Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch (Lukas 17,21)
Liebe Leserinnen und Leser!
Auf dem Weg von Schiefbahn nach Willich fällt mein Blick aus dem Autofenster auf die Felder und die Menschen, die dort am frühen Morgen arbeiten. Die Erntehelferinnen und Erntehelfer sind am Werk und ernten, was gesät wurde. Was würden wir ohne sie tun? Wie käme die Ernte vom Feld zu uns, wenn wir sie nicht hätten!
Im Urlaub nach dem Frühstück blicke ich auf den Nachbartisch im Speiseraum und sehe jede Menge an Resten, die sich noch auf den Tellern befinden: angeknabberte Brötchen, kleine Pfannkuchen, Saftgläser noch halb voll. Wie wäre es gewesen, die Teller mit weniger zu füllen? Wieviele Lebensmittel landen im Müll, weil sie nicht gegessen werden?
Der Herbst hat begonnen und wir feiern Erntedank. Wir danken Gott für seine guten Gaben, mit denen er uns tagtäglich versorgt. Alle, die im eigenen Garten etwas anbauen, haben in den letzten Wochen ernten und schmecken können, wie wunderbar Selbstangebautes ist. Die Marmeladen, die eingekocht werden, erinnern uns auch noch Wochen später an die köstlichen Früchte.
Und dann sind da noch die anderen Dinge, die ich zwar nicht schmecken, aber erfahren und erleben kann: Ein Streit wurde beigelegt, eine Meinungsverschiedenheit wurde ausgeräumt, eine Krankheit wurde überwunden, ein alter Mensch kommt wieder auf die Beine, ein junger Mensch wird ganz und gar gesund, in traurigen Momenten waren Menschen da, die zugehört und getröstet haben.
Viele gute Gründe, um Gott von Herzen Danke zu sagen. Dann wird es auf einmal auch ganz einfach, dem Monatsspruch auf die Spur zu kommen und zu verstehen, dass Gottes Reich hier mitten unter uns schon angebrochen und wirklich da ist. Bauen wir gemeinsam weiter an seinem Reich und danken wir für all das Gute, das wir schon erfahren konnten.
Gehen Sie, geht Ihr gesegnet und behütet in diesen Herbst!
Herzliche Grüße
Ihr/Euer Björn Kalmus
ANgeDACHT – Archiv
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
wieder ist Krieg. Doch diesmal ist er nicht weit weg, nicht am Hindukusch und nicht irgendwo in Asien, sondern sehr nah, in Europa. In der Ukraine sprechen Waffen eine mörderische und menschenverachtende Sprache. Menschen sterben, werden verletzt, Frauen und Kinder fliehen, Männer greifen zu den Waffen, um ihre Heimat zu verteidigen.
In den Älteren werden bei den Bildern aus Kiew und der Ukraine Erinnerungen an den letzten Krieg wach, die etwas Jüngeren denken an die Stimmung der Kubakrise und ihre Befürchtungen bei der Stationierung der Mittelstreckenwaffen in Europa. Wenn dann noch von „Alarmbereitschaft atomarer Abschreckungswaffen“ die Rede ist, fürchten sich viele nicht zu Unrecht. Angst und Ohnmacht sind die beherrschenden Gefühle.
Man müsste doch etwas tun, etwas unternehmen. Hunderttausende haben es in den vergangenen Tagen getan, sind friedlich auf die Straßen gegangen, haben sich mit ihren Demonstrationen für den Frieden und für die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine eingesetzt.
Menschen – auch in unserer Gemeinde – haben sich zu Friedensgebeten versammelt, Kraft, Trost und Zurüstung im Gebet gesucht und gefunden, sich in Fürbitte an die Seite der Leidenden gestellt.
Was hat Gott mit diesem Leiden zu tun? Hat er überhaupt etwas damit zu tun, oder lassen ihn Not, Angst, Leid und Tod unberührt?
Die Zeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt, verweist auf die eine, gültige Antwort, die die Bibel, die unser Glaube auf diese Fragen wagen darf.
