"Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch." (Ezechiel 36,26, Jahreslosung 2017)

Es ist erst wenige Wochen her, dass wir einander ein frohes neues Jahr gewünscht haben. Wenn Altes vergangen ist, dann setzen wir gerne einen Neuanfang. Wir fassen gute Vorsätze und wollen uns und Dinge um uns herum verändern. Wenn Altes vergangen ist und Neues beginnt, dann hoffen wir, dass manches oder sogar vieles besser wird.

Ezechiel befindet sich zur Zeit seiner Berufung ins Prophetenamt mit den Deportierten im Exil in Babylon. Zu Beginn des 6. Jahrhunderts vor Christus zeichnete sich ab, dass der Staat Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem zwischen den Großmächten zerrieben werden würde. Gleichzeitig beklagten die Propheten im Auftrag Gottes eine immer stärkere Abkehr des Volkes und seiner Führungseliten vom Gott Israels. Man erfüllte nicht mehr den Willen Gottes. Man orientierte sich an anderen Zielen, vertraute anderen Mächten. Gier wurde wichtiger als gesellschaftliche Gerechtigkeit. Andere Götter hielten Einzug in die Herzen der Menschen und deren Abbilder manchmal sogar in den Tempel von Jerusalem. Man vertraute politischen Taktierern und nicht mehr Gott, der sein Volk einst aus Ägypten gerettet hatte. Das Volk Israel lud Schuld auf sich. Die Deportationen ins Exil von 596 v. Chr. und 587 v. Chr. und die Zerstörung von Jerusalem und seinem Tempel war wie ein Gericht, das in Gottes Namen über sein Volk erging.

In dieser Situation des Exils will Ezechiel den Verschleppten im Auftrag Gottes Mut machen. Gott will sein Volk aus dem Exil wieder zurück ins gelobte Land und nach Jerusalem führen. Er will ihre Hartherzigkeit beenden und ihnen ein neues Herz und einen neuen Geist geben, damit sie den Willen Gottes wieder erkennen und erfüllen. „Ihr sollt mein Volk und ich will euer Gott sein“, verspricht Ezechiel im Namen Gottes. Und in der Tat, nach ungefähr 50 Jahren im babylonischen Exil kehrt das Volk Israel wieder nach Hause zurück.

Diese Verheißung des Ezechiel, dass Gott uns mit seinem Geist aus der Hartherzigkeit immer wieder zur Barmherzigkeit führen will, ist im christlichen Glauben ein zentraler Punkt. Weil wir in Jesus Christus Gottes Liebe erfahren, können wir diese Liebe mit Gottes Hilfe an andere weitergeben. In unserem persönlichen Umfeld genauso wie im gesellschaftlichen Kontext, z.B. in der Flüchtlingshilfe oder bei der Unterstützung Bedürftiger. So können wir uns für das neue Jahr Gutes vornehmen, weil wir wissen, dass Gott uns in unserem liebenden und helfenden Handeln unterstützt.

Pfarrer Joachim Schuler