„Worauf bauen wir?“

Das internationale Komitee des Weltgebetstages hatte den Frauen aus Vanuatu das diesjährige Motto „Baue auf einem starken Fundament“ vorgegeben.

Das folgende Gleichnis aus der Bergpredigt des Matthäusevangeliums ist die Antwort der vanuatuanischen Frauen auf die gestellte Herausforderung.

24Alle, die nun meine Worte hören und entsprechend handeln, werden einer klugen Frau, einem vernünftigen Mann ähnlich sein, die ihr Haus auf Felsen bauten. 25Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und überfallen dieses Haus – und es stürzt nicht ein! Denn es ist auf Felsen gegründet. 26Alle, die nun meine Worte hören und sie nicht befolgen, werden so unvernünftig sein wie eine Frau oder ein Mann, die ihr Haus auf Sand bauten. 27Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und prallen an dieses Haus – da stürzt es in einem gewaltigen Zusammenbruch ein!

(nach: Bibel in gerechter Sprache)

 

Angesichts der klimatischen und geographischen Situation von Vanuatu – über 80 Inseln im Südpazifik – ist das eine höchst spannende Textauswahl!
Auch wenn die Vanuatu-Inseln überwiegend vulkanischen Ursprungs sind, ist dort vieles im buchstäblichen Sinne „auf Sand gebaut“. Sogar der gesamte Staat ist vom Untergang bedroht, ganz wörtlich! Denn das durch den Klimawandel ausgelöste Ansteigen des Meeresspiegels wird zum Überfluten der Inseln und weitestgehend zum Verschwinden von Vanuatu und anderen Inselstaaten führen.

Die Frauen aus Vanuatu geben uns mit dem ausgewählten Gleichnis ein Zeugnis ihres Glaubens und ihrer Hoffnung. Sie weisen auf das Fundament hin, das sie auf Dauer trägt und das nicht von äußeren Stürmen, Beben und Fluten zum Einsturz gebracht werden kann. Auch im Landeswappen von Vanuatu wird diese Hoffnung ausgedrückt. Dort steht: „In Gott steht und gründet Vanuatu.“

Auch wir werden mit diesem Text vor die Frage gestellt: „Was ist mein un-erschütterliches Fundament in stürmischen Zeiten? Worauf baue ich, wenn meine Existenz bedroht ist?“

Der „vernünftige Mann“ und die „kluge Frau“ aus dem Gleichnis bringen zwei Voraussetzungen mit: Sie „hören“ die Worte Jesu und „handeln entsprechend“. Vor dem aktiven Tun steht also erst das Hinhören, das Interesse, die Botschaft, die das richtige Handeln erst möglich macht. Das Gleichnis steht am Ende der Bergpredigt und bezieht sich daher auf die gesamte Lehre Jesu, auf die Verkündigung der überfließenden Gerechtigkeit Gottes, auf die Forderung der Menschen- und Gottesliebe. Wer diese Worte Jesu hört und versteht, weiß, was zu tun ist. 

Das gilt für den persönlichen Lebensbereich eines jeden und einer jeden von uns. Das gilt aber gerade auch für die Klimakrise, die von den Industrienationen beschleunigt und in Vanuatu zur Katastrophe führen wird. Wer das Richtige tun und Gefahr abwenden will, hat die Pflicht, sich zu informieren. Er/Sie muss hinhören auf die Nöte derjenigen, die unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden haben. Es besteht unzweifelhaft ein Zusammenhang zwischen unserem Lebensstil und der Lebensbedrohung der Inselbewohner im Südpazifik.

Von unser aller Handeln hängt nicht weniger ab als die Existenz unserer Erde, also auch die des Inselstaates Vanuatu.

Die Frauen aus Vanuatu drücken mit diesem Gleichnis ihre Hoffnung auf Mitmenschlichkeit und christliche Solidarität aus. Gerade in unseren reichen Ländern muss das Beten mit Vanuatu und den anderen Menschen in der Südsee ihren Schrei nach Gerechtigkeit, nach Aufmerksamkeit und Solidarität hörbar machen und zu einem neuen Handeln führen.

 

Im Namen des WGT Teams Schiefbahn
Eva Messerschmidt und Martina Schuler

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