„So viel du brauchst…“ so lautet ja das Motto der Klimafasten-Aktion. Wieviel brauche ich denn? Was ist mir denn wichtig? Was habe ich denn?

Ich gestehe… ich mag das, was ich habe. Mein Haus, meinen Garten, meine Familie, die mit mir dort drin wohnt und meine Hunde. Ich mag es, dass es uns so gut geht, dass wir uns keine allzu großen Sorgen machen müssen und dass wir uns auch mal was kaufen können, wenn wir denken es zu brauchen.

Und ja, es ist ja so einfach geworden. Amazon… durchsuchen… in den Warenkorb… und klick!...gekauft.

Oder sogar Lebensmittel… Picnic liefert fast alles. 

Getränke… klar, bei Flaschenpost. 

Und wenn der Heißhunger kommt und wir mal keine Lust zu kochen haben, gibt es auch noch Lieferando. Oder eben die Pizzeria um die Ecke, da muss man halt nur selber abholen.

Gerade jetzt in der Corona-Zeit – gebe ich zu – nutze ich diese Wege schon mehr als vorher. Und es ist ja auch bequem. 

Bei so einer einfachen Beschaffung von Dingen die benötigt werden, geht manchmal das „Kaufgefühl“, wie man es früher hatte verloren. Ich weiß noch, wie ich früher mit einer Freundin durch die Stadt gelaufen bin. Wir sind von einem Laden in den nächsten. In jedem 3. Geschäft wurde etwas zurückgelegt um noch mal im nächsten Laden zu schauen, ob es dort etwas Besseres gibt und um zu überlegen, was man denn nun wirklich nimmt. Die coole Jeans aus dem Laden vorne an der Ecke? Oder das Schnäppchen aus dem anderen Laden? Dann könnte man vielleicht noch den Pulli dazu holen…???

Ja, das waren Überlegungen. Es war komplizierter, als nur schauen und dann klick! Denn schließlich musste man ggf. am Ende wieder ganz zurück zu dem Geschäft ganz hinten, denn am Ende war es dort doch das Beste, das man gefunden hatte.

Gut, ganz so gegensätzlich, wie gerade beschrieben ist es vielleicht nicht. Auch im Internet kann ich schauen und vergleichen. Ich kann auf Qualitätssiegel oder auch auf die Herkunft achten. Und ja, ich habe auch mehr Möglichkeiten. Ich bestelle zum Beispiel gerne bei einem recht kleinen Anbieter, der fair gehandelte Kleidung verkauft. Nun habe ich mal geschaut, wo die Firma ihren Sitz hat: In Heusenstamm, das liegt hinter Frankfurt am Main. Da würde ich so nicht mal eben hinfahren. Und vor Ort kenne ich keinen Laden, der Faire Kleidung verkauft. Ich würde also wahrscheinlich einfach mehr die „normale“ Kleidung kaufen. 

Also das Kaufen über das Internet bietet schon auch Möglichkeiten. Es gibt mehr Auswahl. Ich kann bei Anbietern kaufen, die es nicht bei uns in der Nähe gibt und die vielleicht innovative, oder Waren mit einem besonderen Augenmerk verkaufen, wie Fairtrade oder Bio. 

ABER, ich muss es mir eben auch bewusst machen, dass mein Kauf und mein Kaufverhalten eine Bedeutung haben….für mich, für meinen Geldbeutel und für andere Menschen, die an der Herstellung beteiligt sind, sowie für die Umwelt, deren Ressourcen wir mit jedem Einkauf nutzen. 

Also, vielleicht eine kleine Checkliste im Kopf abarbeiten, bevor man kauft? 

Brauche ich es wirklich? Oder ist es nur Nice to have? 

  • Auf was will ich beim Kauf achten? Preis, Qualität, Herkunft, Internetkauf oder kleine Händler vor Ort, besondere Merkmale, besondere Herstellung???
  • Und was darf es kosten? 

Ich glaube, so kommt man wieder zu einem bewussteren Einkaufsverhalten und entzieht sich der Gefahr des Schauens… und klick! 

Und Sachen, die ich nicht mehr brauche? Na auch dafür gibt es ja diverse mittlerweile ja schon fast im Trend liegende Möglichkeiten: Kleidertauschbörse, Secondhandläden, Verkauf auf Ebay, oder na klar, auch einfach mal etwas verschenken. Ebenso immer wieder angepriesen auf diversen Plattformen: Aus Alt mach Neu. 