Wir erinnern uns in diesen Wochen, und dann besonders konzentriert an den Kar-und Ostertagen, an das Leiden und Sterben Jesu. Sein unschuldiges Leiden, sein Sterben und sein Tod sagen uns: Gott hat am Kreuz das Leiden zu seiner eigenen Sache gemacht. Mit dem am Kreuz leidenden und sterbenden Jesus leidet Gott selbst, bleibt all dem nicht unbeteiligt fern, macht es zu seiner Sache, zu seinem Leiden.
Und überwindet es am dritten Tag. Denn Leiden und Tod sind nicht das Ende der Passionsberichte. An deren Ende steht die Botschaft: Gottes Liebe überwindet sogar den Tod. Seit dem Ostersonntag dürfen wir und alle hoffen und vertrauen, dass Gott alles und alle zu einem guten Ende führen wird.
Dieser Glaube gibt Vertrauen und Kraft. Er gibt auch die Energie und Fantasie zum Handeln, zum Helfen und zum Gebet. Und er gibt die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt, auf Frieden und darauf, dass Menschen, die zusammenstehen, die Welt verändern können.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pfarrer Rolf Klein
Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Johannes 6,37 (Jahreslosung 2022
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Vor ein paar Tagen hat sich bei mir eine ehemalige Freundin gemeldet. Lange Jahre waren wir sehr gut befreundet gewesen, aber dann hatten sich unsere Leben auseinanderentwickelt. Wir beide haben Dinge getan, die die Andere verletzt haben und wir beide fühlten uns im Recht. Die Folge war, dass wir nicht mehr miteinander gesprochen haben, jetzt seit mindestens 1 ½ Jahren. Aber vor ein paar Tagen dann tauchte auf meinem Handy eine Nachricht auf von einer Nummer, die ich nicht eingespeichert hatte. „Wie geht’s dir?“ Einfach so, aus dem Nichts. Das Profilbild verriet mir, dass sie es war. „Was will sie?“ dachte ich sofort. Ich spürte Misstrauen über die so harmlose Frage. „Was mach ich jetzt?“. Antworten oder ignorieren? Die Tür für immer zuschlagen oder sie wieder ein Stück öffnen und ein Gespräch beginnen?
Ein „Türmoment“ - so wird das in der Auslegung der Jahreslosung beschrieben. Ich finde diesen Begriff sehr schön und passend. Solche „Türmomente“ kennen wir schließlich alle. Der banale „Türmoment“ wenn wir einen Raum betreten wollen und nicht wissen, was uns hinter der Tür erwartet. Aber eben auch die zwischenmenschlichen „Türmomente“.
Unsere Jahreslosung gibt uns ein Versprechen. Jesus sagt uns: Wenn ihr an meine Tür klopft –und es ist ganz egal wie lange ihr nicht mehr davor standet - dann wird sie offen sein. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Diese Aussage nimmt Angst vor einem Neuanfang, oder nicht? Und auch Jesus bittet uns, dass wir ihn nicht abweisen, wenn er bei uns „anklopft“.
Ich antwortete meiner ehemaligen Freundin: „Mir geht’s gut, ich hoffe, dir und deinem Mann und deiner Tochter auch.“ Und sie antwortete mir, dass es ihr nicht gut ginge, dass sie Probleme in der Familie hätte. Und so schrieben wir hin und her, als ob es niemals eine Tür gegeben hätte.
Diese „Türmomente“ wünsche ich uns allen in diesem neuen Jahr!
Ihre Pfarrerin Rebecca Lackmann
Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR. Sacharja 2,14 (Monatsspruch Dezember 2021)
Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR. Sacharja 2,14 (Monatsspruch Dezember 2021)
Liebe Gemeinde,
wenn Sie diese Ausgabe des Rundblick in Händen halten, sind es nur noch ganz wenige Wochen bis Weihnachten.
Wenn sich nicht erneut dramatische Entwicklungen ergeben, werden Sie, werden wir es wieder so feiern, wie wir es gewohnt sind und im letzten Jahr so schmerzlich vermisst haben.
