Singen Sie mit – Willicher MusikProjekt 2025

„DIDO UND AENEAS“, eine Barockoper von Henry Purcell

Worum geht es?

Die Oper beruht auf dem berühmten Epos „Aeneis“ des römischen Dichters Vergil (70 – 19 v.Chr.) Es handelt sich um eine Liebesgeschichte zwischen Dido, der Königin von Karthago und Aeneas, dem trojanischen Prinzen, der nach einem Sturm während seiner langen Irrfahrten gastlich in Karthago aufgenommen wird. Aeneas, der in den Flammen seines Hauses die geliebte Gattin verloren hat, verließ Troja fluchtartig mit sinem Vater und seinem Sohn und erhielt den göttlichen Auftrag, eine neue Stadt, das spätere Rom, zu gründen. Dido, eine phönizische Prinzessin, floh vor ihrem Bruder, der aus Habgier ihren geliebten Mann getötet hatte. Sie gründete Karthago und wurde Königin. Dido und Aeneas verlieben sich. Dido nennt ihr Zusammensein eine „eheähnliche Verbindung“, denn sie hatte geschworen ihrem ermordeten Gatten treu zu bleiben. Daraufhin kommen die Götter ins Spiel und erinnern Aeneas an seinen Lebensauftrag. Nach anfänglichem Zögern verlässt er Karthago und treibt die unglückliche Dido in den Selbstmord. Soweit zur tragischen Geschichte bei Vergil.

Was geschieht in der Oper von Henry Purcell?

Sie wurde etwa 1689 in London uraufgeführt. Man weiß nicht viel über die künstlerischen Motive des Komponisten und die seines Librettisten. Je nach Zeitgeist gibt das Raum für Interpretationen. Gesichert ist, dass Purcell das Publikum in eine bewegende, tragische Liebesgeschichte, die am Ende zerbricht, musikalisch einbinden möchte – ein Genre, das seit ewigen Zeiten die Herzen aller Menschen erobert und damit stets aktuell ist.

Was unterscheidet die Oper von der mythischen Vorlage?

Dido begeht keinen Selbstmord. Sie stirbt vor Kummer, als sie erkennt, dass sie die Mächte des Schicksals nicht überwinden kann.

Die Götter werden durch Hexen ersetzt. Laut Libretto schmieden sie ein Komplott, um beide Protagonisten und damit auch Karthago zu zerstören. Sie erinnern Aeneas an seine Pflicht eine Stadt in Italien zu gründen. Hexen und Zauberwesen, die sich in die Geschicke der Menschen einmischen, waren zu Lebzeiten Purcells auf der Theaterbühne Mode.

Was ist das Verbindende zwischen Vergil und Purcell?

Dido, Opfer eines grausamen Macht- und Familienkonfliktes, flüchtet aus dem heutigen Libanon über 2000 Kilometer westwärts, gründet Karthago und wird von ihrem Volk hoch verehrt. Sie ist jedoch innerlich zerrissen vor Trauer und Wut über den Heimat- und Familienverlust.

Aeneas ist ebenfalls ein Flüchtling, ein Schicksalsverwandter. Auch er leidet unter dem Verlust seiner Familie und Heimat und unter den schrecklichen Geschehnissen während des Trojanischen Krieges. Beide haben einen Lebensauftrag, eine Verpflichtung. Sie sind in ihren Gefühlen hin- und hergerissen zwischen der Liebe füreinander und der Pflicht ihre Aufgabe in der Gesellschaft zu erfüllen und müssen sich für das eine oder das andere entscheiden.

Was macht Purcells Oper so interessant heute, was berührt das Publikum?

Ins Auge springt der menschliche Verlust von Heimat, das Auf-der-Flucht-Sein und die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Diesen Gefühlen verleiht Purcell in seiner gewaltigen Musik Ausdruck und berührt die Zuhörenden angesichts des gegenwärtigen Flüchtlingsthemas zutiefst. Darüber hinaus geht es um Gefühle, die jede und jeder kennt, nämlich die fast panische Angst einen geliebten Menschen zu verlieren, sei es durch Tod, durch Entfremdung, durch Trennung. Henry Purcell thematisiert musikalisch in seiner Geschichte zeitlose Aspekte wie Liebe, Leidenschaft, Verlangen, Schmerz, Verlust. Nicht zuletzt geht es um die bittere Erkenntnis, dass man eine Sache für eine andere opfern muss.