Oh je, jetzt rede ich und rede ich und bin schon mitten im Thema. 

Aber wozu das alles? Nun ja, um unsere wunderbare Schöpfung zu bewahren und sie nicht auszubeuten. 

Ich möchte euch den Schöpfungsbericht heute vorstellen, den wir im Erntedankgottesdienst gehört haben. Eine wunderbare Übersetzung zum Genießen… 

Ja und vielleicht geht es auch genau darum… zu genießen. Genuss, statt grenzenloser Konsum, und Dankbarkeit für das was wir haben. Uns, unsere Familie, unsere Tiere, die Natur um uns herum, ja und auch unser Dach überm Kopf, das wir uns natürlich auch schön einrichten dürfen… um es zu genießen.

 

Hier ist nun ein Schöpfungsbericht, den die englische Ärztin und Schriftstellerin Sheila Cassidy niedergeschrieben hat.

Sheila Cassidy: 6.u.7. Tag

Am sechsten Tag betrachtete Gott die Erde und beobachtete, wie die Tiere in ihren Familien miteinander spielten. Da erfüllte Sehnsucht und ein Gefühl der Leere sein Herz. Er war einsam. Den ganzen Tag sucht er einen Freund, bis er sich, vom Weinen müde, unter einen Baum setzte und einschlief. Als er schlief, sah er im Traum Geschöpfe, die ganz anders waren als die, die er bisher gemacht hatte. Es war, als erblickte er sein Spiegelbild in einem der ruhigen Bergseen, nur dass es viele Spiegelbilder waren, nicht nur eines. 

Als Gott aufwachte, wusste sie, was sie tun konnte. Sie nahm ihren Wollkorb, ging hinunter zum Ufer des Sees und fing an zu stricken. Sie strickte so schnell sie konnte, für den Fall, dass sie die Bilder des Traums vergessen sollte, und nach kurzer Zeit standen zwei Geschöpfe von ganz besonderer Schönheit vor ihr. Sie dachten, sprachen und träumten – gerade so wie sie selbst.

Aufgeregt umarmte Gott ihre neuen Geschöpfe, dann ging sie Arm in Arm mit ihnen im Garten spazieren. „Schaut“, sagte Gott, „ist das nicht wunderbar. Das hier ist eine Orange, das ein Papagei, das eine Maus und das ein Gänseblümchen!“ Dann lud Gott ihre neuen Geschöpfe ein zu einem köstlichen Festessen mit Brot und Honig, Oliven und Nüssen und einer wunderbaren Schale mit Obst.

Beim Essen erzählte Gott, was er mit der Welt vorhatte, und seine Geschöpfe hörten genau zu und teilten seine Aufregung und Freude.

Mitten in der Nacht erwachte Eva, die erste Frau. Sanft weckte sie ihren Mann. Hand in Hand gingen sie hinaus in den Garten. Es war Vollmond, und die Sterne funkelten hell über den hohen Berggipfeln, die sich am dunklen Himmel abzeichneten, und über dem Wasser des Sees, das im Mondlicht silbern glänzte. Als sie schweigend stehen blieben, hörten sie ein tiefes, brausendes Geräusch, das ganz anders war als die Rufe der verschiedenen Geschöpfe. „Lass uns gehen und nachschauen, woher das Geräusch kommt“, sagte Eva. Hand in Hand gingen sie also durch die Mondnacht, bis das Geräusch schließlich zu einem lauten Brausen wurde und sich vor ihnen der Ozean ausbreitete – so weit das Auge reichte. Eine Weile standen sie wie verzaubert, dann sagte Adam stolz: „Das ist unsere Welt. Sie ist uns anvertraut, damit wir für sie sorgen sollen. So hat es Gott gesagt.“ Lange Zeit saßen sie zusammen und betrachteten still das Meer. Nach einer Weile wurden sie schläfrig. Da nahm Adam seine Frau in den Arm, und sie schliefen unter dem Sternenhimmel.

Am siebten Tag ruhte Gott aus. Er lag in seiner Hängematte und beobachtete, wie Adam und Eva Hand in Hand im Garten spazieren gingen und wie die jungen Tiere miteinander spielten. Als er so in seiner Hängematte lag, war Gott sehr zufrieden. Er hatte Freunde, die mit ihm für die Welt und alle ihre Geschöpfe sorgen würden. Er schloss die Augen und malte sich aus, wie glücklich sie zusammen sein würden.
 

 

Yvonne Houf ist Jugendleiterin in unserer Gemeinde.