Christiansen:
„Das ist der große Menschheitstraum: dass es anders sein kann. Dass eine Welt möglich ist, in der es gerecht zugeht. In der es kein Oben und kein Unten gibt, kein Groß und kein Klein. Die schwangere Maria besingt Gott, der in ihr wächst und kräftig wird. Und sie ersehnt seine Gerechtigkeit, die nicht nach menschlichem Maß misst. Nicht zuteilt, berechnet, wegnimmt. Sondern die barmherzig ist. Den Menschen in allen seinen Möglichkeiten, seinen Grenzen und seinen Hoffnungen begreift. Die gerade dem zuteilwerden soll, der sie nicht schon zu besitzen meint, sondern nach ihr hungert und dürstet. Gerechtigkeit ist der Weg zu Gott, den wir finden können. Nur eine gerechte Welt ist frei. Dann, wenn nicht die Macht sich das Recht nimmt, sondern das Leben.“
Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und ein friedvolles Jahr 2018 wünscht Ihnen
Ihr Pfr. Dr. Michael Haarmann
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
ich gehe durch leere Räume. Meine Schritte hallen. Die Stimme schallt ungewohnt.
Die Möbel sind ausgeräumt, die Wände leer. Man kann sehen, wo Regale standen, Bilder hingen.
Die Räume sind einerseits vertraut und doch auch sehr fremd.
Ich muss Abschied nehmen, Abschied von dem Haus, in dem ich mit meiner Familie 28 Jahre gelebt habe. Wir ziehen aus. Für zwei Personen ist das Pfarrhaus nach dem Auszug des zweiten Sohnes viel zu groß und zum Ruhestand müsste ich es sowieso verlassen. So haben wir uns ein eigenes Haus gekauft, es eingerichtet, einen neuen Lebensabschnitt begonnen.
Doch jetzt muss ich mich verabschieden, loslassen, mich losreißen.
Viele Begegnungen haben hier stattgefunden, unzählige Gespräche, Familienfeste und auch zwei Einbrüche.
Abschied von einem Haus. Abschied von einem Teil meines Lebens. Ich denke über den Abschied nach. Ich habe ja die Erinnerung. Und ich kann ja jederzeit am Haus vorbeigehen, es wenigstens von außen ansehen.
Was aber, wenn der Abschied endgültig ist? Wenn nur die Erinnerungen bleiben? Wenn ein Mensch durch den Tod aus dem Leben gerissen wird, müssen die, die bleiben, Abschied nehmen.
Das ist unendlich viel schwerer als mein Abschied vom Haus.
In den kommenden Wochen begehen viele Menschen die „stillen Feiertage“, Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag, Volkstrauertag.
Sie denken an ihre verstorbenen Angehörigen und Freunde, gehen auf den Friedhof, erinnern sich, erleben den Abschied noch einmal.
„Nie mehr!“ ist die grausame Erkenntnis, die den Abschied von einem lieben Menschen bestimmt.
Endgültig ist der Abschied. Nichts kann mehr gesagt oder getan werden.
Das macht den Abschied so schmerzhaft und so schwer.
Hinzukommt die bange Frage nach dem, was für die Verstorbenen nun zu erwarten, nun zu hoffen ist.
Furchtbar und kaum zu denken ist die Vorstellung aus dem „Nie mehr!“ könnte durch den Tod ein „Nichts mehr!“ werden, es gäbe nach diesem Leben nur noch Dunkelheit und Nichts.
Jesus letztes Wort wie es Lukas überliefert läßt mich hoffen, gibt mir Trost und die Möglichkeit dem Nichts etwas Großes entgegenzusetzen.
Er sagt mit Worten aus Psalm 31: „In deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Mir sagt Jesus mit diesem Wort, dass ich niemals aus Gottes Hand fallen kann, dass, was auch immer mich trifft, und sei es der Tod, ich gehalten, getragen und geborgen bin von Gott.
Es grüßt Sie ganz herzlich Ihr
Pfarrer Rolf Klein
„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“ Apostelgeschichte 26,22 (Monatsspruch August)
„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“ Apostelgeschichte 26,22 (Monatsspruch August)
Der Apostel Paulus spricht diese Worte in einer Verteidigungsrede. Was war geschehen?
Paulus war am Ende seiner Missionsreisen nach Jerusalem gekommen. Dort war er gefangen genommen worden, weil er die neue Lehre vom auferstandenen Jesus Christus verbreitete. Im Zuge der Verhandlung gegen ihn war er beim römischen Statthalter Porcius Festus in Caesarea gelandet. Weil dieser aber die innerjüdisch-frühchristlichen Auseinandersetzungen nicht verstand, übergab er seinen Gefangenen dem jüdischen König Agrippa.
Agrippa gewährt ihm nun die Möglichkeit, sich selbst zu verteidigen. Paulus tut dies, indem er seine eigene Lebensgeschichte erzählt: den Weg als Christenverfolger, sein Bekehrungserlebnis vor Damaskus und schließlich seinen vom Auferstandenen selbst erhaltenen Auftrag, die frohe Botschaft von Jesus Christus in die Welt zu tragen. Dies habe er, Paulus, ausgeführt und schließlich die Botschaft von Jesus unter den nichtjüdischen Völkern verkündet. Und dabei habe er in all den kritischen und gefährlichen Situationen, als sein Leben oft am seidenen Faden hing, immer wieder Gottes Hilfe erfahren und stehe nun hier als Zeuge vor den Menschen.
Unser Monatsspruch als Zitat des Paulus ist demnach ein Fazit seines bisherigen Lebens. Er sagt nicht, hier habe ich Glück gehabt oder dort ist mir der Zufall zu Hilfe gekommen, nein, er führt das Positive in seinem Leben auf Gottes Hilfe zurück. Das Fazit des Paulus ist also ein Glaubensbekenntnis. Es ist seine Welt-Anschauung aus dem Glauben heraus. Er bekennt sich dazu, was sein Leben trägt und ihm Mut macht für die Zukunft.
Ich denke, dass wir modernen Christen von dieser Aussage des Paulus lernen können. Denn oft nehmen wir das Positive oder die Hilfe, die wir erfahren, als gegeben, ja fast als selbstverständlich hin. Aber wie gut tut es, Gott einfach mal Danke zu sagen. Dies stärkt auch unseren Glauben und unser Gottvertrauen. Denn aus der Erkenntnis heraus, dass Gott mir geholfen hat, kann die Hoffnung erwachsen, dass er dies auch in Zukunft tun wird. So wächst unser Vertrauen zu ihm mit jedem Dankeschön, das wir an ihn richten.
Für viele von uns beginnt oder hat bereits die schöne Jahreszeit von Urlaub und Erholung begonnen. Fangen wir mit dem Danke sagen dafür doch einfach mal an. Gott wird sich freuen.
Pfarrer Joachim Schuler
"Ich bin weil du bist"
"Ich bin weil du bist"
Dieses Bild von Misereor stammt von Chidi Kwubiri. Er ist in Nigeria geboren und lebt als Künstler bei Köln. Auf seinem Bild blicken sich zwei Menschen in die Augen, nehmen einander wahr und erkennen sich dabei zugleich selbst: „Ich bin weil du bist.“
Schon Aristoteles hat uns Menschen als „Zoon politikon“ bezeichnet, also als Leben, das zur Gemeinschaft geschaffen ist. Und die Bibel bezeugt es von der ersten bis zur letzten Seite: Wir Menschen sind „Beziehungs-Wesen“. Wir leben in unserer Beziehung zu Gott, Quelle und Grund unseres Lebens. Und wir leben in unseren Beziehungen zu anderen Menschen: nicht nur mit einander, sondern auch für und durch einander. Bischof Desmond Tutu übersetzt die afrikanische Weisheit des „Ubuntu“ in diesem Sinne: „Eine Person ist eine Person durch andere Personen.“ So wird unsere Gesellschaft in ihrer Menschlichkeit wesentlich getragen durch diejenigen, die sich – gerade auch als Christinnen und Christen – für andere einsetzen und sich mit anderen engagieren!
