Liebe Gemeinde,

ich sitze gemütlich in einem Straßencafe, vor mir ein Espresso und ein Glas Wasser. Eine ältere Frau geht vorbei, schaut nach rechts und nach links. Sie wirkt etwas unsicher, so als hätte sie sich verlaufen. Zwei Schritte hinter ihr geht eine deutlich jüngere Frau, ihre Tochter. Die höre ich sagen: „Ich bin hier. Alles gut!“ Diese kleine Beobachtung hat mich berührt und zum Nachdenken gebracht. Wie oft mag wohl die Mutter genau diese Worte zu ihrer Tochter gesagt haben, als diese noch ein Kind war. In der fremden Stadt, im Menschengetümmel einer Kirmes, Abends, wenn das Kind sich im Dunkeln fürchtet und nicht einschlafen kann, am ersten Schultag, in hundert und einer Situation: „Ich bin hier. Alles gut!“ Und jetzt haben sich die Rollen verkehrt. Die Tochter beruhigt die Mutter. Das Kind gibt einem Elternteil Sicherheit und Geborgenheit.

„Niemand ist eine Insel“ heißen ein Buch und ein Film. Deren Titel spiegelt eine grundsätzliche Erfahrung wieder. Keiner von uns lebt für sich allein und kann dauerhaft allein leben. Erst wenn ein anderer Mensch zu uns sagt: „Ich bin hier.“, wird alles gut. Und das gilt nicht nur für Situationen, in denen wir die Orientierung verloren, Probleme oder Sorgen haben. Wir brauchen andere Menschen, die uns unterstützen, mögen, lieben. Wir brauchen sie, damit sie uns raten und warnen, aufmuntern, motivieren und kritisieren. Wir brauchen die Stimme eines anderen, die uns zuspricht: „Ich bin hier. Alles gut!“ Diese Worte geben uns Sicherheit und Geborgenheit. Wir erfahren so, dass wir nicht allein sind, dass es andere Menschen gibt, die um uns und für uns sorgen, die sich kümmern und einsetzen. Es gilt auch für Gott.

„Ich bin hier. Alles gut“ diese Worte fassen zusammen, was die Geschichten der Bibel erzählen. „Ich bin da“ so lautet sogar eine mögliche Übertragung des Namens Gottes, den er dem Mose am brennenden Dornbusch offenbart.

Gott, der da und nah ist, an ihn glauben Menschen seit Abraham und Mose. Ihm begegnen sie in seinem Wort und in seinem Handeln in der Geschichte.

Sei „Ich bin da“ gilt unverbrüchlich auch und gerade wenn es so scheint als sei er ganz weit weg oder gar nicht da.

Das Vertrauen in diesen gegenwärtigen Gott hat Jesus gelebt und gelehrt und er hat ihm die Gewissheit hinzugefügt, dass am Ende alles gut wird.

Sein Sieg über die Dunkelheit, über Leid und Tod zeigen, dass Gott am Ende alles zum Guten wendet, dass eben am Ende „alles gut“ sein letztes Wort ist und bleibt.

Darauf lässt sich vertrauen. Darauf lässt sich ein Leben bauen.

Denn Gott sagt uns:

„Ich bin hier. Alles gut.“

 

Es grüßt Sie ganz herzlich

Pfarrer Rolf Klein