"Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken." (1. Chronik 22,13, Monatsspruch September)

 

Liebe Gemeinde,

im Märchen der Brüder Grimm „Von einem der auszog das Fürchten zu lernen“ wird von einem dummen Sohn erzählt, der sich vor nichts und niemand fürchtet. Also macht er sich auf die Reise um es doch noch zu etwas zu bringen und das Fürchten zu lernen. Doch wem er auch begegnet, Geistern, Gespenstern, Toten, dem Tod selbst… es gruselt ihn nicht. So besteht er viele Prüfungen und findet schließlich sogar sein Glück. Erst die Begegnung mit einem Eimer Wasser und lebenden Fischen bringt ihn zu der Erfahrung: „Jetzt gruselt‘s mir.“

 

Wir sind nicht dumm. Wir haben Fantasie. Wir haben Lebenserfahrung. Wir können uns vorstellen, was alles geschehen, was alles daneben und schief gehen kann. Darum fürchten wir uns. Und es gibt vieles, wovor wir uns fürchten können: Verluste von Fähigkeiten, Beziehungen, Chancen, vor Krankheiten und Unfall, vor Naturkatastrophen und Gewalt.

Wir fürchten uns, haben Angst.

In vielen Situationen bewahrt die Angst uns vor unüberlegten Reaktionen, hemmt die Furcht ein zu großes Risiko. Angst kann aber auch lähmen und ohnmächtig machen.

Wirkt der Monatsspruch dagegen nicht sehr einfältig, vielleicht sogar dumm?

Nein!

Die Furchtlosigkeit von Menschen, die glauben hat einen guten Grund: Gott selbst. Wenn ich auf Gott vertraue, mit ihm und seiner Wirklichkeit rechne, dann ist er der Höchste, der Erste und Letzte, der, über dem nichts gedacht werden kann.

Dann ist aber alles, was es gibt, und alles was geschehen kann niemals das Letzte oder Höchste. Damit wird alles außer Gott relativiert, verliert es seine Macht und damit geht auch ein großer Teil der Furcht verloren.

Was uns auch immer widerfahren mag, es ist nicht das Letzte und es behält nicht das letzte Wort.

Ein Zweites gilt ebenso: Gott ist da und bei uns in allem, was uns erschreckt. Wie ein Kind, das schlecht geträumt hat, zu den Eltern kommen, Trost und Sicherheit finden kann, so können wir uns zu Gott flüchten, uns an ihn wenden mit aller Furcht und allem Erschrecken.

Denn er ruft uns zu:

„Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken.“

 

Es grüßt Sie recht herzlich

 

Pfarrer Rolf Klein