Dazu passt das Motto des diesjährigen Kirchentags: „Du siehst mich“ (1. Mose 16,13). Es ist ein Ausspruch von Hagar, die in einer hoffnungslosen Situation erkennt, dass Gott sie sieht. Daraus kann sie neue Kraft schöpfen und sich wieder dem Leben und anderen Menschen zuwenden.
So ist unser Leben geschaffen und so wird es menschlich: in Beziehung und durch unsere Beziehungen:
„Ich bin – weil du bist!
Du, Gott, und du, Mensch!“
Ihr Pfr. Dr. Michael Haarmann
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
die Bilder, die uns immer wieder und leider immer noch vom Krieg in Syrien erreichen, sind schockierend, furchtbar, unfassbar. Die Zerstörung der Erdbeben in Italien und die vielen Opfer machen uns sprachlos.
Bilder von hungernden Kindern, deren leerer Blick in eine mehr als ungewisse Zukunft abschweift, rühren uns an.
Doch nicht nur das Leid in der Ferne trifft und betrifft uns.
Auch vor Ort, in der Familie, in der Nachbarschaft und im Freundeskreis gibt es Leiden, schlimme Schicksale.
Ein Mensch leidet über Jahrzehnte unter den Folgen eines in der Kindheit verursachten Traumas. Eine junge Familie verliert die Mutter durch Krebs. Ein junger Mensch nimmt sich das Leben.
Die traurige Aufzählung der Leiden ließe sich ins Unermessliche und ins Unerträgliche fortsetzen. Und jeder von uns weiß von Schicksalen zu berichten, hat ein eigenes zu tragen, mit Leid zu leben. Und wie kann ich mit dem Leid leben, mit dem eigenen und dem zahlloser anderer Menschen. Und was hat das Leiden mit Gott zu tun?
Muss man nicht eher fragen: Was hat Gott mit dem Leiden in der Welt zu tun? Hat er überhaupt damit zu tun oder lässt ihn all das Elend, die Not und Verzweiflung vielleicht sogar kalt?
Oder ist gerade die Tatsache, dass es so viel Leiden gibt und es kein Ende zu haben scheint, ein Argument gegen Gott? Schließen das Leid und Gottes Existenz einander nicht sogar aus?
„Warum lässt Gott das zu?“ lautet die nur allzu verständliche Frage der Leidenden und der Mitleidenden.
Eine logische Antwort, eine bündige oder schlüssige Erklärung kommt mir nicht über die Lippen. An der Antwort auf die Frage nach dem Leiden haben sich große Geister versucht… und bieten mit ihren Herleitungen und Schlussfolgerungen keinen wirklichen Trost.
Für mich liegt die Antwort auf die Frage nach Gott und dem Leiden im Geschehen der Ostertage begründet. Im Leiden und Sterben Jesu kommt Gott selbst dem Leiden und den Leidenden nah, er macht ihr Leid zu seiner eigenen Sache. Im Kreuz bleibt Gott dem Leiden nicht fern, er tritt mitten hinein, leidet in und mit Jesus selbst. Die Ostergeschichte zeigt auch, dass Gott es damit nicht bewenden lässt. Er geht - wie immer -weit über unsere Hoffnung und Erwartung hinaus: in der Auferstehung Jesu macht er ein für allemal deutlich, dass das Leiden nicht das letzte Wort behält, dass der Tod nicht das Ende ist. Die Botschaft des Ostersonntags lautet: Gott will das Leben. Gott setzt dem Leiden Erlösung und Rettung entgegen.
Das Licht der Osterkerze bringt das in wunderbarerweise zum Ausdruck. Es durchbricht die Dunkelheit der Nacht und zeugt von Gottes Gegenwart und Liebe.
Es grüßt Sie herzlich
Pfarrer Rolf Klein
"Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch." (Ezechiel 36,26, Jahreslosung 2017)
"Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch." (Ezechiel 36,26, Jahreslosung 2017)
Es ist erst wenige Wochen her, dass wir einander ein frohes neues Jahr gewünscht haben. Wenn Altes vergangen ist, dann setzen wir gerne einen Neuanfang. Wir fassen gute Vorsätze und wollen uns und Dinge um uns herum verändern. Wenn Altes vergangen ist und Neues beginnt, dann hoffen wir, dass manches oder sogar vieles besser wird.
Ezechiel befindet sich zur Zeit seiner Berufung ins Prophetenamt mit den Deportierten im Exil in Babylon. Zu Beginn des 6. Jahrhunderts vor Christus zeichnete sich ab, dass der Staat Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem zwischen den Großmächten zerrieben werden würde. Gleichzeitig beklagten die Propheten im Auftrag Gottes eine immer stärkere Abkehr des Volkes und seiner Führungseliten vom Gott Israels. Man erfüllte nicht mehr den Willen Gottes. Man orientierte sich an anderen Zielen, vertraute anderen Mächten. Gier wurde wichtiger als gesellschaftliche Gerechtigkeit. Andere Götter hielten Einzug in die Herzen der Menschen und deren Abbilder manchmal sogar in den Tempel von Jerusalem. Man vertraute politischen Taktierern und nicht mehr Gott, der sein Volk einst aus Ägypten gerettet hatte. Das Volk Israel lud Schuld auf sich. Die Deportationen ins Exil von 596 v. Chr. und 587 v. Chr. und die Zerstörung von Jerusalem und seinem Tempel war wie ein Gericht, das in Gottes Namen über sein Volk erging.
In dieser Situation des Exils will Ezechiel den Verschleppten im Auftrag Gottes Mut machen. Gott will sein Volk aus dem Exil wieder zurück ins gelobte Land und nach Jerusalem führen. Er will ihre Hartherzigkeit beenden und ihnen ein neues Herz und einen neuen Geist geben, damit sie den Willen Gottes wieder erkennen und erfüllen. „Ihr sollt mein Volk und ich will euer Gott sein“, verspricht Ezechiel im Namen Gottes. Und in der Tat, nach ungefähr 50 Jahren im babylonischen Exil kehrt das Volk Israel wieder nach Hause zurück.
Diese Verheißung des Ezechiel, dass Gott uns mit seinem Geist aus der Hartherzigkeit immer wieder zur Barmherzigkeit führen will, ist im christlichen Glauben ein zentraler Punkt. Weil wir in Jesus Christus Gottes Liebe erfahren, können wir diese Liebe mit Gottes Hilfe an andere weitergeben. In unserem persönlichen Umfeld genauso wie im gesellschaftlichen Kontext, z.B. in der Flüchtlingshilfe oder bei der Unterstützung Bedürftiger. So können wir uns für das neue Jahr Gutes vornehmen, weil wir wissen, dass Gott uns in unserem liebenden und helfenden Handeln unterstützt.
Pfarrer Joachim Schuler
Gebet eines Klosters am Rande der Stadt
Gebet eines Klosters am Rande der Stadt
Jemand muss zuhause sein,
Herr, wenn du kommst.
Jemand muss dich erwarten,
unten am Fluss vor der Stadt.
Jemand muss nach dir
Ausschau halten, Tag und Nacht.
Wer weiß denn, wann du kommst?
Wachen ist unser Dienst. Wachen. Auch für die Welt.
Sie ist oft so leichtsinnig,
läuft draußen herum
und nachts ist sie auch nicht zuhause.
Denkt sie daran, dass du kommst?
Dass du ihr Herr bist
und sicher kommst?
