„Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt.“

Dieser Spruch aus dem 1. Johannesbrief steht über dem Fest der Erscheinung des Herrn: Epiphanias.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. 
Unsere Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue ewig hält und das Werk seiner Hände niemals los lässt.

 

Psalmgebet

Wohin soll ich gehen

Du weißt es:
Überall auf der Welt ist es dunkel,
die Menschen stolpern in der Finsternis herum
und können ihren Weg nicht finden.

Darum mache dich auf 
und folge dem Licht,
dem Stern, der dir aufgegangen
von der Leuchtkraft aller Sonnen.
Entzünde dich am Licht aller Lichter,
an Jesus, unserem Heiland,
und trage dein Licht in die Welt.
Du fragst, wohin du gehen sollst?
Ich sage dir:
Den Traurigen bringe die Freude,
die ein zerbrochenes Herz haben,
denen verbinde die Wunden,
die großes Leid erfahren,
die tröste und nimm sie in die Arme.
Sag ihnen ein gutes Wort.

So seid ihr Licht in der Welt,
und leuchtet unter den Menschen.
Ihr seid gottes Kinder.
Über euch wacht Gott
und macht euren Weg hell.

(Aus: Hanns Dieter Hüsch: Ich stehe unter Gottes Wort, Psalmen für Alletage, S.18)

 

Schriftlesung

aus dem Evangelium nach Matthäus, Kapitel 2, Verse 1 bis 12

2, 1Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir 
haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.
3Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Mi 5,1): 6»Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
7Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
12Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

 

Credo

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,
empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.


Predigt

an Epiphanias zu Jesaja 60, 1-3.5a

 

Liebe Geschwister in Christus,

gestern habe ich ihn abgeschmückt und in den Garten gelegt, wo er auf die Müllabfuhr wartet: unseren Tannenbaum! Er hat aber auch schon sehr genadelt!
Weihnachten ist vorbei. Nach und nach werden die Weihnachtsbeleuchtungen abmontiert, die in der Fußgängerzone und die zuhause.

In den knapp fünf Wochen zwischen dem ersten Advent und dem Epiphaniastag wird viel Strom verbraucht.
Rund 500 Millionen Kilowattstunden kommen bei dem alljährlichen Lichterspektakel zusammen. Die Menge reicht aus, um Großstädte wie Paderborn oder Würzburg das ganze Jahr über mit Strom zu versorgen. Das vertreibt selbst den eigentlichen Superstar im heimischen Wohnzimmer aus dem Rampenlicht: den Fernseher. Rund fünf Millionen Jahre könnte ein TV-Gerät mit dieser Strommenge flimmern, wenn es täglich vier Stunden läuft und ansonsten im Stand-by-Betrieb ist. 
Aber ich will gar nicht darüber meckern. Auch bei uns leuchtet eine Lichterkette im Garten. Und der Tannenbaum strahlt elektrisch. Gerade in dieser dunklen Zeit brauchen wir Licht, Hoffnungslicht.

Aber die meisten Lichterketten leuchten schon nicht mehr, Weihnachten ist vorüber.
Erst kann man es gar nicht abwarten, endlich die Lämpchen am Haus zu montieren.
Oft steht ja schon der Tannenbaum vom ersten Advent an hell leuchtend im Wohnzimmer.
Und kaum ist Weihnachten vorbei, wird alles ruck zuck wieder abgebaut.
Irgendwann mag man diese vielen Lichter einfach nicht mehr sehen!
Oder kann es vielleicht sein, dass wir zu viele Lichter sehen? Wo gibt es bei uns noch wirklich dunkle Gebiete?
Hier im dicht besiedelten Europa spricht man mittlerweile von einer regelrechten Lichtverschmutzung als Folge der Industrialisierung.
Früher konnte man am klaren Nachthimmel an die 3000 Sterne mit dem bloßen Auge erkennen. Heute sind es nur noch etwa 300.
Anders als die Menschen zur Zeit des AltenTestamentes kennen wir kaum noch totale Finsternis. 

Aber auch in diese helle Zeit will der wunderbare Text aus dem Jesajabuch sprechen. Er steht im 60. Kapitel, Verse 1-3;5a, nach der Übersetzung der revidierten Lutherbibel

Mache dich auf,  werde licht ; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Licht ziehen, und  Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden.

Da ist also tatsächlich schon vom Propheten im Alten Testament das wunderbare Licht des Herrn angekündigt worden.
Wenn wir diesem Licht ein wenig auf die Spur kommen möchten, hilft uns eine übertriebene Weihnachtsbeleuchtung nicht wirklich weiter. 
Ist es nicht so: 
Je übertriebener, je heller die Weihnachtsbeleuchtung, desto kürzer hält die Weihnachtsstimmung an?