Wir werden wieder Gottesdienst feiern können, Familie, Freunde und Bekannte am Weihnachtsbaum versammeln, singen, lachen, gut essen, das Fest genießen.
Darauf freuen wir uns schon heute.
Dabei werden wir wohl nicht vergessen, was die letzten Monate, eigentlich die letzten 1 ¾ Jahre vielen Menschen bei uns, in unserem Land und in der Welt zugemutet und abverlangt haben: Corona, Hochwasser, Abschiede und Einschränkungen.
Vielleicht ist gerade wegen all dieser Ereignisse unsere Freude wenn auch stiller, so doch größer.
Mit der Freude verbunden ist für manchen auch die Dankbarkeit dafür, wie er oder sie in der letzten Zeit behütet und bewahrt wurde, von Unfall oder Katastrophe verschont geblieben oder genesen ist.
Zu Freude und Fröhlichkeit lädt auch der Monatsspruch aus dem Propheten Sacharja ein.
Den Grund dafür sieht er in dem Geschehen, das Kern und Mitte des Weihnachtsfestes ist:
Gott wohnt bei uns Menschen. Er kommt in diese Welt und er tut das nicht als ein unnahbares göttliches Wesen, er tut es, indem er einer von uns wird, Mensch wird.
In der Krippe von Bethlehem beginnt Gottes Weg zu uns, seine Menschwerdung, seine nun nicht mehr zu übersehende Nähe zu seinen Geschöpfen.
Gott wird Mensch. Gott wohnt in dieser Welt.
Das ist die Botschaft des Weihnachtsfestes. Nicht in einem fernen Himmel, nicht jenseits der Galaxien ist er, lässt er sich finden. Mitten unter uns, in dieser Welt wohnt er, ist er zuhause.
Wenn das so ist, dann ist ihm keine und keiner fremd, dann weiß er um unsre Ängste und Nöte, unsere Sehnsüchte und unsere Freude. Er kennt all das und er teilt es mit uns.
Wir glauben nicht an einen fernen, unnahbaren Gott. Wir glauben an den menschgewordenen, den nahen, den liebenden Gott, der sich in Jesus, im Kind in der Krippe zeigt, um bei uns zu sein, unter uns zu wohnen.
Darüber dürfen wir uns von Herzen freuen und fröhlich Weihnachten feiern.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen behüteten Übergang ins Jahr 2022.
Ihr Pfarrer Rolf Klein
Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken Hebräer 10,24 (Monatsspruch Oktober 2021)
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Ich schreibe diese Zeilen Anfang September 2021 und Corona ist immer noch. Als die Pandemie vor rund 18 Monaten begann, hätte ich nie gedacht, dass sie so lange anhalten würde. Das damals beste Mittel, das man neben diverser Hygienemaßnahmen gegen eine Infektion hatte, war es, Abstand zu halten, sich voneinander zu distanzieren. Denn jede enge Begegnung – epidemiologisch Kontakt genannt – brachte Gefahren mit sich. Also schlossen wir Gruppen und Kreise, räumten die Kirchen um, spannten Flatterband zwischen den Bankreihen und verzichteten wochenlang sogar auf Präsenzgottesdienste. Vieles lief stattdessen über Internetkonferenzen und Telefonanrufe. Kreative Ideen kamen hinzu. Denn wir wollten gerade unsere älteren Gemeindeglieder nicht gefährden.
Doch trotz allem Einfallsreichtum bleibt Abstand Abstand und Distanz Distanz. Die Folge ist Vereinzelung und manchmal resultiert daraus Vereinsamung.
Der Hebräerbrief aus dem Neuen Testament stellt die Gemeinschaft in den Mittelpunkt und ist damit hochaktuell. Die Gemeinschaft mit Gott, die uns Jesus Christus schenkt, und als Folge davon, die Gemeinschaft von uns Christinnen und Christen untereinander, die wir in unseren Gemeinden mit Leben füllen. Dieses Gemeindeleben war in den vergangenen anderthalb Jahren sehr eingeschränkt. Jetzt, nach den Sommerferien, läuft langsam alles wieder an. Den Impfungen sei Dank.