Jemand muss es glauben,
zuhause sein um Mitternacht,
um dir das Tor zu öffnen
und dich einzulassen,
wo du immer kommst.
Und jemand muss singen, Herr,
wenn du kommst!
Das ist unser Dienst:
Dich kommen sehen und singen.
Weil du Gott bist.
Weil du die großen Werke tust, die keiner wirkt als du.
Und weil du herrlich bist und wunderbar, wie keiner.
Komm, Herr!
Hinter unsern Mauern
unten am Fluss
wartet die Stadt auf dich.
Amen.
Liebe Gemeinde – in unserer Stadt!
Ach, ist es schon wieder so weit? Ist schon wieder Advent? Der kommt immer so plötzlich! Ich bin noch gar nicht darauf eingestellt, eher auf den Herbst. Eigentlich hätte ich es wissen können, Advent kommt ja jedes Jahr zu dieser Zeit, „alle Jahre wieder“ – eigentlich nicht überraschend.
Das „Gebet eines Klosters am Rande der Stadt“ spricht mich an und erinnert mich, dass ich mich nicht einfach durch die Zeiten treiben lasse, sondern suche und erwarte, was wirklich wichtig ist: „Dass du ihr Herr bist und sicher kommst.“
Ich möchte mit wachen und suchen, wo Gott in mein Leben, in unsere Zeit und in unsere Stadt kommt. Ja, wo Gott mitten unter uns ist, heute und hier, zwischen dem Treiben in der Stadt und bei aller Geschäftigkeit.
Das möchte ich nicht verpassen, sondern möchte einstimmen und singen und rufen: „Komm Gott! Komm in unsere Welt! Und öffne mir die Augen, die Ohren und das Herz, dass ich warte und nach Dir Ausschau halte, heute, hier und jetzt!“
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und freue mich, gemeinsam mit Ihnen zu warten, zu wachen und zu singen, auch in den Gottesdiensten der kommenden Wochen.
Ihr Pfarrer Michael Haarmann
„Was ist der Mensch…dass Du seiner gedenkst?“ Psalm 8, 5
„Was ist der Mensch…dass Du seiner gedenkst?“ Psalm 8, 5
Ich sitze am Heck eines großen Kreuzfahrtschiffes auf hoher See vor Norwegen und sehe auf das Meer hinaus.
Ich sehe nur die Spur der Wellen die das Schiff ins Wasser pflügt. Kein anderes Schiff, kein Land sind in Sicht. Wie groß ist das Meer, wie weit und anscheinend grenzenlos.
Was würde wohl mit dem Meer geschehen, wenn ich hineinfiele und darin unterginge…? Würde es für das Meer einen Unterschied machen? Würde das Meer überhaupt bemerken, was da geschieht?
Wohl kaum. Im Verhältnis zu diesem großen und weiten Meer bin ich unbedeutend, ein Nichts, ein Hauch.
„Was ist der Mensch?“
Dasselbe Schiff bringt mich in die Wunderwelt der Fjorde. Ich sehe Wasserfälle, die sich in tausenden von Jahren in den Stein gegraben haben. Ich sehe Steilwände, die sich 1000 Meter über mir erheben. Ich sehe Gletscher, die schon tausend Jahre existieren und noch lange existieren werden, wenn ich schon lange nicht mehr da bin.
„Was ist der Mensch?“
Ein paar Wochen später sitze ich noch spät am Abend auf der Terrasse und sehe in den Sternenhimmel. So unzählbar viele Sterne leuchten, darunter einige, deren Licht mich heute erreicht, die aber schon vor langer Zeit erloschen sind.
So viele Sterne, so unendliche Weiten, so viel Zeit… und was bin ich?
„Was ist der Mensch?“
Drei Erfahrungen, denen ich noch einige hinzufügen könnte. Sie alle machen mir eines deutlich:
Vor dem Hintergrund des Weltalls, vor dem Horizont des Meeres, vor der Schönheit und Majestät der Natur bin ich kleiner Mensch ein Nichts, unbedeutend, unwesentlich.
Im Alltag, in den Medien erlebe ich oft eine ganz andere Sicht der Dinge und des Menschen.
„Wichtig, wichtig, höchste Priorität!“ rufen mir die Nachrichten entgegen.
Menschen nehmen Raum und Zeit um ihre Befindlichkeiten, ihre Probleme darzustellen und zu erörtern. Diskussionen ohne Ende werden geführt, deren Thema oft nur die Eitelkeit der Teilnehmenden ist.
„Was ist der Mensch?“
Die Frage des Psalms richtet meinen Blick neu aus. Er weist mich darauf hin, was und wer ich eigentlich bin: Geschöpf, sterblich, vergänglich.
Der Blick auf das große Meer, auf die Wunder der Natur kann mich lehren mich als den zu sehen der ich wirklich bin: ein Mensch, ein Geschöpf, das kommt und geht und von dem nur sehr vergängliche Spuren bleiben. Dieser Blick auf mich selbst führt zu eine Haltung, die mit dem Wort Demut bezeichnet wird. Das meint nicht eine missmutige oder unterwürfige Haltung. Gemeint ist auch nicht eine Einstellung, die alle Leistung abschätzig entwertet. Gemeint ist das Bewusstsein der Vergänglichkeit und der Tatsache, dass wir Geschöpfe sind, Geschöpfe Gottes. Und obwohl wir vergänglich, wie Gras oder Staub sind, wendet Gott sich dennoch jeder und jedem zu, begegnet uns mit Liebe. Das ist ein mindestens ebenso großes Wunder wie das Meer, die Natur oder der Sternenhimmel, die mich bescheiden aber auch immer sehr staunend glücklich sein lassen… und auch demütig.
Ihr Pfarrer Rolf Klein
Sommerlöcher und andere Gruben
Sommerlöcher und andere Gruben
Wenn es abends später dunkel und morgens früher hell wird, wenn die gestresste Kollegin entspannt zur Arbeit kommt und sogar der zeternde Nachbar mehr lächelt als sonst, weiß ich: Es ist Sommerloch. Jene nachrichtenarme Zeit, in der Schreckensmeldungen und Hiobsbotschaften mit aller schlechten Laune und Angstmacherstimmung in ein tiefes Loch fallen und für ein paar Wochen aus den Augen, aus dem Sinn sind. Jene Zeit also, in der die unausgesprochene Regel es den Nebensächlichkeiten erlaubt, ganz offiziell zum Tagesthema zu werden: Königlicher Nachwuchs, Fußballerwaden, wunderliche Tiere in heimischen Gewässern oder Ähnliches. So weit, so gut. Man wird sich wohl noch ablenken dürfen.
Leider ist das Sommerloch mehr als gute Laune, fröhliche Menschen und lustige Themen. Leider ist es auch jene Zeit, in der immer wieder politische Entscheidungen getroffen werden, die an den abgelenkten Menschen und Nachrichtendiensten fast spurlos vorbeigehen. Während man also beim Elfmeterschießen nervös auf dem Strohhalm herumkaute oder den Olympioniken die Daumen drückte, wurden in Berlin in den letzten Jahren Mehrwertsteuer oder Krankenkassenbeiträge erhöht. In diesem Jahr geht es um die Reduzierung von Datenschutz. Und niemand hat’s gewusst. Was für ein Sommer!
Dazu fällt mir nichts mehr ein. Außer einem Sprichwort: Wer anderen eine Grube gräbt… Den Rest kennen Sie. Und nicken vielleicht heimlich. Weil Sie sich auch fragen, wann Schluss ist mit politischen Alleingängen und wann „die da oben“ endlich anfangen, im Interesse der Menschen zu handeln und zu entscheiden. Es wird ja alles immer schlimmer im Leben und in der Welt.