Weihnachten will uns auf das WAHRE Licht Gottes hinweisen, das mit Jesus Christus in die Welt gekommen ist.

Aber… wie ist das denn nun mit dem Licht?

Ich bin ja ein bisschen romantisch veranlagt – Ja, ich gebe zu: Ich liebe Sonnenaufgänge!
Die schönsten Sonnenaufgänge erleben wir über dem Wasser, oder dann, wenn die Sonne bei wolkenlosem Himmel über einer frisch verschneiten Winterlandschaft aufgeht. Da hält man fast die Luft an, so beeindruckend ist das.
In etwa so überwältigend müssen wir uns das Licht des Herrn vorstellen.
Das ganze Land, das noch in Finsternis verborgen ist, soll hell erstrahlen!
Diese kommende Helligkeit erfasst alles!
Völker gehen zu deinem Licht und Könige zum Glanz deines Strahlens.

Das klingt doch irgendwie vertraut in unseren Ohren.
Wir denken an die Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland, die uns Matthäus übermittelt hat.
Ja, die Tradition hat das Kommen der Könige in unserem alten Prophetentext auf die Weisen aus dem Morgenland übertragen. 
So wurden im 5. Jahrhundert die Weisen zu Königen gemacht.
Und weil sie drei Geschenke bei sich hatten, (Gold, Weihrauch und Myrrhe) ging man eben von drei Königen aus. Erst im 8. Jahrhundert erhielten die Weisen oder Könige ihre Namen: Kaspar, Melchior und Balthasar.

Aber auch, wenn der Volksglaube einiges an der biblischen Erzählung verändert haben mag:
Von Matthäus wissen wir, dass die Weisen vom Licht des Bethlehem-Sterns geführt worden sind.
Ja, und genau das ist ja auch die Aussage unseres Propheten-Textes: 

Völker gehen zu deinem Licht und Könige zum Glanz deines Strahlens.

Das heißt doch: Wo Gottes Licht das Land hell macht, da kommen die Menschen, denn da ist es gut. 
Der ganz große Sonnenaufgang Gottes steht uns noch bevor. Aber es sind schon erste Lichtstrahlen sichtbar.
Das erste Licht ist mit Jesus Christus zu uns Menschen gekommen. 
Ja, und Gott lässt es immer heller werden!

Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden.

Gewiss gehen viele von uns mit einem mulmigen Gefühl in dieses neue Jahr, mit Furcht im Herzen.
Dieser alte Text spricht dagegen.
Er will ein massives und stabiles Hoffnungszeichen sein, ein Hoffnungszeichen, an dem wir uns in diesen schwierigen Tagen festhalten können.
Das Herz wird weit.
Aus unserer Angst wird Hoffnung, und aus Finsternis wird Licht. Mit Weihnachten hat die Morgendämmerung unserer Welt eingesetzt. 

Ich wünsche Ihnen für das Neue Jahr, dass das Licht von Weihnachten Sie immer begleiten möge und Ihnen die Hoffnung unseres Herrn in Ihr Herz legt. Amen.


Fürbittengebet

Gott, unser Vater,
Wir kommen mit unseren Bitten zu dir:
All unsere Sorgen befehlen wir in deine Hand,
damit wir sie loslassen können.
Wir sehnen uns nach deinem Frieden,
für uns selbst und für alle Menschen auf der Erde.

Wir bitten dich: Sei mit deinem Licht der Hoffnung dort,
wo Menschen aufgeben wollen
und nicht mehr auf Veränderung hoffen.
Nimm der Mutlosigkeit die Macht
und mache uns stark, neue Wege zu suchen.

Wir bitten dich: Sei mit deinem Licht des Friedens dort,
wo Menschen sich hassen und verachten
und aufgestachelt werden zu Terror und Mord.
Zerbrich den Kreislauf der Gewalt
und lass die Menschen den Weg deines Sohnes finden,
der zur Versöhnung führt.

Wir bitten dich für uns selbst:
Lass dieses Jahr zu einem guten Jahr werden, in dem wir nach und nach die Pandemie vergessen dürfen, in dem mehr und mehr Normalität einkehrt und wir wieder als deine Gemeinde in Gemeinschaft vor dir stehen dürfen.
Gott, lass unser ganzes Leben in deinen Händen aufgehoben sein.
Amen.

 

Vaterunser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen. 

Segen

GOTT segne dich und behüte dich,
GOTT lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig,
GOTT erhebe sein Angesicht auf dich 
und gebe dir Frieden. (Num 6,24ff)

Amen.

 

Bleiben Sie behütet!

Ihre Regina Löwenstein-Hausmann, Diakonin

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