Unser Monatsspruch Oktober gilt natürlich zu allen Zeiten, gerade in einer Pandemie. Aber jetzt, da wir uns wieder näher kommen, können wir uns von seinen Empfehlungen inspirieren lassen: Wir sollen aufeinander achtgeben, was nicht heißt, einander kontrollieren („Wo warst du heute?“), sondern emphatisch und sensibel sein und merken, wenn wir einander im Alltag brauchen und vielleicht Unterstützung und Hilfe notwendig ist.
Ebenso mahnt der Hebräerbrief dazu, über den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinauszusehen und Bedürftigkeiten in den Blick zu nehmen. Er nennt das gute Werke tuen. Einige Beispiele dazu: Wo ist meine Hilfe in meiner direkten Umgebung, z.B. in der Nachbarschaft, nötig? Wie kann ich den Flutopfern der letzten Monate helfen? Gibt es Möglichkeiten, Flüchtlingen aus Afghanistan unter die Arme zu greifen? Möglichkeiten gibt es viele, Liebe zu üben und uns gegenseitig dazu anzuspornen, indem wir als gutes Beispiel vorangehen. ‚Denn es gibt nichts Gutes, außer man tut es‘ (Erich Kästner).
Ihr Pfarrer Joachim Schuler
"Sommer"
"Sommer"
Liebe Gemeinde,
sind Sie auch urlaubsreif? Wie sehr sehnen sich alle nach der Wärme, den langen, schönen Tagen und Abenden der schönsten Jahreszeit. "Ja, ich bin urlaubsreif", so sagen Sie. Aber - bin ich auch reif für den Urlaub? Beides hört sich sehr ähnlich an - und doch ... Es ist spannend, dass dieses kleine Wörtchen "reif" in der deutschen Sprache einen doppelten Sinn hat.
"Ich bin urlaubsreif" - damit will man sagen, dass man von allem die Nase gestrichen voll hat, dass es einem bis oben hin steht, dass man einfach nur weg will und vor allem hier raus. Ich glaube, das geht vielen im Moment so.
"Ich bin reif" dagegen meint, eine gewisse Vollendung erreicht zu haben, zum Beispiel wie bei einer Frucht, die gepflückt werden kann. Eine gewisse Reife zu haben, bedeutet dann, einen Wachstums- oder Lebensabschnitt erfolgreich abgeschlossen zu haben. Das meinte das früher übliche Wort "Reifeprüfung" für den Abschluss des Gymnasiums. „Ja, ich bin urlaubsreif", aber - bin auch "reif" für den Urlaub? Oder, mit anderen Worten: "Habe ich die Kunst des Urlaubmachens" überhaupt gelernt? Das soll nämlich keine Flucht aus dem Alltag sein. Das ist auch keine Reduzierung des "Lebens" auf diese Tage und Wochen des Jahres.
Die "Kunst des Urlaubmachens" bedeutet vielmehr, im Urlaub sehr bewusst ein Gegengewicht zum Alltag zu setzen, ohne diesen aber dadurch entwerten zu wollen. Alltag und Urlaub - zwei Bereiche, die sich ergänzen und deswegen zusammengehören. Alltag und Urlaub - zwei Bereiche, die gemeinsam beitragen zu einem gelungenen Leben. Alltag und Urlaub - zwei Bereiche, die uns vom Schöpfer vorgegeben sind. Denn in sechs Tagen erschuf Gott die Welt, und am siebten ruhte er. Und sein Sohn Jesus Christus suchte zwischen seinen Predigten auch immer wieder die Ruhe und das Alleinsein. Warum sollten wir es anders machen?
Und ein zweiter Gedanke. Vielleicht verschafft uns diese bewusste Auszeit eine Antwort auf die Frage: "Gott, wo bist Du?" Denn besonders im Sommer sind überall die Spuren Gottes zu entdecken: Im Singen der Vögel, in den prächtigen Farben der Blumen, im satten Grün der Bäume.