Solche Gedanken dachten vielleicht schon die Menschen, die in den Jahrhunderten vor Christus lebten und glaubten. Wenn man die Sprichworte liest, die im 26. Kapitel im „Buch der Sprüche“ in der Bibel gesammelt sind, bekommt man zumindest diesen Eindruck. Als bestünde das Leben nur aus Lügen, Hass, Streit, Verleumdung, Betrug, (verbalen) Verletzungen und Menschen mit pessimistischer Lebenseinstellung. Und als hätten es noch nicht alle begriffen, dass die Dummen, Bösen und Faulen für diese schlechte Welt verantwortlich sind. Herr, lass Hirn regnen vom Himmel!
Kommt mir ziemlich bekannt vor. Solche Sätze höre ich in letzter Zeit öfter. Manche spreche ich mit. Meistens bete ich aber für was anderes: Dass weniger Gruben gegraben und Fallen gestellt, dafür mehr Hände gereicht werden. Für mehr Sommer und weniger Loch, also für mehr Lachen im Herzen und Schmunzeln auf der Seele. Erst recht in dieser Welt! Oder?
Anhaltende Sommerlaune wünscht
Pfarrerin Friederike Lambrich
„Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden. Exodus 15,2 (Monatsspruch Juni 2016)
„Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden. Exodus 15,2 (Monatsspruch Juni 2016)
Der Monatsspruch für Juni 2016 ist Teil eines Lobliedes, das die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten Gott, dem Allmächtigen, sangen. Was war geschehen? Der Pharao hatte das Volk Israel unter der Führung des Mose nach der 10. Plage, die Gott über die Ägypter kommen ließ, endlich aus der Sklaverei in die Freiheit ziehen lassen. Doch kurz darauf bereute der Pharao seinen Entschluss und jagte mit seinem mächtigen Heer hinter den Israeliten her. Am Schilfmeer kam es zum Showdown. Durch Gottes machtvolles Eingreifen teilte sich das Meer, während das Volk Israel hindurch zog. Als aber die hochgerüstete ägyptische Armee hinterherjagte, stürzten die Fluten über ihr zusammen, so dass sie vernichtet wurde und die Israeliten gerettet wurden. Dieses wunderbare Eingreifen Gottes feierte das Volk ausgelassen und sang dem Herrn ein Lied. Unser Spruch ist der zweite Vers dieser langen Lobeshymne.
Während meines Studiums hat ein Theologieprofessor seinen Studenten an dieser und anderen Stellen der Bibel verdeutlicht, was mit Gottesfurcht gemeint ist. Es ginge dabei nicht um Angst, sondern um die Ehrfurcht, was Gott für die Gläubigen alles vermag. Er ist der Schöpfer von Himmel und Erde, er besiegt den Tod für uns und rettet aus auswegloser Gefahr. Wie gut, dass wir einen solchen Gott auf unserer Seite haben.
Für das Judentum ist die Befreiung aus ägyptischer Sklaverei ein, wenn nicht sogar der Fixpunkt der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Im Erinnern und Vergegenwärtigen dieser Befreiung, was jedes Jahr an den Passahfestlichkeiten geschieht, gewinnt es Zuversicht für die Zukunft. Gott lässt sein Volk nicht im Stich. Er steht wie damals auch zukünftig an seiner Seite.
Sich daran erinnern, was Gott für uns getan hat: Nach den Wochen von Ostern mit Kreuz und Auferstehung, der Himmelfahrt Christi und der Sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten können wir als christliche Gemeinde uns auch daran erinnern, was Gott in Christus für uns getan hat und tut. Uns ist Vergebung zugesagt, der Tod ist für uns besiegt und durch den Heiligen Geist werden wir im Glauben und Hoffen gestärkt. Als Christengemeinde kann uns dies Kraft und Mut für die Zukunft geben.
Dabei geht das „für uns“ als Gemeinde über in das „für mich“ als Christin und Christ. „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.“ (1 Tim 2,4) Das gilt für uns als Gemeinde und eben auch für mich und dich. Wir können uns Gott in Christus anvertrauen.
Pfarrer Joachim Schuler
„Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist…“ Apostelgeschichte 2,4
„Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist…“ Apostelgeschichte 2,4
Liebe Gemeinde,
ein Jugendlicher berichtet von seinen Erfahrungen beim letzten Kirchentag.
Die Worte und Sätze sprudeln nur so aus dem sonst eher stillen und zurückhaltenden jungen Mann.
Eine Presbyterin erzählt von einem Konzert, das sie am Vorabend besucht hat und wird nicht müde davon zu schwärmen.
Ein Mann Mitte 50 fasziniert die kleine Zuhörerschar bei einer Party mit seinem Bericht über einen Segeltörn auf dem Ijsselmeer.
Eine Frau in der Buchhandlung berichtet sehr engagiert von der Lektüre eines Romans.
Völlig verschieden sind die Menschen. Völlig verschieden sind die Situationen. Völlig verschieden sind die Gegenstände oder Erfahrungen die zur Rede stehen. Gemeinsam ist ihnen die Begeisterung, die die Menschen erfasst hat. Diese Begeisterung kennt jeder. Wenn uns etwas im Innersten berührt, wenn wir überzeugt, fasziniert eben begeistert sind, wollen wir andere teilhaben lassen, sie hineinziehen in den Sog unserer Gefühle. Begeisterung steckt an, sie springt über, erfasst Umstehende. Eben noch Zaungast und eine Sekunde später schon mitten drin, dabei, engagiert, begeistert.
Das Titelbild des vor Ihnen liegenden Rundblick zeigt ein Urbild der Begeisterung. Es bildet ab, was Pfingsten geschehen ist.
Menschen haben sich versammelt, unter ihnen waren einige, die Jesus begegnet waren, die Zeugen seines Weges wurden, die hineingenommen waren in sein Leiden und Sterben, die erfahren konnten, was es bedeutet, dass er starb und auferstand. Sie, die bis zu diesem Tag ängstlich geschwiegen haben, beginnen zu reden, beginnen zu reden von dem, was sie erlebt haben, von dem, was ihrem Leben Sinn und Ausrichtung gibt. Und sie tun es voller Begeisterung, denn sie sind erfüllt von dem Geist, der auch Jesus durchdrang, von dem Geist, den er ihnen versprach, von dem Geist, der in dieser Stunde, an diesem Fest über sie gekommen ist.
Die Menschen sind begeistert, voll von Gottes Geist, der tröstet, Leben schafft, Hoffnung gibt.
Ihre Rede steckt an, weckt Begeisterung, denn sie wird verstanden.
Zwei Beobachtungen aus der Pfingstgeschichte sind mir wichtig geworden. Zum einen ist es die Sorge und Bemühung darum, dass wir als Kirche so reden, dass wir auch wirklich verstanden werden.
Die andere ist die, das nach wie vor gilt, dass Gott Menschen mit seinem Geist erfüllt, dass sie sich begeistern lassen und so andere begeistern können, sollen und werden.
Es grüßt Sie ganz herzlich
Pfarrer Rolf Klein
Fastenzeit
Fastenzeit
Nicht nur weniger essen
und mehr genießen,
sondern vielleicht auch
weniger fernsehen
dafür miteinander weiter sehen;
weniger Radio hören,
dafür miteinander still werden;
weniger reden,
dafür mehr zuhören;
weniger unterwegs sein,
dafür mehr zu sich selbst kommen;
weniger Veranstaltungen besuchen,
dafür mehr Zeit für sich selbst haben.
Ganz einfach
weniger tun,
dafür mehr sein.
