"Fürchtet euch nicht!" Diese Aufforderung ist ein Bibelklassiker, wie wir ihn oft im Alten und Neuen Testament lesen können. Immer wieder sagt Gott das zu Menschen, die aufgeschreckt und ängstlich sind oder lässt es ausrichten von Engeln und Propheten.
Zu Beginn unseres Monatsspruchs möchte Mose das Volk Israel, das sich in einer verzweifelten Lage wiederfindet, damit beruhigen. Nach der zehnten und letzten Plage, die Jahwe über Ägypten gebracht hatte, ließ der Pharao das versklavte Volk Israel mit seinem Anführer Moses in die Freiheit ziehen. Doch schnell bereute der Pharao seinen Entschluss und jagte mit seinem Heer dem fliehenden Sklavenvolk hinterher.
Nach einer erschöpfenden Wanderung sehen sich die Israeliten nun in einer Falle. Vor ihnen das unüberwindbare Meer und hinter ihnen die Streitmacht des Pharaos mit ihren Soldaten und Streitwagen. Verzweiflung und Panik packt sie. Wir wissen alle, wie die Geschichte ausgegangen ist. Gott selbst teilte das Meer, so dass sein Volk hindurchziehen konnte. Das ägyptische Heer aber wurde durch die zurückkehrenden Fluten vernichtet.
Diese Erfahrung der Befreiung aus Unterdrückung und Versklavung und die Rettung am Schilfmeer sind grundlegend für die Beziehung des Volkes Israels zu seinem Gott Jahwe, der der Vater Jesu Christi ist. Gott rettet aus Gefahr und wird es fortan immer wieder tun. Darauf kann das Volk Israel und können wir Christinnen und Christen in der Nachfolge Jesu Christi hoffen und vertrauen.
In unserem Monatsspruch fordert Mose das Volk sogar dazu auf, nicht in Panik zu fliehen, sondern stehen zu bleiben, ja zu verharren, und dem Rettungswunder, das Gott vollbringen wird, zuzuschauen. Mose fordert damit nicht zum sensationslüsternen Voyeurismus auf, sondern will das Wunder für die Anwesenden sowie für die Nachwelt noch "unvorstellbarer" machen. Die Unbeweglichkeit des Volkes demonstriert, dass nur Gott rettet und nicht der Mensch. Nur auf ihn können und dürfen wir vertrauen.
Viele Ehepaare - auch meine Frau und ich - haben einst als Trauspruch Ps 37,5 gewählt: "Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen." Auch in diesem Vers spiegelt sich die Erfahrung wider, dass Gott uns Glaubende lebenslang begleitet, behütet und beschützt. Weil dies so ist, kann der Psalmist dazu auffordern, solches Vertrauen auch für die Zukunft zu haben.
Wir alle leben gerade in schwierigen und ungewissen Zeiten. Da tut es gut, uns von Gott immer wieder sagen zu lassen: "Fürchtet euch nicht"
Pfarrer Joachim Schuler