Die Welt, sie ist Gottes Schöpfung, sie trägt Gottes Handschrift und zeigt: Gott thront eben nicht fern im Himmel, sondern er ist uns Menschen so nah wie die Luft, die wir atmen, wie die Sonne, die uns wärmt. Gott hat uns reich und überreich mit der Schönheit dieser Welt beschenkt. Vielleicht ist der Sommer eine besondere Gelegenheit, noch einmal ganz neu die Schönheit und Einzigartigkeit von Gottes Welt wahrzunehmen und sich der Verantwortung wirklich zu stellen.
Lassen Sie uns also diese wunderbare sommerliche Zeit ganz bewusst wahrnehmen und leben, um uns diese Reife auch im alltäglichen zu bewahren.
Gottes Segen sei mit Ihnen. Bleiben Sie gesund!
Ihre Pfarrerin Rebecca Lackmann
„Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Monatsspruch Juli: Apostelgeschichte 17,27
„Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Monatsspruch Juli: Apostelgeschichte 17,27
Liebe Gemeinde,
„Wo ist denn Dein Gott?“ Diese Frage haben mir Menschen immer wieder gestellt. Meist war es in Situationen voller Not, Leid und Abschiedsschmerz.
Niemals bricht die Frage so drängend, so bedrängend auf wie in Zeiten von Katastrophen, Krankheit, Trennung und Tod.
Und selbst wenn nicht die Grenze dessen erreicht ist, was Menschen tragen und ertragen können, die Frage „Wo ist denn Dein Gott?“ steht immer wieder im Raum.
Es ist keine neue Frage und so haben Glaubende aller Zeiten ihre Antworten gewagt, gesagt und gesungen. In einem meiner liebsten Lieder aus dem Gesangbuch heißt es:
Luft, die alles füllet, drin wir immer schweben, aller Dinge Grund und Leben, Meer ohn Grund und Ende, Wunder aller Wunder: ich senk mich in dich hinunter. Ich in dir, du in mir, lass mich ganz verschwinden, dich nur sehn und finden.
Du durchdringest alles; lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte. Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen. (EG 165, 5+6)
Das Bild der Luft, die um mich herum ist, aber auch in mir, die wirkt, aber unsichtbar ist, spricht ich unmittelbar an, gibt mir Antwort auf die Frage „Wo ist denn Dein Gott? Unsichtbar und doch da, lebensnotwendig, erfrischend und belebend, so kann ich Gott erfahren, an mir, in mir.
Das drückt auch der Monatsspruch aus. Gott scheint nur manchmal fern. Er ist es aber nie wirklich. Er ist da und uns nah, wie die Luft, wie das Licht.
Um ihn zu finden, müssen wir uns nur öffnen, öffnen für die Luft, für das Licht, für das Leben, öffnen für die Erfahrung, dass Gott gegenwärtig ist. Diese haben Menschen aller Zeiten, die man gemeinhin Mystikerinnen und Mystiker nennt, gemacht und geteilt. Nicht in der Ferne, nicht im Himmel und nicht bei den Sternen haben sie Gott gesucht.
Sie haben ihn gesucht in der Stille, in seinem Wort, im Herzschlag, im Atem, im Licht. Und sie haben ihn gefunden. Wir können es auch, wenn wir uns öffnen für ihn, seine Gegenwart und sein Wort.
Bleiben Sie behütet, gesund und gesegnet.
Ihr Pfarrer Rolf Klein
Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung Kolosser 1,15 (Monatsspruch April 2021)
weiterlesenChristus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung Kolosser 1,15 (Monatsspruch April 2021)
Dieser Bibelvers klingt nach hoher Theologie. Er hört sich für unsere Ohren verkopft und theoretisch an. „Es ist mir sehr weit entfernt. Und gerade jetzt in der Coronakrise will mir das noch sehr viel weiter weg erscheinen“, schreibt Pastor Michael Freitag in seiner Auslegung zum Monatsspruch.