Max Feigenwinter
… in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfüllte und gesegnete Zeit,
voller Sein und voller Leben,
Ihr Pfr. Michael Haarmann
„In diesem Jahr wird alles anders“
„In diesem Jahr wird alles anders“
Alle Jahre wieder kommt diese Zeit, in der ich alles so mache wie jedes Jahr in der Adventszeit: Ich hole diese Kiste aus dem Keller. Mit Lichterketten und Kerzenhal-tern für mehr Wärme und Licht. Mit Strohsternen fürs Fenster für mehr Hoffnung.
Alle Jahre wieder hole ich mit der Weihnachtskiste aus dem Keller auch die Bücher mit den Plätzchenrezepten aus dem Regal. Einigen Seiten sieht man an, dass sie oft benutzt wurden. Weil eben alle Jahre wieder Zimtsterne gebacken werden und Vanillekipferl und Ausstechkekse in allen möglichen Formen.
Alle Jahre wieder frage ich mich aber auch: Sollte ich nicht dieses Jahr mal etwas anders machen? Die Wohnung anders schmücken? Neue Plätzchenrezepte auspro-bieren? Alle Jahre wieder fasse ich neue Vorsätze für die Adventszeit: Dass ich diesmal früher mit der Geschenkesuche anfange. Dass ich diesmal die Weihnachts-karten selber bastle. Ja, dass ich diesmal alle meine Rituale sein lasse und alles ganz anders wird! Sowas nehme ich mir ja auch für den Jahreswechsel vor: Dieses Jahr wird alles ganz anders! Damit nehme ich mir ja auch vor: Dieses Jahr werde ich ganz anders! Und…?
Alle Jahre wieder wird doch nichts anders. Oder doch? Wenn ich Mitte Januar die letzten Zimtsterne esse und den letzten Strohstern vom Fenster nehme, bin ich froh, dass bei mir alles beim Alten geblieben ist. „Wie immer“ war es nämlich trotzdem nicht. Weil Andere schon reichlich Neues in mein Leben bringen (auch in meine Keksdosen in der Adventszeit). Weil das schön ist und gut tut.
Alle Jahre wieder liegt vor mir in diesen Tagen ein neues Jahr. Ein neues Kirchenjahr und ein neues Kalenderjahr. Es liegt da wie ein leeres Blatt Papier und wartet auf meine guten Vorsätze. Diesmal werde ich keine fassen. Stattdessen nehme ich einen Stift und schreibe in großen Lettern über die ganze Seite und das ganze Jahr einen einzigen Satz: Alles hat seine Zeit. Vor ein paar tausend Jahren hat jemand diesen klugen Satz aufgeschrieben und wieder andere fanden ihn so wichtig, ihn in die Bibel aufzunehmen. Ich finde, man sollte diesen Satz öfter sagen. Oder schrei-ben. Am besten alle Jahre wieder, oder?
Eine frohe Adventszeit und einen fröhlichen Jahreswechsel wünscht Pfarrerin Friederike Lambrich
"Erbarmt euch derer, die zweifeln" Judasbrief 22 (Monatsspruch November 2015)
"Erbarmt euch derer, die zweifeln" Judasbrief 22 (Monatsspruch November 2015)
Der Philosoph Rene Descartes sagte vor fast 400 Jahren: „Was bin ich? Ein denkendes Wesen. Ein Wesen, das zweifelt, einsieht, bejaht, verneint, will, nicht will, auch einbildet und empfindet.“ Ihm ist die Erkenntnis zu verdanken, dass der Zweifel ein Kennzeichen des denkenden Menschen ist.
Aber nicht nur der denkende Mensch zweifelt, sondern auch der glaubende Mensch. Die Bibel erzählt viele Geschichten davon. Hiob zweifelt, weil ihm so viel Unglück widerfährt. Petrus zweifelt, als er Jesus auf dem See entgegen gehen will und versinkt. Später verleugnet er sogar seinen Herrn, als der Hahn kräht. Auch der ungläubige Thomas zweifelt, bis er die Kreuzeswunden am Auferstandenen fühlen darf. Wir sehen, die Bibel verschweigt den Zweifel nicht.
Selbst die Christinnen und Christen in den ersten Gemeinden waren nicht alle leuchtende Vorbilder eines unerschütterlichen Glaubens. Auch Glaubende aus der Gemeinde, an die sich der Judasbrief um 150 n. Chr. richtet, sind in eine Krise geraten. Es gibt Streit über den richtigen Glauben und angemessenes Verhalten. Viele sind deshalb orientierungslos zwischen den verhärteten Fronten. Sie beginnen an ihrem Glauben zu zweifeln und an ihrer Gemeinde zu verzweifeln. In dieser Situation rät der Judasbrief: „Erbarmt euch derer, die zweifeln!“
Im Oktober und November, wenn die dunkle Jahreszeit naht, sind Schuld und Tod die Themen der Gedenk- und Feiertage. Das ist ein guter Nährboden für unsere Zweifel. „Wie kann Gott Kriege und Naturkatastrophen zulassen?“ Manche denken daran, dass sie einen lieben Menschen haben zu Grabe tragen müssen. Wenn der Tod so in unser Leben eingreift, werden Glaube und Gottvertrauen oft klein. Vielleicht empfinden wir auch Schuld gegenüber denen, die nicht mehr da sind. Gibt es einen Gott, der den Tod besiegt und Vergebung schenkt, wenn ich mir selbst kaum vergeben kann? Zweifel, die an unserer Seele nagen.
Die Aufforderung des Judasbriefs an uns Glaubende, sich gegenseitig in Zeiten des Zweifels aufzufangen, sich im Glauben zu stützen und zu unterstützen, ist ein wunderbarer Ratschlag. Er erinnert an die Jahreslosung 2015: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Denn auch Christus hat die Zweifler nicht alleine gelassen, sondern sich ihnen mit Verständnis und Trost, Zuspruch und Fürbitte bei Gott zugewandt.
Gerade in Zeiten der Anfechtung – wie Luther den Zweifel genannt hat – ist es ein Zeichen einer lebendigen Gemeinde, wenn wir uns im Glauben gegenseitig tragen und ermutigen.
Pfarrer Joachim Schuler
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
ich sitze gemütlich in einem Straßencafe, vor mir ein Espresso und ein Glas Wasser. Eine ältere Frau geht vorbei, schaut nach rechts und nach links. Sie wirkt etwas unsicher, so als hätte sie sich verlaufen. Zwei Schritte hinter ihr geht eine deutlich jüngere Frau, ihre Tochter. Die höre ich sagen: „Ich bin hier. Alles gut!“ Diese kleine Beobachtung hat mich berührt und zum Nachdenken gebracht. Wie oft mag wohl die Mutter genau diese Worte zu ihrer Tochter gesagt haben, als diese noch ein Kind war. In der fremden Stadt, im Menschengetümmel einer Kirmes, Abends, wenn das Kind sich im Dunkeln fürchtet und nicht einschlafen kann, am ersten Schultag, in hundert und einer Situation: „Ich bin hier. Alles gut!“ Und jetzt haben sich die Rollen verkehrt. Die Tochter beruhigt die Mutter. Das Kind gibt einem Elternteil Sicherheit und Geborgenheit.
„Niemand ist eine Insel“ heißen ein Buch und ein Film. Deren Titel spiegelt eine grundsätzliche Erfahrung wieder. Keiner von uns lebt für sich allein und kann dauerhaft allein leben. Erst wenn ein anderer Mensch zu uns sagt: „Ich bin hier.“, wird alles gut. Und das gilt nicht nur für Situationen, in denen wir die Orientierung verloren, Probleme oder Sorgen haben. Wir brauchen andere Menschen, die uns unterstützen, mögen, lieben. Wir brauchen sie, damit sie uns raten und warnen, aufmuntern, motivieren und kritisieren. Wir brauchen die Stimme eines anderen, die uns zuspricht: „Ich bin hier. Alles gut!“ Diese Worte geben uns Sicherheit und Geborgenheit. Wir erfahren so, dass wir nicht allein sind, dass es andere Menschen gibt, die um uns und für uns sorgen, die sich kümmern und einsetzen. Es gilt auch für Gott.
