Liebe Gemeinde,
wieder ist Krieg. Doch diesmal ist er nicht weit weg, nicht am Hindukusch und nicht irgendwo in Asien, sondern sehr nah, in Europa. In der Ukraine sprechen Waffen eine mörderische und menschenverachtende Sprache. Menschen sterben, werden verletzt, Frauen und Kinder fliehen, Männer greifen zu den Waffen, um ihre Heimat zu verteidigen.
In den Älteren werden bei den Bildern aus Kiew und der Ukraine Erinnerungen an den letzten Krieg wach, die etwas Jüngeren denken an die Stimmung der Kubakrise und ihre Befürchtungen bei der Stationierung der Mittelstreckenwaffen in Europa. Wenn dann noch von „Alarmbereitschaft atomarer Abschreckungswaffen“ die Rede ist, fürchten sich viele nicht zu Unrecht. Angst und Ohnmacht sind die beherrschenden Gefühle.
Man müsste doch etwas tun, etwas unternehmen. Hunderttausende haben es in den vergangenen Tagen getan, sind friedlich auf die Straßen gegangen, haben sich mit ihren Demonstrationen für den Frieden und für die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine eingesetzt.
Menschen – auch in unserer Gemeinde – haben sich zu Friedensgebeten versammelt, Kraft, Trost und Zurüstung im Gebet gesucht und gefunden, sich in Fürbitte an die Seite der Leidenden gestellt.
Was hat Gott mit diesem Leiden zu tun? Hat er überhaupt etwas damit zu tun, oder lassen ihn Not, Angst, Leid und Tod unberührt?
Die Zeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt, verweist auf die eine, gültige Antwort, die die Bibel, die unser Glaube auf diese Fragen wagen darf.
Wir erinnern uns in diesen Wochen, und dann besonders konzentriert an den Kar-und Ostertagen, an das Leiden und Sterben Jesu. Sein unschuldiges Leiden, sein Sterben und sein Tod sagen uns: Gott hat am Kreuz das Leiden zu seiner eigenen Sache gemacht. Mit dem am Kreuz leidenden und sterbenden Jesus leidet Gott selbst, bleibt all dem nicht unbeteiligt fern, macht es zu seiner Sache, zu seinem Leiden.
Und überwindet es am dritten Tag. Denn Leiden und Tod sind nicht das Ende der Passionsberichte. An deren Ende steht die Botschaft: Gottes Liebe überwindet sogar den Tod. Seit dem Ostersonntag dürfen wir und alle hoffen und vertrauen, dass Gott alles und alle zu einem guten Ende führen wird.
Dieser Glaube gibt Vertrauen und Kraft. Er gibt auch die Energie und Fantasie zum Handeln, zum Helfen und zum Gebet. Und er gibt die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt, auf Frieden und darauf, dass Menschen, die zusammenstehen, die Welt verändern können.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pfarrer Rolf Klein