Ich schreibe diese Zeilen Anfang März. Seit einem Jahr bestimmt nun das Virus unseren Alltag. Restaurants, Geschäfte, Museen, Theater und Kinos sind momentan geschlossen. Kontakte zwischen Menschen werden nach wie vor reglementiert. So sehr das alles in einer Pandemie notwendig ist, um Infektionen zu reduzieren, stöhnen viele unter diesen Maßnahmen, weil ihre psychischen und körperlichen Kräfte zur Neige gehen. Für den ein oder anderen steht sogar die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel.
Und dann ein solcher Monatsspruch? Als der Apostel Paulus seinen Brief in die kleinasiatische Stadt Kolossä schreibt, sind die Christen auch dort im Krisenmodus. Vermeintlich christliche Prediger haben sich in der Gemeinde breit gemacht, die bewusst gegen Paulus agitieren. Sie machen den Menschen Angst. Die antike Welt sei jederzeit vom Untergang bedroht. Die Grundelemente der Welt seien im Kampf miteinander. Naturkatastrophen seien die unausweichliche Folge. Damit treffen sie auch den Nerv zeitgenössischer Philosophie. All dies sorgt für ein Klima der Unsicherheit und Angst.
Die Situation der Christen in Kolossä und unsere heute scheinen sich zu ähneln. Was schreibt Paulus dazu, der hunderte Kilometer entfernt in Ephesus missioniert? Er antwortet mit einem Loblied auf Christus auf die Sorgen und Ängste der Christinnen und Christen in Kolossä. Aber nicht um in theologische Sphären zu entfliehen, sondern um mit diesem Hymnus eine Botschaft nach Kolossä zu senden: Habt keine Angst und fürchtet euch nicht vor den Mächten und Gewalten dieser Welt! Denn Christus ist da! Er ist der Herr über alle Mächte und Elemente in der Natur!
Paulus konnte damals seine Mitchristen beruhigen. Weil er ihnen mit diesem Bekenntnis zu Jesus Christus Halt gegeben hat, sie in ihrem Glauben vergewissert hat.
So kann der Monatsspruch auch unsere Sichtweise verändern: Ähnlich wie die österliche Auferstehung den karfreitaglichen Tod überwindet, kann mit dem paulinischen Loblied auf Christus unser Vertrauen in Gottes Fürsorge wachsen. Wir sind durch ihn und in ihm geborgen und behütet, egal was noch kommen mag. Er ist der Herr über allem und immer für uns da. Er lässt uns nicht im Stich! Darauf können wir vertrauen.
Pfarrer Joachim Schuler
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36 Jahreslosung 2021)
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36 Jahreslosung 2021)
Liebe Gemeinde,
ich schreibe diese Zeilen an der Wende der Jahre. Ein Jahr liegt hinter uns, wie wir es noch nie erlebt haben. Seit dem Frühjahr hatte und hat Corona uns und unseren Alltag fest im Griff. Einschränkungen wechselten mit Lockerungen und mit Lock-down. Gebannt haben wir auf die Inzidenzwerte geschaut, erschüttert die Zahl der Toten steigen sehen.
Das letzte Osterfest konnten wir nicht wie gewohnt feiern, es gab keine Präsenzgottesdienste. Und wer erwartet oder gehofft hatte, dass es zu Weihnachten anders werden würde, sah sich spätestens eine Woche vor dem Fest enttäuscht. Jetzt hoffen wir auf ein besseres Jahr 2021. Wir hoffen und beten, dass wir, unsere Angehörigen und Freunde gesund bleiben oder gesund werden. Wir machen uns Sorgen und Gedanken, die um Arbeitsplatz und wirtschaftliche Lage kreisen.
Und hoffentlich vergessen wir nicht, was im vergangenen Jahr so wichtig war, das was mit dem Begriff Solidarität ausgedrückt wird. Jeder, der eine Maske getragen, jede, die auf Kontakte verzichtet, jeder, der für einen Nachbarn in Quarantäne eingekauft, jede, die regelmäßig telefonische Kontakte gepflegt hat, jeder, der an den Mitmenschen gedacht und für ihn etwas getan hat, jeder, der das Wort „Einer trage des anderen Last“ (Galater 6, 2) gelebt hat, jeder, der so gehandelt hat, hat sich als solidarisch erwiesen.
