Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung Kolosser 1,15 (Monatsspruch April 2021)

Dieser Bibelvers klingt nach hoher Theologie. Er hört sich für unsere Ohren verkopft und theoretisch an. „Es ist mir sehr weit entfernt. Und gerade jetzt in der Coronakrise will mir das noch sehr viel weiter weg erscheinen“, schreibt Pastor Michael Freitag in seiner Auslegung zum Monatsspruch.

Ich schreibe diese Zeilen Anfang März. Seit einem Jahr bestimmt nun das Virus unseren Alltag. Restaurants, Geschäfte, Museen, Theater und Kinos sind momentan geschlossen. Kontakte zwischen Menschen werden nach wie vor reglementiert. So sehr das alles in einer Pandemie notwendig ist, um Infektionen zu reduzieren, stöhnen viele unter diesen Maßnahmen, weil ihre psychischen und körperlichen Kräfte zur Neige gehen. Für den ein oder anderen steht sogar die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel.

Und dann ein solcher Monatsspruch? Als der Apostel Paulus seinen Brief in die kleinasiatische Stadt Kolossä schreibt, sind die Christen auch dort im Krisenmodus. Vermeintlich christliche Prediger haben sich in der Gemeinde breit gemacht, die bewusst gegen Paulus agitieren. Sie machen den Menschen Angst. Die antike Welt sei jederzeit vom Untergang bedroht. Die Grundelemente der Welt seien im Kampf miteinander. Naturkatastrophen seien die unausweichliche Folge. Damit treffen sie auch den Nerv zeitgenössischer Philosophie. All dies sorgt für ein Klima der Unsicherheit und Angst.

Die Situation der Christen in Kolossä und unsere heute scheinen sich zu ähneln. Was schreibt Paulus dazu, der hunderte Kilometer entfernt in Ephesus missioniert? Er antwortet mit einem Loblied auf Christus auf die Sorgen und Ängste der Christinnen und Christen in Kolossä. Aber nicht um in theologische Sphären zu entfliehen, sondern um mit diesem Hymnus eine Botschaft nach Kolossä zu senden: Habt keine Angst und fürchtet euch nicht vor den Mächten und Gewalten dieser Welt! Denn Christus ist da! Er ist der Herr über alle Mächte und Elemente in der Natur!

Paulus konnte damals seine Mitchristen beruhigen. Weil er ihnen mit diesem Bekenntnis zu Jesus Christus Halt gegeben hat, sie in ihrem Glauben vergewissert hat.

So kann der Monatsspruch auch unsere Sichtweise verändern: Ähnlich wie die österliche Auferstehung den karfreitaglichen Tod überwindet, kann mit dem paulinischen Loblied auf Christus unser Vertrauen in Gottes Fürsorge wachsen. Wir sind durch ihn und in ihm geborgen und behütet, egal was noch kommen mag. Er ist der Herr über allem und immer für uns da. Er lässt uns nicht im Stich! Darauf können wir vertrauen.

 

Pfarrer Joachim Schuler