„Ich bin hier. Alles gut“ diese Worte fassen zusammen, was die Geschichten der Bibel erzählen. „Ich bin da“ so lautet sogar eine mögliche Übertragung des Namens Gottes, den er dem Mose am brennenden Dornbusch offenbart.
Gott, der da und nah ist, an ihn glauben Menschen seit Abraham und Mose. Ihm begegnen sie in seinem Wort und in seinem Handeln in der Geschichte.
Sei „Ich bin da“ gilt unverbrüchlich auch und gerade wenn es so scheint als sei er ganz weit weg oder gar nicht da.
Das Vertrauen in diesen gegenwärtigen Gott hat Jesus gelebt und gelehrt und er hat ihm die Gewissheit hinzugefügt, dass am Ende alles gut wird.
Sein Sieg über die Dunkelheit, über Leid und Tod zeigen, dass Gott am Ende alles zum Guten wendet, dass eben am Ende „alles gut“ sein letztes Wort ist und bleibt.
Darauf lässt sich vertrauen. Darauf lässt sich ein Leben bauen.
Denn Gott sagt uns:
„Ich bin hier. Alles gut.“
Es grüßt Sie ganz herzlich
Pfarrer Rolf Klein
"damit wir klug werden" (Psalm 90,12)
"damit wir klug werden" (Psalm 90,12)
„Damit wir klug werden“ ist das Motto für den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 3.-7. Juni in Stuttgart stattfindet. Das Motto stammt aus Psalm 90 und gibt zum Nachdenken Anlass.
»Was bedeutet eigentlich „klug“? Wie werden wir „klug“? Ist „klug“ vernünftig? Ist „klug“ gebildet? Was ist eigentlich „kluges“ Handeln? In der wörtlichen Übersetzung des Kirchentages heißt es: „Unsere Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Das weise Herz ist klug genug, die Endlichkeit des Lebens nicht zu verdrängen. Unsere Welt, in der die Unsterblichkeit nur noch eine Frage der digitalen Umsetzbarkeit zu sein scheint, verführt Menschen dazu, das Zählen zu vergessen. Die Losung des Stuttgarter Kirchentages zeigt in eine andere Richtung: Tage zu zählen heißt, aufmerksam zu sein für jeden einzelnen Tag, achtsam umzugehen mit unserem eigenen Leben. … Das wendet uns hin zu Gott, zum Lehrer des Lebens. Die Fähigkeit, Tage zu zählen, macht klug und das Herz weise. … Die Botschaft sollte folgende sein: Ein JA zu Gott ist ein JA zum Leben, das endlich ist und darum klug gelebt werden will.«
(Quelle: Kirchentag)
Ihnen allen, nicht nur denen, die nach Stuttgart fahren, wünsche ich vielfältige Eindrücke und immer wieder Begegnungen mit Menschen, die die Sehnsucht nach einem klugen und gerechten Leben teilen, getragen von Gottes Segen, so wie ihn Hanns Dieter Hüsch als Quelle der Kraft und der Lebens-Freude beschreibt.
Ihr Pfr. Dr. Michael Haarmann
Ich bin vergnügt
Erlöst
Befreit
Gott nahm in seine Hände
Meine Zeit
Mein Fühlen Denken
Hören Sagen
Mein Triumphieren
Und Verzagen
Das Elend
Und die Zärtlichkeit
Was macht dass ich so fröhlich bin
im meinem kleinen Reich
Ich sing und tanze her und hin
Vom Kindbett bis zur Leich
Was macht dass ich so furchtlos bin
An vielen dunklen Tagen
Es kommt ein Geist in meinen Sinn
Will mich durchs Leben tragen
Was macht dass ich so unbeschwert
Und mich kein Trübsinn hält
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt
Hanns Dieter Hüsch
Denken Sie groß?!
Denken Sie groß?!
Liebe Leserin, lieber Leser,
neulich bin ich beim Radiohören über eine Liedzeile gestolpert: „Heute ist der Tag, jetzt geht es endlich los. / Sie erreichen Ihre Ziele. / Denken Sie groß!“
Ich bin mir nicht mehr sicher, welches Gefühl bei mir zuerst da war: Die Irritation darüber, dass ein Lied im Radio befiehlt, was ich mir selber nicht sagen kann – oder die Freude darüber, dass genau das endlich jemand tut…
Das Lied stammt übrigens von der Hamburger HipHop-Electronic-Band Deichkind, die für ihre äußerst ironischen Texte bekannt ist. Und weil in jedem ihrer Lieder auch ein gutes Stück Wahrheit steckt, nehmen sie in Denken Sie groß diejenigen aufs Korn, die versuchen, mit der entsprechenden Einstellung ihr Leben zu verbessern und sich von größeren Erfolgen noch größeres Glück versprechen (Zitat: „Ich geb' Ihnen einen Tipp: Denken Sie groß. / Was zweifeln Sie so? Übernehmen Sie die Show! / Mit dem richten Riecher sind Sie der Leader / und spielen schon bald in der obersten Liga.“).
Vielleicht haben Sie es in den letzten sieben Wochen ja auch ganz bewusst anders gemacht. Vielleicht haben Sie verzichtet, auf Fleisch oder Schokolade, aufs Auto oder Fernsehen. Vielleicht hat Ihnen das geholfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Kleines ist vielleicht wieder wichtig und bedeutsam geworden. Und groß.
Denken Sie groß! – Mich hat das Lied angeregt, mir bewusster solche Gedanken zu machen, die so groß wie nötig und so klein wie möglich sind. Die großen Gedanken, den großen Plan, dafür ist Gott zuständig. Denn wenn ich bewusst wahrnehme, wo meine Grenzen als Mensch sind, merke ich ziemlich schnell, dass sie meistens enger und niedriger sind als es mir manchmal lieb ist. Zwar sagt der Volksmund, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sei und in manchen Situationen hat er damit bestimmt auch Recht. Aber Kleines in Großes zu verwandeln, Trauer in Freude, Tod in Leben, das kann kein Mensch tun. Das tut Gott.
Vielleicht ist gerade jetzt, wo die Welt aus ihrem Winterschlaf erwacht und das Leben wieder zu blühen beginnt, die Zeit reif für kleine Gedanken. Ich wünsche Ihnen solche, die Sie groß leben lassen und die Gott und dem Leben viel zutrauen.
Pfarrerin Friederike Lambrich
„Ich schäme mich des Evangeliums nicht, es ist eine Kraft Gottes.“ Römer 1,16 Monatsspruch Februar
„Ich schäme mich des Evangeliums nicht, es ist eine Kraft Gottes.“ Römer 1,16 Monatsspruch Februar
Liebe Gemeinde,
seit einigen Jahren kennen wir den Begriff des “Fremdschämens“. Das Gefühl überfällt einen, wenn man vorwiegend im Fernsehen mit ansehen kann oder muss, wie Menschen sind gründlich blamieren. Sie geraten in peinliche Situationen, stellen sich und intimste Details ihres Lebens bloß, versagen, scheitern. Was man zu sehen und zu hören bekommt ist peinlich, das Gefühl des „Fremdschämens“ kommt auf.
Und was geschieht, wenn ich selbst bloßgestellt werde?
Wenn meine Intimsphäre verletzt wird?
Wenn ich „einen Bock schieße“, das Ziel nicht erreiche…? Dann schäme ich mich, empfinde Bloßstellung und Verlegenheit. Ich möchte mich verkriechen, unsichtbar werden, in Luft auflösen.
