Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken Hebräer 10,24 (Monatsspruch Oktober 2021)

Ich schreibe diese Zeilen Anfang September 2021 und Corona ist immer noch. Als die Pandemie vor rund 18 Monaten begann, hätte ich nie gedacht, dass sie so lange anhalten würde. Das damals beste Mittel, das man neben diverser Hygienemaßnahmen gegen eine Infektion hatte, war es, Abstand zu halten, sich voneinander zu distanzieren. Denn jede enge Begegnung – epidemiologisch Kontakt genannt – brachte Gefahren mit sich. Also schlossen wir Gruppen und Kreise, räumten die Kirchen um, spannten Flatterband zwischen den Bankreihen und verzichteten wochenlang sogar auf Präsenzgottesdienste. Vieles lief stattdessen über Internetkonferenzen und Telefonanrufe. Kreative Ideen kamen hinzu. Denn wir wollten gerade unsere älteren Gemeindeglieder nicht gefährden.

Doch trotz allem Einfallsreichtum bleibt Abstand Abstand und Distanz Distanz. Die Folge ist Vereinzelung und manchmal resultiert daraus Vereinsamung.

Der Hebräerbrief aus dem Neuen Testament stellt die Gemeinschaft in den Mittelpunkt und ist damit hochaktuell. Die Gemeinschaft mit Gott, die uns Jesus Christus schenkt, und als Folge davon, die Gemeinschaft von uns Christinnen und Christen untereinander, die wir in unseren Gemeinden mit Leben füllen. Dieses Gemeindeleben war in den vergangenen anderthalb Jahren sehr eingeschränkt. Jetzt, nach den Sommerferien, läuft langsam alles wieder an. Den Impfungen sei Dank.

Unser Monatsspruch Oktober gilt natürlich zu allen Zeiten, gerade in einer Pandemie. Aber jetzt, da wir uns wieder näher kommen, können wir uns von seinen Empfehlungen inspirieren lassen: Wir sollen aufeinander achtgeben, was nicht heißt, einander kontrollieren („Wo warst du heute?“), sondern emphatisch und sensibel sein und merken, wenn wir einander im Alltag brauchen und vielleicht Unterstützung und Hilfe notwendig ist.

Ebenso mahnt der Hebräerbrief dazu, über den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinauszusehen und Bedürftigkeiten in den Blick zu nehmen. Er nennt das gute Werke tuen. Einige Beispiele dazu:  Wo ist meine Hilfe in meiner direkten Umgebung, z.B. in der Nachbarschaft, nötig? Wie kann ich den Flutopfern der letzten Monate helfen? Gibt es Möglichkeiten, Flüchtlingen aus Afghanistan unter die Arme zu greifen? Möglichkeiten gibt es viele, Liebe zu üben und uns gegenseitig dazu anzuspornen, indem wir als gutes Beispiel vorangehen. ‚Denn es gibt nichts Gutes, außer man tut es‘ (Erich Kästner).

 

Ihr Pfarrer Joachim Schuler