„Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Monatsspruch Juli: Apostelgeschichte 17,27

Liebe Gemeinde,

„Wo ist denn Dein Gott?“ Diese Frage haben mir Menschen immer wieder gestellt. Meist war es in Situationen voller Not, Leid und Abschiedsschmerz.

Niemals bricht die Frage so drängend, so bedrängend auf wie in Zeiten von Katastrophen, Krankheit, Trennung und Tod.

Und selbst wenn nicht die Grenze dessen erreicht ist, was Menschen tragen und ertragen können, die Frage „Wo ist denn Dein Gott?“ steht immer wieder im Raum.

Es ist keine neue Frage und so haben Glaubende aller Zeiten ihre Antworten gewagt, gesagt und gesungen. In einem meiner liebsten Lieder aus dem Gesangbuch heißt es:

Luft, die alles füllet, drin wir immer schweben, aller Dinge Grund und Leben, Meer ohn Grund und Ende, Wunder aller Wunder: ich senk mich in dich hinunter. Ich in dir, du in mir, lass mich ganz verschwinden, dich nur sehn und finden.

Du durchdringest alles; lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte. Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen. (EG 165, 5+6)

Das Bild der Luft, die um mich herum ist, aber auch in mir, die wirkt, aber unsichtbar ist, spricht ich unmittelbar an, gibt mir Antwort auf die Frage „Wo ist denn Dein Gott? Unsichtbar und doch da, lebensnotwendig, erfrischend und belebend, so kann ich Gott erfahren, an mir, in mir.

Das drückt auch der Monatsspruch aus. Gott scheint nur manchmal fern. Er ist es aber nie wirklich. Er ist da und uns nah, wie die Luft, wie das Licht.

Um ihn zu finden, müssen wir uns nur öffnen, öffnen für die Luft, für das Licht, für das Leben, öffnen für die Erfahrung, dass Gott gegenwärtig ist. Diese haben Menschen aller Zeiten, die man gemeinhin Mystikerinnen und Mystiker nennt, gemacht und geteilt. Nicht in der Ferne, nicht im Himmel und nicht bei den Sternen haben sie Gott gesucht.

Sie haben ihn gesucht in der Stille, in seinem Wort, im Herzschlag, im Atem, im Licht. Und sie haben ihn gefunden. Wir können es auch, wenn wir uns öffnen für ihn, seine Gegenwart und sein Wort.

 

Bleiben Sie behütet, gesund und gesegnet.

Ihr Pfarrer Rolf Klein