Die Bibel kennt das Wort nicht. Doch sie kennt das Verhalten, sie kennt die Haltung, die Verhalten bestimmt und prägt.
In der Bibel heißt eines der Worte, das Solidarität umschreibt: Barmherzigkeit.
Ein Blick auf das Wort in der Ursprache der Heiligen Schrift erhellt und verdeutlich seine Bedeutung.
In der Hebräischen Sprache bestehen alle Worte, Substantive wie Verben aus drei Buchstaben, die durch Vor- oder Nachsilben ihre jeweils besondere Bedeutung erlangen.
Das Grundwort für Barmherzigkeit bedeutet „Gebärmutter“.
Dieser Raum, in der Mitte der Mutter schafft neuem Leben Raum, behütet und schützt es, gibt Geborgenheit und Lebenskraft.
Von diesem Raum, aus dem wir alle kommen, abgeleitet ist die Haltung der Barmherzigkeit. Sie schafft neuem Leben Raum, behütet und schützt, gibt Geborgenheit und Lebenskraft. Wie eine Mutter ihr Kind umsorgt, alles für sein Wohl zu tun, ja zu opfern bereit ist, so wendet sich Barmherzigkeit dem Nächsten zu.
Die Motivation dazu kommt aus der selbst empfangenen Zuwendung und Fürsorge.
Die Jahreslosung erinnert uns daran, dass zuerst und zunächst Gott uns mit der Haltung einer Mutter begegnet, uns Lebensraum schafft und ihn erhält, uns mit einem aus der Mitte seines Sein kommenden Liebe begegnet. Weil wir das erfahren dürfen, weil das Grund unseres Lebens ist, darum können, darum sollen wir dem Menschen mit eben dieser Haltung und den entsprechenden Handlungen begegnen.
Und wie Gott nie damit fertig wird, uns mit Liebe zu begegnen, so bleibt es auch unsere lebenslange Aufgabe, die Barmherzigkeit, die wir empfangen haben weiterzugeben.
Mit dem Wunsch
„Bleiben Sie gesund“
grüßt Sie
Pfarrer Rolf Klein
Liebe Gemeinde,
weiterlesenLiebe Gemeinde,
ich schreibe diese Zeilen wegen des Redaktionsschlusses unseres Gemeindebriefs Anfang November 2020. Es ist gerade der zweite Tag des neuerlichen Lockdowns in Deutschland. An den Diskussionen im Fernsehen und den Berichterstattungen in den Zeitungen ist vor allem eines wahrzunehmen: Die Gefühlswellen schlagen hoch! Angst und Unsicherheit erfassen immer mehr Menschen wegen der rasant steigenden Infektionszahlen. Befürchtungen kommen hoch, wie eine nochmalige soziale Kontaktreduzierung von vielen verarbeitet werden kann. Enttäuschung ist auszumachen, ja bei manchen auch Wut, weil sie ihre wirtschaftliche Existenz bedroht sehen. Und viele fragen sich, ob wir Ende Dezember wirklich etwas unbeschwerter Weihnachten werden feiern können?
Auch ich beginne in diesen Tagen mit der Vorbereitung für Weihnachten. Da fällt mir ein Lied in die Hand, das zu meinen weihnachtlichen Lieblingsliedern gehört: Paul Gerhards „Ich steh an deiner Krippen hier“ (Ev. Gesangbauch, Nr. 37).
Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
und lass dir’s wohlgefallen.
Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer,
dass ich nicht möchte fassen.