Ich werde rot, verlegen, unsicher.
Das alles kann geschehen, weil ich etwas tue, sage oder denke, was nicht „angesagt“, nicht „in“ ist, was dem Zeitgeist nicht entspricht.
Wenn ich einmal oder mehrfach wegen meiner Meinung, meines Verhaltens
oder meiner Überzeugung solches erlebt habe, werde ich vorsichtig, zurückhaltend, vielleicht sogar schüchtern oder ziehe mich ganz zurück. Wenn das besagte Thema aufkommt, halte ich den Mund oder flüchte mich in Banalitäten.
Ein Thema, bei dem Menschen das heute öfter als früher geschehen kann, ist ihr christlicher Glaube. Dieses Thema ist zum Tabuthema geworden. Spricht man heute freimütig und freizügig über Vorlieben und Neigungen in fast allen Lebensbereichen (auch bei sehr intimen), so wenig wird das, was man glaubt Gegenstand von offenen Gesprächen.
Der Monatsspruch für den Februar, ein Wort des Apostel Paulus widerspricht dem vehement. Aus diesem einen Satz spricht eher Stolz als Scham.
Auch wenn es damals wie heute nicht angesagt war oder ist, nicht auf die eigenen Fähigkeiten allein, nicht nur auf Fortune oder Beziehungen zu setzen, die Botschaft von Jesus, das Evangelium berichtet von einer anderen Kraft, von der Kraft Gottes, die sich ausdrückt in den Worten und Taten Jesu. Diese Kraft ist die Kraft der Vergebung, der Liebe und der Barmherzigkeit.
Und es ist die Kraft, über die wir Menschen nicht nach Gutdünken verfügen. Sie wird uns geschenkt, im Evangelium, im Glauben.
Und dessen muss man sich gewiss nicht schämen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Pfarrer Rolf Klein
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Röm 15,7 (Jahreslosung 2015)
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Röm 15,7 (Jahreslosung 2015)
Wenn das alte Jahr sich langsam verabschiedet und das neue naht, machen wir uns spätestens am Silvesterabend darüber Gedanken, was wir im neuen Jahr besser machen können. Wir fassen gute Vorsätze. Das kann vieles betreffen. Die einen wollen aufhören zu rauchen, andere wollen abspecken und mehr Sport treiben, wieder andere nehmen sich vor, sich mehr um die Familie zu kümmern.
Die Jahreslosung für 2015 aus dem Römerbrief des Paulus klingt auch wie eine Aufforderung des Apostels, die als guter Vorsatz für das neue Jahr dienen kann. Wir sollen einander mehr annehmen, mehr füreinander da sein und Sorge füreinander tragen. Wir sollen uns mehr umeinander kümmern.
Wenn Paulus eine solche Ermahnung ausspricht, tut er dies aber nicht aus sich selbst heraus. Der christliche Glaube ist immer die Grundlage seines Denkens und Handelns. So hat jede Ermahnung an uns Christinnen und Christen ihre Voraussetzung in der Barmherzigkeit Gottes: Weil wir Gottes geliebte Kinder sind und er uns durch Jesus Christus gezeigt hat, dass er uns so annimmt wie wir sind, sollen auch wir uns untereinander annehmen und füreinander da sein. Paulus sagt es in seinen Briefen immer wieder: Zuerst kommt der Zuspruch der Liebe Gottes und dann erst sein Anspruch, nach Gottes Willen zu leben.
Wenn wir es kirchenjahreszeitlich einordnen wollen, können wir auch sagen, dass vor der Ermahnung zum Jahreswechsel die frohe Botschaft von Weihnachten steht, in der Gott uns durch die Geburt seines Sohnes gezeigt hat, wie sehr er für uns da sein will. Im Kind in der Krippe offenbart er uns seine Liebe. Aber wie kann diese gegenseitige Annahme im Alltag konkret aussehen?
Es gibt viele Bewährungsfelder, auf denen man dieses gegenseitige Annehmen aus dem Glauben heraus umsetzen kann. Einige Beispiele seien genannt: In Familien treffen immer auch unterschiedliche Charaktere und Lebenserfahrungen aufeinander. Hier können nicht nur Junge und Alte füreinander da sein, sondern auch Erfolgreiche und weniger Erfolgreiche. In unserer Kirchengemeinde pflegen wir eine gute Gemeinschaft in Gruppen und Kreisen. Und doch könnten wir noch mehr aufeinander achten und uns gegenseitig helfen. Wo geht es jemandem schlechter, als er nach außen hin zugeben will? Wo sind Menschen einsam? Wo brauchen welche Stärkung im Glauben? Und aus konkretem Anlass: Im alten Katharinenhospital werden Flüchtlinge aus aller Herren Länder untergebracht. Zeigen wir ihnen, dass uns ihr schweres Schicksal nicht egal ist, heißen wir sie willkommen und stehen ihnen in schweren Zeiten bei.
Pfarrer Joachim Schuler
Danke!
Danke!
Gibt's heute keine Kekse? Hast du nicht was Süßes? Können wir nicht was zu essen machen, wir haben Hunger! Ob Konfiunterricht, Kindergruppe oder Jugendcafé- die Kinder und Jugendlichen in unserer Emmaus-Kirchengemeinde scheinen immer Hunger zu haben! Und im E- Maus- Klub stehen Kochen und Essen jede Woche auf dem Programm. Bevor wir dann gemeinsam mit der Mahlzeit beginnen, gibt es ein wichtiges Ritual: der Gebetswürfel wird geworfen und zeigt uns das Tischgebet an. Wir nehmen uns bewusst Zeit, um Gott „Danke“ zu sagen: für das gemeinsame Essen, für die Lebensmittel, für die Gemeinschaft.
Der Herbst und der Oktober beginnen mit dem Erntedankfest. Wir erinnern uns daran, dass wir es Gottes Liebe und Güte verdanken, satt zu werden, genug zu essen zu haben, ein Dach über dem Kopf zu haben. Oft sind alle diese Sachen für uns selbstverständlich, weil die Geschäfte immer geöffnet und wir mit Lebensmitteln gut versorgt sind. Ich finde, das Erntedankfest lädt uns ein, bewusst auf unser Leben zu schauen, zu entdecken, wie reich wir von Gott beschenkt sind. Bei einer Radtour durch die Willicher Felder erlebe ich immer wieder, wie Früchte wachsen können und geerntet werden. Ein Grund Danke zu sagen! Und dann gibt es da noch die vielen anderen großen und kleinen Gründe, um einmal Danke zu sagen: für das aufmunternde Gespräch mit der Nachbarin, der Hilfe durch den Kollegen, für das liebe Wort am Telefon oder in der SMS, für einen unverhofften Besuch.
In besonderer Weise bringen die Psalmen, die alten Lieder der Bibel, den Dank zum Ausdruck. In Psalm 118, Vers 1 heißt es: „Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“ Und in Psalm 145,15 betet der Psalmist: „Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“, der Leitvers des Erntedankfestes.
Die Beter der Psalmen bringen nicht nur ihren Dank über Gottes Güte und Liebe zum Ausdruck, nein aus ihrem Danken wird ein Loben, ein Lobpreis über die großen Taten und Werke Gottes, die fast gar nicht zu begreifen und mit Worten zu fassen sind. Ich wünsche uns, dass wir viele kleine und große Dinge entdecken und Danke sagen können- und dabei in das Lob einstimmen können!