Was bedeutet Purcells Oper für das Willicher MusikProjekt, wer sind die Darstellenden?

Zum ersten Mal im Barock kam dem Chorgesang in „Dido und Aeneas“ eine bedeutende Rolle zu und ist daher für das „Willicher MusikProjekt“ ein interessantes Format. Hier kommen die Chorsängerinnen und -sänger oft zum Zuge und präsentieren sich in aussagekräftigen, tragenden Rollen. Voraussichtlich werden einige Chorpartien mit interessierten Sängerinnen und Sängern szenisch dargestellt.  Ebenso musikalisch bemerkenswert ist, dass zur damaligen Zeit zum ersten Mal in einer Oper durchgängig viele Arien gesungen werden. Álvaro Tinjacá-Bedoya ist es gelungen für die berührende Rolle der Dido PavlaFlámová eine Sopranistin, die blind ist und für ihre große musikalische Sensibilität bekannt ist, zu gewinnen. Die Rolle des Aeneas singt Jimmy Herrera, ein Tenor mit autistischer Störung der aus seiner Behinderung ein enormes Potential musikalischer Kraft schöpft, um in einer Welt, die außerhalb seiner Wahrnehmung liegt, zu überleben. Dem Kantor ist das gemeinsame Singen ein großes Anliegen und er sieht darin eine Aufgabe, Menschen mit Beeinträchtigungen sowohl als Akteure als auch Publikum anzusprechen und zu gewinnen.

Neben der imposanten Chormusik und den kraft- und gefühlvollen Arien gab Purcell dem Tanz viel Raum. So gibt es in „Dido und Aeneas“, dem wichtigsten musikdramatischen Werk des Barock, eigens dafür komponierte Tänze, die bei der Uraufführung 1689 von Josua Priest, einem Tänzer und Choreografen performed wurden. Die Oper wurde besonders in den letzten Jahren zunehmend tänzerisch interpretiert, oft wurden die Charaktere parallel von einer Sängerin, einem Sänger und einer Tänzerin, einem Tänzer dargestellt.

Was liegt näher, als dass diese Aufführung im September auch tänzerisch dargestellt wird? Voraussichlich wird Suna Goncu, eine erfahrene Tänzerin und Choreografin, mit einem Ensemble bestehend aus Menschen 60 Plus daran arbeiten, bedeutsame Aspekte, die in der Musik zum Ausdruck kommen und altersunabhängig und interkulturell sind, in Tanz und Bewegung umzusetzen.

Für die musikalische Begleitung ist das bekannte „Cölner Barockorchester“ engagiert worden, das sich selbst als ein Ensemble mit Botschaft bezeichnet.

Wann findet was statt? Save the date!

Freuen Sie sich auf eine außergewöhnliche Umsetzung, der Oper „Dido und Aeneas“, einem dramatisch-lebendigen Meisterwerk, das unter der Leitung des Kantors Álvaro Tinjacá-Bedoya am 27. September 2025 um 18.00 Uhr in der Jakob-Frantzen-Halle in Willich zur Aufführung kommen wird.

Text: Elke Hartfiel, Vorsitzende des Fördervereins „Willicher MusikProjekt e.V.

Singen Sie mit!

Probenstart:

Männerstimmen, Mo., 27.01. — Auferstehungskirche Willich
Frauenstimmen,  Do., 30.01. — Hoffnungskirche Schiefbahn
Gesamtprobe,     Sa., 01.02. — Hoffnungskirche Schiefbahn

Anmeldung:

Emmaus-Kantor Álvaro Tinjacá-Bedoya
0157-54296357
a.bedoya@emmaus-willich.de

Gerne nehmen wir Spenden für dieses Projekt entgegen unter

Volksbank Mönchengladbach eG
IBAN   DE60 3106 0517 4109 9100 10