„Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.“ (Joh 16,20)

Viele Menschen beklagen heutzutage, dass der Alltag keine Rhythmen mehr habe. Arbeitszeiten sind nicht mehr klar abgrenzbar von Freizeiten. Das Wochenende unterscheidet sich nicht mehr groß von Wochentagen und nur die Urlaubszeiten ordnen das Jahr in Arbeitstage und Urlaubstage. Auch die Jahreszeiten könnten noch das Jahr sortieren. Aber neben dem Sommer ist auch auf den Winter kein Verlass mehr, wie wir jüngst gelernt haben.

Das Kirchenjahr hingegen gibt einen Rhythmus vor. Es teilt die Zeit vom 1. Advent bis zum Ewigkeitssonntag im November in die christlichen Hauptfeste Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Erntedank ein.

Die vor uns liegende Karwoche vor Ostern nimmt uns nun mit auf den letzten Weg Jesu von der Einsetzung des Abendmahls am Gründonnerstag über Jesu Verhaftung im Garten Gethsemane und seine Kreuzigung am Karfreitag bis zur Auferstehung am Ostermorgen. Selten liegen im Kirchenjahr Weinen und Lachen, verzweifelte Klage und freudiges Lob so eng zusammen wie an diesen Feiertagen.

Dabei ordnet der österliche Festablauf nicht nur unsere Zeit, sondern spiegelt auch eine Grunderfahrung des Menschseins wider, nämlich die des Abschiednehmens von einem geliebten Menschen. Fast jeder von uns hat diese Erfahrung schon machen müssen. Eine lange Krankheit oder ein plötzlicher Tod rauben einem den Menschen, der einem nahe stand. Die Traurigkeit und Trauer, die dann in unser Leben einzieht, legt sich oftmals wie eine schwere Decke auf unsere Seele.
In seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium hat Jesus seinen Jüngern diese Situation angekündigt. Sein Weg werde mit dem Tod am Kreuz enden. „Ihr werdet weinen und klagen. Ihr werdet traurig sein!“ Doch im gleichen Atemzug macht er ihnen Hoffnung. Die Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden. Und was Jesus verspricht, geschieht! Am Ostermorgen ist er auferstanden zum ewigen Leben.

Die Jünger sind diesen Weg von der Traurigkeit zur Freude gegangen. Sie haben von Jesus Abschied genommen, aber auch erfahren, dass der Tod nicht das Ende ist. Diesen Weg können wir in den Gottesdiensten der Karwoche von Gründonnerstag bis zu den Auferstehungsfeiern an Ostern auch erleben und dabei für unser Leben erfahren: Schmerz und Trauer sind nicht einfach weggewischt. Aber sie haben nicht das letze Wort. Unser Gott setzt dem Tod und somit der Trauer eine Grenze. In alle Traurigkeit hinein fällt das Licht des Ostermorgens. Diese Hoffnung will uns Kraft für das Leben geben.

Pfarrer Joachim Schuler