Herzliche Grüße
Ihr/ Dein Björn Kalmus
"Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken." (1. Chronik 22,13, Monatsspruch September)
"Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken." (1. Chronik 22,13, Monatsspruch September)
Liebe Gemeinde,
im Märchen der Brüder Grimm „Von einem der auszog das Fürchten zu lernen“ wird von einem dummen Sohn erzählt, der sich vor nichts und niemand fürchtet. Also macht er sich auf die Reise um es doch noch zu etwas zu bringen und das Fürchten zu lernen. Doch wem er auch begegnet, Geistern, Gespenstern, Toten, dem Tod selbst… es gruselt ihn nicht. So besteht er viele Prüfungen und findet schließlich sogar sein Glück. Erst die Begegnung mit einem Eimer Wasser und lebenden Fischen bringt ihn zu der Erfahrung: „Jetzt gruselt‘s mir.“
Wir sind nicht dumm. Wir haben Fantasie. Wir haben Lebenserfahrung. Wir können uns vorstellen, was alles geschehen, was alles daneben und schief gehen kann. Darum fürchten wir uns. Und es gibt vieles, wovor wir uns fürchten können: Verluste von Fähigkeiten, Beziehungen, Chancen, vor Krankheiten und Unfall, vor Naturkatastrophen und Gewalt.
Wir fürchten uns, haben Angst.
In vielen Situationen bewahrt die Angst uns vor unüberlegten Reaktionen, hemmt die Furcht ein zu großes Risiko. Angst kann aber auch lähmen und ohnmächtig machen.
Wirkt der Monatsspruch dagegen nicht sehr einfältig, vielleicht sogar dumm?
Nein!
Die Furchtlosigkeit von Menschen, die glauben hat einen guten Grund: Gott selbst. Wenn ich auf Gott vertraue, mit ihm und seiner Wirklichkeit rechne, dann ist er der Höchste, der Erste und Letzte, der, über dem nichts gedacht werden kann.
Dann ist aber alles, was es gibt, und alles was geschehen kann niemals das Letzte oder Höchste. Damit wird alles außer Gott relativiert, verliert es seine Macht und damit geht auch ein großer Teil der Furcht verloren.
Was uns auch immer widerfahren mag, es ist nicht das Letzte und es behält nicht das letzte Wort.
Ein Zweites gilt ebenso: Gott ist da und bei uns in allem, was uns erschreckt. Wie ein Kind, das schlecht geträumt hat, zu den Eltern kommen, Trost und Sicherheit finden kann, so können wir uns zu Gott flüchten, uns an ihn wenden mit aller Furcht und allem Erschrecken.
Denn er ruft uns zu:
„Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken.“
Es grüßt Sie recht herzlich
Pfarrer Rolf Klein
Gute Gründe in der Kirche zu sein
Gute Gründe in der Kirche zu sein
Es gibt gute Gründe, in der Kirche und der Gemeinde mit dabei zu sein. Das Amt für Öffentlichkeitsdienst der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland (www.kirchenshop-online.de) hat „12 Gründe in der Kirche zu sein“ zusammengestellt, unter anderem die folgenden:
- Im christlichen Glauben bewahrt die Kirche eine Wahrheit, die Menschen sich nicht selber sagen können. Daraus ergeben sich Maßstäbe für ein verantwortungsbewusstes Leben.
- In der Kirche wird die menschliche Sehnsucht nach Segen gehört und beantwortet.
- Die Kirche begleitet Menschen von der Geburt bis zum Tod. Das stärkt auf geheimnisvolle Weise.
- In der Kirche können Menschen an einer Hoffnung auf Gott teilhaben, die über den Tod hinausreicht.
- Die Kirche ist ein Ort der Ruhe und Besinnung. Unsere Gesellschaft ist gut beraten, wenn sie solche Orte pflegt.
- In der Kirche treten Menschen mit Gebeten und Gottesdiensten für andere ein. Sie tun das auch stellvertretend für die Gesellschaft.
- Wo immer Menschen hinkommen oder hinziehen, treffen sie auch die weltweite christliche Gemeinschaft. Dazu kann jede und jeder beitragen.
Jugendliche, die im Mai in unserer Gemeinde konfirmiert worden sind, haben ihre Sicht auf den christlichen Glauben und auf die Gemeinde in eindrucksvollen Sätzen zusammengefasst. Sie haben u.a. geschrieben:
Als Christ / Christin zu leben heißt für mich heute
- … an die Stärke Gottes und seinen Einfluss auf mich zu glauben und mit meinen Mitmenschen in Frieden zu leben.
- … in einer Gemeinde etwas zusammen zu machen. Das heißt, dass keiner ausgeschlossen, diskriminiert oder geärgert wird. Man sollte so akzeptiert werden, wie man ist. Wenn das nicht der Fall ist, ist das keine Gemeinschaft.
- … Gott zu vertrauen, anderen zu helfen und zu wissen, dass Gott mich auf den richtigen Weg bringt.
Für diesen Lebens-Weg wünsche ich den KonfirmandInnen – und uns allen – Gottes Segen und eine lebendige Gemeinschaft in der Gemeinde,
Ihr Pfarrer Michael Haarmann
„Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.“ (Joh 16,20)
weiterlesen„Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.“ (Joh 16,20)
Viele Menschen beklagen heutzutage, dass der Alltag keine Rhythmen mehr habe. Arbeitszeiten sind nicht mehr klar abgrenzbar von Freizeiten. Das Wochenende unterscheidet sich nicht mehr groß von Wochentagen und nur die Urlaubszeiten ordnen das Jahr in Arbeitstage und Urlaubstage. Auch die Jahreszeiten könnten noch das Jahr sortieren. Aber neben dem Sommer ist auch auf den Winter kein Verlass mehr, wie wir jüngst gelernt haben.
Das Kirchenjahr hingegen gibt einen Rhythmus vor. Es teilt die Zeit vom 1. Advent bis zum Ewigkeitssonntag im November in die christlichen Hauptfeste Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Erntedank ein.
Die vor uns liegende Karwoche vor Ostern nimmt uns nun mit auf den letzten Weg Jesu von der Einsetzung des Abendmahls am Gründonnerstag über Jesu Verhaftung im Garten Gethsemane und seine Kreuzigung am Karfreitag bis zur Auferstehung am Ostermorgen. Selten liegen im Kirchenjahr Weinen und Lachen, verzweifelte Klage und freudiges Lob so eng zusammen wie an diesen Feiertagen.
Dabei ordnet der österliche Festablauf nicht nur unsere Zeit, sondern spiegelt auch eine Grunderfahrung des Menschseins wider, nämlich die des Abschiednehmens von einem geliebten Menschen. Fast jeder von uns hat diese Erfahrung schon machen müssen. Eine lange Krankheit oder ein plötzlicher Tod rauben einem den Menschen, der einem nahe stand. Die Traurigkeit und Trauer, die dann in unser Leben einzieht, legt sich oftmals wie eine schwere Decke auf unsere Seele.
In seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium hat Jesus seinen Jüngern diese Situation angekündigt. Sein Weg werde mit dem Tod am Kreuz enden. „Ihr werdet weinen und klagen. Ihr werdet traurig sein!“ Doch im gleichen Atemzug macht er ihnen Hoffnung. Die Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden. Und was Jesus verspricht, geschieht! Am Ostermorgen ist er auferstanden zum ewigen Leben.
Die Jünger sind diesen Weg von der Traurigkeit zur Freude gegangen. Sie haben von Jesus Abschied genommen, aber auch erfahren, dass der Tod nicht das Ende ist. Diesen Weg können wir in den Gottesdiensten der Karwoche von Gründonnerstag bis zu den Auferstehungsfeiern an Ostern auch erleben und dabei für unser Leben erfahren: Schmerz und Trauer sind nicht einfach weggewischt. Aber sie haben nicht das letze Wort. Unser Gott setzt dem Tod und somit der Trauer eine Grenze. In alle Traurigkeit hinein fällt das Licht des Ostermorgens. Diese Hoffnung will uns Kraft für das Leben geben.
Pfarrer Joachim Schuler
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