Wann oft mein Herz im Leibe weint und keinen Trost kann finden,
rufst du mir zu: „Ich bin dein Freund, ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, o Bruder mein? Du sollst ja guter Dinge sein,
ich zahle deine Schulden.“
Paul Gerhard 1653
Paul Gerhard verfasst geradezu eine Liebeserklärung an das Jesuskind in der Krippe, die in der Anbetung Gottes in Jesus Christus gipfelt. „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen.“ Für Paul Gerhard, der während des Dreißigjährigen Krieges lebte und viel Leid gesehen hat und selbst ertragen musste, ist es aber keine einseitige oder gar grundlose Liebe, weil er sich gewiss ist, dass Gott ihn liebt und für ihn immer da sein wird: „Wann oft mein Herz im Leben weint und keinen Trost kann finden, rufst du mir zu: „Ich bin dein Freund, ein Tilger deiner Sünden.“
Noch mehr als in den Jahren zuvor rühren mich diese Zeilen von Paul Gerhard an, weil sie uns an das Eigentliche der Weihnachtsbotschaft erinnern: Gott ist im Kind in der Krippe zu uns gekommen, weil er uns liebt und wir bei ihm gut aufgehoben sind. Gerade in diesen nicht einfachen Zeiten will uns dieses Lied Trost und Zuversicht im Glauben schenken.
Ich wünsche uns allen eine besinnliche Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Joachim Schuler
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
wir tragen alle eine Maske.
Dieser simple Satz beschreibt zuerst unsere Corona-bestimmte Zeit.
Im Supermarkt, beim Bäcker, in der Schule, wir tragen alle (hoffentlich) eine Maske.
Der simple Satz kann aber auch anders verstanden werden, verstanden werden in dem Sinn, dass wir bestimmte Rollen spielen, uns verstecken hinter Masken, die etwas vorgeben oder vormachen.
Im Alltag, besonders im Beruf, gibt es viele Situationen, in denen es nicht nur hilfreich, sondern notwendig ist, dass der Mensch mir gegenüber nicht sieht, was ich wirklich denke und fühle.
Zuhause, in der Freizeit, unter guten Freunden kann dann so manche Maske fallen. Ich wage es, mein wahres Gesicht zu zeigen, mich zu geben wie ich bin.
Nur wenn ich eine Maske niemals abnehmen, immer eine bestimmte Rolle spielen muss, oder meine spielen zu müssen, wird es anstrengend, nervend. Bin ich überhaupt noch der, der ich eigentlich bin oder bin ich nur noch meine Maske, meine Darstellung, meine Performance?
Gedanken und Fragen, die ein ganz simpler Satz auslöst.
Mich bewegt bei dem Satz aber noch etwas anderes:
warum tragen wir in Corona-Zeiten die Maske?
Sie dient dem Schutz der anderen Menschen.
Ich reduziere durch die Maske die Gefahr, dass ich andere anstecke, denn ich weiß ja nicht, ob ich das Virus in mir trage.
In den Ländern Asiens, besonders in Japan, tragen Menschen schon sehr lange in der Öffentlichkeit Masken. Spüren sie auch nur die Ahnung eines Symptoms einer Erkältung, setzen sie zum Schutz der anderen Menschen eine Maske auf.
Nicht sich selbst schützen sie also, die anderen Menschen stehen im Mittelpunkt.
Die Maske lenkt den Blick von mir selbst weg auf die anderen hin.
Damit erfüllt sie eine sehr gute Funktion. Mit der Maske vollzieht sich ein Perspektivwechsel: nicht mehr meine Person steht im Focus, sondern der andere Mensch.
Wie bei einer Handykamera schalte ich um vom Selfie auf den anderen und die Welt, die jetzt nicht mehr nur Hintergrund für meine Person sind.
Von mir absehen, das ist eine Haltung, die uns allen gut tut, denn sie führt zu Rücksichtnahme und Mitgefühl, zu Verständnis und Toleranz.
Diese Haltung lehrt und lebt Jesus.
In seiner Aufforderung zur Nächstenliebe sind für ihn alle Gebote enthalten.
Mit dem Blick auf den anderen Menschen zu leben und nicht um sich selbst zu kreisen, nach dem Nächsten zu fragen, ihm zu helfen und für ihn zu sorgen, damit verändert sich nicht nur meine Sicht auf die Welt. Die Welt selbst verändert sich: sie wird menschlicher.
Und wenn Sie sich das nächste Mal über Ihren Mund-Nasen-Schutz ärgern, erinnern Sie sich vielleicht:
er schützt die anderen und zeigt ihnen, dass Sie nicht nur an sich denken.
Bleiben Sie gesund wünscht
Pfarrer Rolf Klein
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